In Klangschönheit baden
Konzert Salaputia Brass und Jeroen Berwaerts verzaubern die Besucher in der St.-Georgs-Kirche in Nördlingen
Nördlingen Der Nördlinger Jonas Burow hatte versprochen, mit seiner Salaputia Brass Band die potenziellen Besucher des Konzertes in der St.-Georgs-Kirche „in Klangschönheit baden“zu lassen. Dieses Versprechen haben er und seine Kollegen mit ihrem „Chef“Jeroen Berwaerts absolut gehalten.
Die begeisterten Zuschauer im nahezu voll besetzen Kirchenschiff erlebten eine Reinheit des Klanges, wie sie wohl nur in einem so großen Kirchenraum zu hören ist. Kirchenmusikdirektor Udo Knauer hatte zu seiner Begrüßungsrede einen „Knirps“mitgebracht und hielt ihn wie ein Stadtführer in die Höhe, um den lateinischen Begriff Salaputia auch optisch zu erklären: Zwerg oder eben Knirps. Doch die „Knirpse“, von denen einer eben im Nördlinger Posaunenchor groß geworden ist (wir berichteten) sind längst erwachsen geworden. Mittlerweile spielen viele Mitglieder in bedeutenden deutschen Kulturorchestern auf führenden Positionen, wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, dem Gürzenichorchester Köln, dem Konzerthausorchester Berlin, dem Hessischen Staatsorchester Wiesbaden oder bei den Augsburger Philharmonikern. Diese Professionalität klang in jeder Note mit. Das Programm widmete sich Klassikern wie Monteverdi (Toccata aus Orfeo), Orlando die Lasso (Canzon de l’eterne) und hauptsächlich dem Ve- nezier Giovanni Gabrieli. Die perfekt dargebotene Doppelchörigkeit seiner Kompositionen waren das Gerüst des Konzertes, die vor allem im zweiten Teil präsentierten Canzoni („noni toni“, „primi toni“oder „septimi toni“) transportierten diese Klangschönheit wunderschön auch in den letzten Winkel des ehrwürdigen Hauses. Man konnte nur den Atem anhalten. Trompeter Jeroen Berwaerts (Professor für Trompete an der Hochschule für Musik in Hannover) gilt als musikalisches Kraftwerk, das in Jakob Van Eycks „Bravade“, die er solo auf der Trompete blies, zum ersten Mal buchstäblich explodierte. Dass sein Repertoire sich über sämtliche Epochen, vom Barock bis zu zeitgenössischer Musik und hin zum Jazz erstreckt, schlägt sich in der Zusammenarbeit mit Salaputia Brass im besten Sinne nieder.
Er brillierte (auch als Jazz-Vokalist) in Gershwins „Summertime“oder dem Traditional „Nobody Knows the Trouble I’ve Seen“. Fast nebenbei führt er klug und wortreich durch das Programm, das Salaputia Brass mit unglaublicher Sicherheit und Leidenschaft absolvierte.
Da tauschte man Plätze und Formationen, spielte in unterschiedlichen Besetzungen, aber immer traumhaft souverän. „Signals from Heaven“nannte sich das Programm, das auch für das Ergebnis dieses umwerfend schönen Konzertabends hätte stehen können.
Bester Beweis: das letzte Stück, das sonst eher dröge Traditional „Swing Low, Sweet Chariot“, arrangiert von Trompeter Peter Dörpinghaus, klang wohl noch nie so frisch und mitreißend wie in der St.Georg-Salaputia-Fassung. Danach stehender Applaus eines bestens unterhaltenen Publikums. Man sollte die „Nördlingen-Connection“Jonas Burows unbedingt nutzen, um möglichst bald wieder ein Konzert mit diesen höchst begabten „Knirpsen“erleben zu dürfen. Bravissimo!