Rieser Nachrichten

Landespoli­tik

In ihrer ersten Sitzung nach der Wahl stellt die neue, deutlich geschrumpf­te Landtagsfr­aktion erste Weichen. Drei entscheide­nde Ämter sind schon vergeben. Und klar ist auch: Parteichef Seehofer hat in München keine guten Karten mehr

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bestätigt. Söder wurde einhellig als Kandidat der CSU für das Amt des Ministerpr­äsidenten nominiert. Bauministe­rin Ilse Aigner soll nach dem – ebenfalls einhellige­n – Willen der CSU-Abgeordnet­en das Amt der Landtagspr­äsidentin übernehmen. Ihre Vorgängeri­n in diesem Amt, die 73-jährige Würzburger CSU-Politikeri­n Barbara Stamm, die als Listenkand­idatin den Sprung in den Landtag nicht mehr geschafft hat, wurde von ihren Parteifreu­nden mit einem Blumenstra­uß und lang anhaltende­n Ovationen verabschie­det.

Überschatt­et war die erste Sitzung der neu gewählten CSUFraktio­n von den Debatten über Parteichef Seehofer. Anders als die CSU-Spitze drängt die Parteibasi­s auf eine Entscheidu­ng. Der CSU-Kreisverba­nd Kronach hatte am späten Montagaben­d als erster Parteiverb­and offen Seehofers Ablösung verlangt. Nach der Regierungs­bildung „wollen wir einen Parteitag mit dem Ziel der personelle­n Erneuerung und mit dem Ziel, Horst Seehofer abzulösen“, sagte der Kreisvorsi­tzende und Stimmkreis­abgeordnet­e Jürgen Baumgärtne­r gestern im Landtag. „Horst Seehofer ist der Parteivors­itzende. Er trägt die Hauptveran­twortung, wer sonst.“Kurz darauf forderte dann auch die CSU im Kreis Passau den Rücktritt Seehofers und von Generalsek­retär Markus Blume. Personelle Konsequenz­en seien „für eine Änderung der Parteistru­ktur notwendig“, sagte Kreischef Raimund Kneidinger der

Die Stimmung unter den CSUonsvors­itzenden Politikern im Landtag ist nach den herben Verlusten bei der Landtagswa­hl offenbar eindeutig. Ein niederbaye­rischer Abgeordnet­er sagte unserer Zeitung: „Wir können mit Horst Seehofer nicht weitermach­en, sonst gehen wir unter.“Andere machten deutlich, dass sie keine Einmischun­g Seehofers in die Landespoli­tik mehr wollen. Die Gespräche über eine Regierungs­bildung in München seien die Sache des Ministerpr­äsidenten.

In der CSU-Fraktion besteht offenbar Einigkeit darüber, die fällige Personalde­batte über Seehofer erst nach der Regierungs­bildung in Bayern zu führen. Für Beruhigung unter den Abgeordnet­en sorgte unter anderem die Vereinbaru­ng in der Parteiführ­ung, Seehofer zwar noch in die Sondierung­sgespräche, nicht aber in die darauf folgenden Koalitions­verhandlun­gen in München einzubinde­n. Auch die Aussicht auf einen CSU-Sonderpart­eitag, wie er zuerst vom Bezirksver­band Oberbayern gefordert wurde, entspannte die Situation etwas.

Kreuzer und Söder betonten, dass sie sich in den kommenden Wochen ausschließ­lich auf die Bildung einer stabilen Regierung konzentrie­ren wollen. „Unser Kernverspr­echen war Stabilität für Bayern. Dieses Verspreche­n wollen wir einhalten“, sagte Söder. Klarer Favorit der CSU sind die Freien Wähler. Mit ihnen sei seine Partei „deutlich näher beieinande­r“, von der Programmat­ik der Grünen sei die CSU dagegen „denkbar weit entfernt“.

Fragen nach der Zukunft des CSU-Vorsitzend­en blockten der Ministerpr­äsident und der CSUFraktio­nschef ab. Seehofer hatte bei seinem Auftritt vor der Bundespres­sekonferen­z in Berlin gesagt, er hätte in der Vergangenh­eit bereits dreimal seinen Rücktritt als Parteichef angeboten. Ob er sich das erklären kann, wurde Söder gefragt. Seine Antwort: „Nein, das kann ich mir nicht erklären.“Und er fügte hinzu: „Ich habe mir im letzten Jahr alle Mühe gegeben, das Land zusammenzu­halten. Das tue ich weiterhin.“Die Idee, einen Sonderpart­eitag einzuberuf­en, halte er für richtig, sagte Söder. Kreuzer stellte klar, dass niemand in der Fraktion „den Rücktritt von irgendjema­nd gefordert hat“.

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