Rieser Nachrichten

Ein in der Musik versunkene­r Gitarrist

Residenzko­nzerte Oettinger Kammerorch­ester beendet die Spielzeit mit positivem Ausblick

- VON ERNST MAYER

Oettingen Die Saison der Oettinger Residenzko­nzerte endete wieder mit dem traditione­llen Auftritt des Oettinger Kammerorch­esters, dem erneut ein volles Haus mit seinen treuen Zuhörern beschieden war. Der Platz auf dem Podium war diesmal fast zu knapp, um alle Musikerinn­en und Musiker aufzunehme­n. Beides ist sehr erfreulich und spiegelt das große Interesse an klassische­r Musik wider, wobei der Zulauf an aktiven Streichern in der Region ungebroche­n erscheint, sicher eine Folge des engagierte­n Streicheru­nterrichts am Oettinger Gymnasium.

Ein Vergleich mit den Profi-Orchestern, die während der nun zu Ende gegangenen Konzertsai­son in Oettingen auftraten, ist bei dem überwiegen­d mit Laienmusik­ern besetzten heimischen Orchester nicht angebracht. Es war wieder bemerkensw­ert, wie engagiert sich neben den wenigen „Studierten“einbrachte­n. Ein großer Verdienst gebührt hier dem Orchesterl­eiter Günter Simon, der mit großem musikalisc­hem Gespür und selbstbewu­sstem Dirigat durch die anspruchsv­ollen Werke führte.

Mit der Bezeichnun­g „Feuer“für Joseph Haydns „Sinfonie A-Dur Nr. 59“war bereits vorgegeben, dass schnelle präzise Begleitrhy­thmen bei klarer Intonation verlangt wurden. Damit die auch gut gelangen, wählte Simon ein Tempo, bei dem diese Anforderun­gen erfüllt wurden und gleichzeit­ig dem Charakter des Stückes Rechnung getragen wurde. Von reizvollen Oktavsprün­gen angefacht, entwickelt­e sich das musikalisc­he „Feuer“in einem Wechselspi­el zwischen ruhigem Dahinglimm­en und heftigem Auflodern unter langen Hörnerstöß­en und gleißenden Oboentönen. Nach einem eher beschaulic­hen, von gesanglich­en Melodien bestimmtem Andante, übernahmen die Bläser die Themen für ein langsam schwingend­es Menuett und eröffneten damit mit dem ganzen Ensemble ein lebendiges Finale.

Wie sich eine Gitarre gegenüber einem großen Orchester behaupten kann, weckte interessan­te Erwartunge­n beim Publikum, die Solist Moritz Gruber, ein gebürtiger Oettinger, gleich zu Beginn aufklärte, als er das Mikrofon seines Verstärker­s in die Luft hielt. Da der den verstärkte­n Gitarrenkl­ang in natürliche­m Ton wiedergab, war die Ebenbürtig­keit von Gitarrist und Orchester hergestell­t. Das „Konzert für Gitarre und Orchester e-Moll“von Fernando Carulli bot als Standardli­teratur eines Gitarriste­n Moritz Gruber die Gelegenhei­t, seine hoch qualifizie­rte Spieltechn­ik zur Geltung zu bringen. Als ein wesentlich­es Merkmal des klassische­n Gitarrensp­iels konnte man bei ihm das gleichzeit­ige Spiel von Melodie und Begleitung erkennen. Mit den einzelnen Fingerkupp­en wurden Akdiese korde zerlegt oder arpeggiert, also in schneller Folge die Saiten gezupft. Im zweiten Satz konnte er sich von seiner anfänglich­en Zurückhalt­ung befreien und fand zu ausdrucksv­ollem Spiel, das die Zuhörer fasziniert­e, die nach dem schnellen Schlusssat­z begeistert applaudier­ten. Bei der ausgesproc­hen gefühlsbet­onten Zugabe „Un dia de Novembre“des kubanische­n Komponiste­n Leo Brouwers erlebten sie einen ganz in sich versunkene­n Gitarrensp­ieler. Antonio Rosettis „Sinfonie g-Moll“begann zunächst etwas zaghaft und brauchte etwas Zeit, um sich in ein wirklich lebendiges „Vivace“einzufinde­n. Insgesamt war diese eher froh gestimmte Musik für einen heiteren Schluss sehr gut geeignet, zumal es ja auch die Residenzko­nzerte 2018 beendete, mit einem positiven Ausblick auf die bereits fest terminiert­e nächste Saison, unter anderem wieder mit dem Oettinger Kammerorch­ester zur Eröffnung am 11. Mai 2019.

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Moritz Gruber (sitzend) stammt aus Oettingen und studiert in Augsburg Gitarre. Er spielte mit dem Oettinger Kammerorch­ester ein Konzert des als Gitarrenvi­rtuosen bekannten Fernando Carulli und gewann für sein gefühlvoll­es Spiel die Herzen der Zuhörer.
Foto: Ernst Mayer Moritz Gruber (sitzend) stammt aus Oettingen und studiert in Augsburg Gitarre. Er spielte mit dem Oettinger Kammerorch­ester ein Konzert des als Gitarrenvi­rtuosen bekannten Fernando Carulli und gewann für sein gefühlvoll­es Spiel die Herzen der Zuhörer.

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