Ein in der Musik versunkener Gitarrist
Residenzkonzerte Oettinger Kammerorchester beendet die Spielzeit mit positivem Ausblick
Oettingen Die Saison der Oettinger Residenzkonzerte endete wieder mit dem traditionellen Auftritt des Oettinger Kammerorchesters, dem erneut ein volles Haus mit seinen treuen Zuhörern beschieden war. Der Platz auf dem Podium war diesmal fast zu knapp, um alle Musikerinnen und Musiker aufzunehmen. Beides ist sehr erfreulich und spiegelt das große Interesse an klassischer Musik wider, wobei der Zulauf an aktiven Streichern in der Region ungebrochen erscheint, sicher eine Folge des engagierten Streicherunterrichts am Oettinger Gymnasium.
Ein Vergleich mit den Profi-Orchestern, die während der nun zu Ende gegangenen Konzertsaison in Oettingen auftraten, ist bei dem überwiegend mit Laienmusikern besetzten heimischen Orchester nicht angebracht. Es war wieder bemerkenswert, wie engagiert sich neben den wenigen „Studierten“einbrachten. Ein großer Verdienst gebührt hier dem Orchesterleiter Günter Simon, der mit großem musikalischem Gespür und selbstbewusstem Dirigat durch die anspruchsvollen Werke führte.
Mit der Bezeichnung „Feuer“für Joseph Haydns „Sinfonie A-Dur Nr. 59“war bereits vorgegeben, dass schnelle präzise Begleitrhythmen bei klarer Intonation verlangt wurden. Damit die auch gut gelangen, wählte Simon ein Tempo, bei dem diese Anforderungen erfüllt wurden und gleichzeitig dem Charakter des Stückes Rechnung getragen wurde. Von reizvollen Oktavsprüngen angefacht, entwickelte sich das musikalische „Feuer“in einem Wechselspiel zwischen ruhigem Dahinglimmen und heftigem Auflodern unter langen Hörnerstößen und gleißenden Oboentönen. Nach einem eher beschaulichen, von gesanglichen Melodien bestimmtem Andante, übernahmen die Bläser die Themen für ein langsam schwingendes Menuett und eröffneten damit mit dem ganzen Ensemble ein lebendiges Finale.
Wie sich eine Gitarre gegenüber einem großen Orchester behaupten kann, weckte interessante Erwartungen beim Publikum, die Solist Moritz Gruber, ein gebürtiger Oettinger, gleich zu Beginn aufklärte, als er das Mikrofon seines Verstärkers in die Luft hielt. Da der den verstärkten Gitarrenklang in natürlichem Ton wiedergab, war die Ebenbürtigkeit von Gitarrist und Orchester hergestellt. Das „Konzert für Gitarre und Orchester e-Moll“von Fernando Carulli bot als Standardliteratur eines Gitarristen Moritz Gruber die Gelegenheit, seine hoch qualifizierte Spieltechnik zur Geltung zu bringen. Als ein wesentliches Merkmal des klassischen Gitarrenspiels konnte man bei ihm das gleichzeitige Spiel von Melodie und Begleitung erkennen. Mit den einzelnen Fingerkuppen wurden Akdiese korde zerlegt oder arpeggiert, also in schneller Folge die Saiten gezupft. Im zweiten Satz konnte er sich von seiner anfänglichen Zurückhaltung befreien und fand zu ausdrucksvollem Spiel, das die Zuhörer faszinierte, die nach dem schnellen Schlusssatz begeistert applaudierten. Bei der ausgesprochen gefühlsbetonten Zugabe „Un dia de Novembre“des kubanischen Komponisten Leo Brouwers erlebten sie einen ganz in sich versunkenen Gitarrenspieler. Antonio Rosettis „Sinfonie g-Moll“begann zunächst etwas zaghaft und brauchte etwas Zeit, um sich in ein wirklich lebendiges „Vivace“einzufinden. Insgesamt war diese eher froh gestimmte Musik für einen heiteren Schluss sehr gut geeignet, zumal es ja auch die Residenzkonzerte 2018 beendete, mit einem positiven Ausblick auf die bereits fest terminierte nächste Saison, unter anderem wieder mit dem Oettinger Kammerorchester zur Eröffnung am 11. Mai 2019.