Viel Gestotter nach der Wahl
Am heutigen Montag feiert die Menschheit den Welttag des Stotterns. Den „International Stuttering Awareness Day“gibt es schon seit 1998, aber nie war er so nötig wie heute. Denn das Jahr 2018 ist zum großen Jahr des Stotterns geworden. Es stottert nicht nur der Konjunkturmotor, es stottert auch jedes Diesel-Auto und immer mehr EU-Parlamentarier geraten bei der Erläuterung ihrer Zukunftspläne ins Stottern.
Besonders zugenommen hat die Zahl der politischen Stotterer nach der bayerischen Landtagswahl. Jetzt erklären Vertreter der Volksparteien stotternd ihre Niederlagen und die Grünen kommen aus dem gejubelten Gestotter nicht mehr heraus. Bayern, wo einst sogar jedes komplizierte Schnadahüpferl ungestottert gesungen wurde, hat mit seiner neuen Sprachstörung sogar Berlin angesteckt. In der Bundeshauptstadt wird zwar stotternd eingestanden, dass auch Mitglieder der Bundesregierung das große Stottern in Bayern ausgelöst haben könnten. Das macht verlegen, aber Berliner Verlegenheiten verstecken sich schon immer hinter auftrumpfenden Reden. Schon Theodor Gottlieb von Hippel hat die Verbindung von Schock und gestotterter Redelust erkannt, als er 1778 in seinem Buch „Lebensläufe nach Aufsteigender Linie“den Satz hinterließ: „Nichts ist einem Verlegenen heilsamer, als wenn er reden kann; er fällt zwar immer tiefer drein, indessen ist es ihm Labsal reden zu können, wenn er auch nur stammeln und stottern sollte.“