Professor Wolfgang Mussgnugs Kritik an der Stadt Nördlingen
Debatte Professor Wolfgang Mussgnug forderte öffentlich mehr Unterstützung vonseiten der Stadt Nördlingen für hiesige Kunstschaffende. Mit der Kritik ist nicht jeder einverstanden
Nördlingen Bei der Vernissage der Ausstellung „Nördlingen im Fokus einer Ausstellung“kam es zum öffentlich Disput zwischen dem Künstler Wolfgang Mussgnug und Oberbürgermeister Hermann Faul (wir berichteten). Mussgnug insistierte mehr Wertschätzung vonseiten der Stadt für die bildenden Künste und forderte Faul auf die kulturellen Ressourcen der Stadt zu nutzen und weiter auszubauen. Daraufhin zählte der Oberbürgermeister auf, wie die Stadt Kunstschaffende bereits unterstützt. Dass die Kontroverse in die Öffentlichkeit getragen wird, zeigt eines: Hinter den Kulissen rumort es gewaltig zwischen Künstlern und der Stadt.
Im Gespräch mit den Rieser Nachrichten beklagt Mussgnug, dass die Stadt die bildenden Künste weder anerkenne noch akzeptiere. Er verweist auf ein Gespräch vom März zwischen Künstlern und der Stadt. Sie hätten damals einen entsprechenden Etat, für Ankäufe von Skulpturen der hiesigen Künstler oder um Aktionen zu unterstützen, im Haushalt gefordert. Bisher habe sich aber nichts geändert. Ihm sei in der Vergangenheit eher klargemacht worden, dass die Stadt von Haus aus kein Geld dafür ausgeben wolle. Nur wenn die Künstler von sich aus auf die Verantwortlichen zukommen würden, gebe es Unterstützung. „Der Künstler ist aber da, um Kunst zu machen und nicht um zu organisieren“, sagt Mussgnug. Als eine mögliche Lösung schlägt er ein professionelles Management im kulturellen Bereich vor, etwa einen Kulturreferenten. Bisher laufe die Zuständigkeit für die Kultur nebenher. „Das solle aber keine Kritik an Herrn Scherer (Pressesprecher der Stadt Nördlingen und verantwort- lich für Kultur) sein“, sagt Mussgnug. Den RN gegenüber betont er immer wieder, die Forderungen seien am Künstlerstammtisch entstanden. Hinter vorgehaltener Hand sind jedoch nicht alle Künstler einverstanden mit Mussgnugs Kritik. Zwar vermissen einige den fehlenden Etat im Haushalt, jedoch unterstütze die Stadt die Künstler bei ihren Ausstellungen, indem sie Räumlichkeiten zur Verfügung stelle oder die Organisation übernehme, wie bei den Ateliertagen, die alle zwei Jahre stattfinden. Da sei die Stadt sogar sehr entgegenkommend, heißt es.
Ebenfalls zufrieden mit der Fürsorge ist Otto Troll. Allerdings fügt er an, dass er auch nicht, im Gegensatz zu Mussgnug, von der Kunst leben müsse. „Ob bei Ausstellungen während der Rieser Kulturtage oder im Rahmen der Ateliertage, ich wurde immer gut behandelt“, sagt er. Allerdings ist unter den Künstlern auch zu hören, dass den Zuständigen der Stadt das Gespür für die bildenden Künste fehle. Unserer Zeitung gegenüber sagt ein Künstler aus Nördlingen, dass der Stadt kulturelle Konzepte fehlen würden, obwohl es in Nördlingen ein riesiges Potenzial für kreative Ausstellungen gebe.
Einem Künstler ein Atelier zur Verfügung gestellt
Derjenige, auf den die Kritik bei der Vernissage zurückfiel, Hermann Faul sagt, dass die Stadt Nördlingen im kulturellen Bereich breit aufgestellt sei und viele Sparten unterstützen wolle. Er nennt auch ein Beispiel von einem Künstler, der vor einigen Monaten auf ihn zugekommen sei und für ein Atelier anfragte. Dem Anliegen sei man nachgekommen und habe dem Künstler eine Räumlichkeit zur Verfügung gestellt. Der Idee eines Kulturreferenten schiebt Faul einen Riegel vor. „Das können wir uns nicht leisten.“Zum fehlenden Etat sagt er, dass Rudi Scherer einen Betrag für den Haushalt 2019 angemeldet habe. Das bestätigt Scherer. Er fügt jedoch an, dass er nicht darüber entscheiden könne, ob der Punkt im Haushalt aufgenommen werde. Die Zusammenarbeit mit den Künstlern sieht er eigentlich positiv, deshalb zeigt er sich etwas überrascht über den öffentlichen Disput. Denn bereits in den vergangenen Monaten habe es immer wieder Gespräche zwischen der Stadt und Künstlern, auch Mussgnug, gegeben und deren Anliegen seien auch durchaus bekannt. Scherer betonte aber, dass wenn Kunstschaffende auf ihn zukommen, alles versucht werde, um ihn bei seinem Anliegen zu unterstützen, ob bei einer Ausstellung oder anderem.