Rieser Nachrichten

Von Kabarett über Rap bis Jazz

Kultur Die 14. Offene Unterhaltu­ngsbühne fand im Nördlinger Fontana statt. Dort wurde an diesem Abend große Kleinkunst geboten – unter anderem aus der Schweiz

- VON PETER URBAN

Nördlingen Ganz anders als angekündig­t und von Eros Ramazotti alias Dominik Herzog herz- und sprachzent­rumszerrei­ßend mit „Se bastassa una canzone“sogar angesungen – aber es gab bei dieser mittlerwei­le 14. Ausgabe der Offenen Unterhaltu­ngsbühne nichts, was man mit einer Pizzeria in Verbindung bringen könnte. Und dennoch hat an diesem herrlichen Abend alles zusammenge­passt: Das Ambiente, die Bewirtung, der wie immer souveräne Moderator Dominik Herzog, Licht, Ton und nicht zuletzt die Künstler, die eine denkwürdig­e Mischung aus Comedy, Kabarett, Rap, Jazz und sozusagen höherem Blödsinn boten.

Konstantin Korovin, der EscapeGame-Entwickler und Motion-Designer erzählte aus seinem bewegten Leben im Spannungsf­eld zwischen Werbung für Bildungsre­sistente und der Frage, warum niemand Veganer leiden kann. Das alles spitzfindi­g formuliert, nie platt und immer so gut, dass man ihm zu seiner nur gratuliere­n kann, „endlich was Vernünftig­es, nämlich Comedy“zu machen. Apropos Vernunft: Alexander Weiß, sprich „Leukos“, hat ja schon einige bemerkensw­ert schräge Auftritte hingelegt, was er hier mit den GeorgKreis­sler-Interpreta­tionen „Bessarabie­n“und „Mach’s Dir bequem, Lotte“, begleitet von Markus Prügel am Piano, hinlegte, war in seiner tiefschwar­zen Gründigkei­t ganz nahe am Original. Hut ab.

Bereits zum zweiten Mal war der Gundelfing­er Rapper „K.F.S Kapuzen Feat. Sneakers“am Start und bewies mit seiner vierteilig­en Darbietung „Zeitreise“, dass Rap auch etwas diametral anderes als Gangsta-Schrott-Texte sein kann. Sehr politisch, sehr klug, sehr gut. Dass Isabel Meili, die sympathisc­he Schweizeri­n mit ihrem derben Wiener Schmäh befürchtet­e, nach „diesem Blockbuste­r“unterzugeh­en, erwies sich als völlig unbegründe­t, hatte sie doch nach wenigen rotzfreche­n Sätzen ihr Publikum überzeugt, zum Beispiel über ihr Heimatland „Wie willst du eine Nation ernst nehmen, deren härtester Rapper DJ Bobo ist?“In diesem Stil ging es überzeugen­d weiter, ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen. Nicht von ungefähr ist sie die Siegerin der Talente-Show des Wiener Kabarettfe­stivals 2018.

Dass es noch Singer-Songwriter gibt, die mit Akustik-Gitarre deutsche Texte zu Gehör bringen, ist beinahe in Vergessenh­eit geraten. Eine personifiz­ierte Gedächtnis­aufEntsche­idung frischung in dieser Richtung betrat mit Bob Eberl aus München die Bühne, der nach eigener Aussage „inspiriert vom dicken Staub auf seiner Gitarre im Allgemeine­n und dem Leben im Speziellen“ein Soloprogra­mm komponiert hat, das sich um die großen Fragen des Lebens dreht. Mit „Gut drauf“, „Schlagt Euch die Köpfe ein“, „Schade“und „Tanz“gab er musikalisc­h und textlich überzeugen­de Antworten.

Den Schlusspun­kt eines grandiosen Abends der Offenen Unterhaltu­ngsbühne bildeten Markus Prügel und die junge Oberndorfe­r JazzSänger­in Luisa Haensel, die drei Jazz-Standards, unter anderem „Learning the Blues“von Vicki Silvers, zum Besten gaben. Diese Formulieru­ng trifft besonders diesen letzten Auftritt des Abends exakt, aber auch die 14. OUB-Ausgabe im Allgemeine­n: große Kleinkunst. Das wird schwer bei der schon terminiert­en 15. Jubiläumsa­usgabe am 29. März 2019 zu toppen sein. Einen Besuch zum Sich-Selbst-Überzeugen kann man da nur dringend anraten.

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Fotos: Peter Urban Boten den Besuchern einen tollen Abend bei der 14. Offenen Unterhaltu­ngsbühne (von links): Dominik Herzog, Isabel Meili, Bob Eberl, Markus Prügel, Leukos (verdeckt) und Luisa Haensel.
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Der Gundelfing­er Rapper „KfS“– Kapuzen feat. Sneakers – zeigte in einer vierteilig­en Darbietung „Zeitreise“unter anderem politische Texte.

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