Von Kabarett über Rap bis Jazz
Kultur Die 14. Offene Unterhaltungsbühne fand im Nördlinger Fontana statt. Dort wurde an diesem Abend große Kleinkunst geboten – unter anderem aus der Schweiz
Nördlingen Ganz anders als angekündigt und von Eros Ramazotti alias Dominik Herzog herz- und sprachzentrumszerreißend mit „Se bastassa una canzone“sogar angesungen – aber es gab bei dieser mittlerweile 14. Ausgabe der Offenen Unterhaltungsbühne nichts, was man mit einer Pizzeria in Verbindung bringen könnte. Und dennoch hat an diesem herrlichen Abend alles zusammengepasst: Das Ambiente, die Bewirtung, der wie immer souveräne Moderator Dominik Herzog, Licht, Ton und nicht zuletzt die Künstler, die eine denkwürdige Mischung aus Comedy, Kabarett, Rap, Jazz und sozusagen höherem Blödsinn boten.
Konstantin Korovin, der EscapeGame-Entwickler und Motion-Designer erzählte aus seinem bewegten Leben im Spannungsfeld zwischen Werbung für Bildungsresistente und der Frage, warum niemand Veganer leiden kann. Das alles spitzfindig formuliert, nie platt und immer so gut, dass man ihm zu seiner nur gratulieren kann, „endlich was Vernünftiges, nämlich Comedy“zu machen. Apropos Vernunft: Alexander Weiß, sprich „Leukos“, hat ja schon einige bemerkenswert schräge Auftritte hingelegt, was er hier mit den GeorgKreissler-Interpretationen „Bessarabien“und „Mach’s Dir bequem, Lotte“, begleitet von Markus Prügel am Piano, hinlegte, war in seiner tiefschwarzen Gründigkeit ganz nahe am Original. Hut ab.
Bereits zum zweiten Mal war der Gundelfinger Rapper „K.F.S Kapuzen Feat. Sneakers“am Start und bewies mit seiner vierteiligen Darbietung „Zeitreise“, dass Rap auch etwas diametral anderes als Gangsta-Schrott-Texte sein kann. Sehr politisch, sehr klug, sehr gut. Dass Isabel Meili, die sympathische Schweizerin mit ihrem derben Wiener Schmäh befürchtete, nach „diesem Blockbuster“unterzugehen, erwies sich als völlig unbegründet, hatte sie doch nach wenigen rotzfrechen Sätzen ihr Publikum überzeugt, zum Beispiel über ihr Heimatland „Wie willst du eine Nation ernst nehmen, deren härtester Rapper DJ Bobo ist?“In diesem Stil ging es überzeugend weiter, ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen. Nicht von ungefähr ist sie die Siegerin der Talente-Show des Wiener Kabarettfestivals 2018.
Dass es noch Singer-Songwriter gibt, die mit Akustik-Gitarre deutsche Texte zu Gehör bringen, ist beinahe in Vergessenheit geraten. Eine personifizierte GedächtnisaufEntscheidung frischung in dieser Richtung betrat mit Bob Eberl aus München die Bühne, der nach eigener Aussage „inspiriert vom dicken Staub auf seiner Gitarre im Allgemeinen und dem Leben im Speziellen“ein Soloprogramm komponiert hat, das sich um die großen Fragen des Lebens dreht. Mit „Gut drauf“, „Schlagt Euch die Köpfe ein“, „Schade“und „Tanz“gab er musikalisch und textlich überzeugende Antworten.
Den Schlusspunkt eines grandiosen Abends der Offenen Unterhaltungsbühne bildeten Markus Prügel und die junge Oberndorfer JazzSängerin Luisa Haensel, die drei Jazz-Standards, unter anderem „Learning the Blues“von Vicki Silvers, zum Besten gaben. Diese Formulierung trifft besonders diesen letzten Auftritt des Abends exakt, aber auch die 14. OUB-Ausgabe im Allgemeinen: große Kleinkunst. Das wird schwer bei der schon terminierten 15. Jubiläumsausgabe am 29. März 2019 zu toppen sein. Einen Besuch zum Sich-Selbst-Überzeugen kann man da nur dringend anraten.