Reittier und Gorilla-Hand
Humboldt Forum Berlin präsentiert 15 Objekte, die in das Museum der Weltkulturen einziehen
Berlin Eine abgetrennte GorillaHand im Konservierungsglas und ein göttliches Reittier aus dem Hindutempel, die Tür des legendären Berliner Technoclubs Tresor und eine mexikanische Federmadonna – mit solchen „Highlights“u.a. aus dem Berliner Museumsbestand stellt sich das Humboldt Forum im Berliner Schloss ein Jahr vor seiner Eröffnung werbend vor. Unter dem Motto „Erste Vorboten“werden in den kommenden Monaten in Ausstellungen und Gesprächen 15 ausgewählte Objekte präsentiert, die das Konzept des ambitionierten Kulturzentrums deutlich machen und dort später zu sehen sein sollen.
„Exemplarisch stehen sie für die Vielfalt der Themen aus Wissenschaft, Kunst, Natur, Kultur, Geschichte und Gesellschaft sowie für verschiedene Perspektiven von gestern und heute, nah und fern, die in der Mitte Berlins neu zusammenfinden“, erklären die Veranstalter. Das Humboldt Forum, Deutschlands kulturelles Vorzeigeprojekt, soll Ende 2019 schrittweise öffnen. Hinter den rekonstruierten Fassaden der einstigen Preußenresidenz werden gut 20 000 Kunstwerke, spirituelle Objekte und Alltagsgegenstände aus Asien und Afrika, Amerika und Ozeanien zu sehen sein.
Größter Player ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die mit ihrer ethnologischen Sammlung das Haus gegenüber der Museumsinsel zu einem „Ort der Weltkulturen“ machen will. Auch die HumboldtUni und das Land Berlin sind mit Ausstellungsflächen beteiligt. Der neue Generalintendant Hartmut Dorgerloh, 56, der nach langem Kompetenzgerangel unter den Partnern seit Juni an der Spitze der verantwortlichen Stiftung steht, erinnert mehrfach an das beschworene Konzept aus einem Guss. „Unser Anspruch ist, mit den unterschiedlichen Akteuren ein gemeinsames Angebot zu formen“, sagt er.
Doch bis dahin ist es wohl noch ein Stück Weg. Das Ethnologische Museum hat nach Angaben seines Direktors Lars-Christian Koch für die jetzt anlaufenden „Highlights“Objekte ausgewählt, die lange nicht zu sehen waren und eine besondere Aussagekraft haben. Dazu gehören etwa eine Kriegsvase der Maya, eine Schlangenskulptur der Azteken und eine etwa 2500 Jahre alte Figur aus Guatemala – wegen ihrer Dickbäuchigkeit „Barrigón“, „kleiner Dicker“, genannt. Wichtiges Anliegen der Museen sei, auch von der Geschichte und Herkunft der Objekte zu erzählen, sagt Koch mit Blick auf die laufende Debatte um Deutschlands koloniales Erbe.
Die eingelegte Gorilla-Hand aber, 1904 für die Lehrsammlung angeschafft, soll nach den Worten des leitenden Kurators Gorch Pieken die „gewaltförmigen Transformationsprozesse“unter den Bedingungen des Kolonialismus deutlich machen.