Ein neues Feuerwehrhaus an der Lerchenstraße?
Hintergrund Auf dem Döderlein-Gelände in Nördlingen sollten eigentlich Wohnungen entstehen. Doch zuerst müssen neue Parkplätze geschaffen werden. Jetzt gibt es eine neue Idee
Eigentlich sollten auf dem ehemaligen Döderlein-Gelände in Nördlingen Wohnungen gebaut werden. Jetzt gibt es eine neue Idee.
Nördlingen Wer in Nördlingen einen kleinen Plausch hält, der landet im Verlauf des Gesprächs oft bei diesem Thema: Wohnen. Wo wohnt man? Wie viel zahlt man dafür? Wie viel hätte man vor zehn Jahren dafür bezahlt? Es gibt durchaus Ecken in der Stadt, an denen sich Normalverdiener die Mieten und Wohnungspreise nur dann leisten können, wenn sie entweder geerbt haben oder sich an anderer Stelle stark einschränken. Und es gibt ein Areal, auf dem in Zukunft viele Wohnungen entstehen könnten: das Döderlein-Gelände. Doch jetzt kursiert eine neue Idee in den Reihen des Stadtrates und die lautet: In diesem Gebiet könnte man doch ein neues Feuerwehrhaus bauen.
Dass sich die Nördlinger Wehr ein neues Heim wünscht, ist kein Geheimnis. Kommandant Marco Kurz sagt auf Anfrage der Rieser Nachrichten, dass die kommunale Unfallversicherung in einer Stellungnahme die Zu- und Abfahrt des Feuerwehrhauses im Spitalhof bemängelt. Die Kameraden, die mit ihren Autos zum Einsatz kommen, nutzen die gleiche Einfahrt, wie die Feuerwehrwagen, die von dort abfahren. Frauen und Männer ziehen sich in der Fahrzeughalle um. In die müssen die großen Wagen rückwärts gefahren werden. All das ist nicht optimal – ein Neubau auf dem Döderlein-Gelände wäre das aber, sagt Kurz, auch, weil man alle Richtungen von dort gut erreicht.
Nun ist die Entscheidung, was auf dem Areal an der Lerchenstraße entstehen soll, komplex. Einig ist sich der Stadtrat weitgehend, dass zunächst neue Parkplätze geschaffen werden müssen, bevor man dort baut. Von einem Parkhaus vor dem Löpsinger Tor sind gleich mehrere Fraktionen nicht begeistert. Ein Bau an dieser Stelle störe die Stadtsilhouette, meint Thomas Mittring, Fraktionsvorsitzender der Stadtteilliste. PWG-Fraktionsvorsitzender Helmut Beyschlag sagt, man könne da „keinen riesen Klotz“hinbauen. CSU-Fraktionsvorsitzendem Jörg Schwarzer gefällt die Idee besser, Parkplätze entlang der Bahnlinie – also bei der Wemdinger Unterführung – zu errichten, eventuell mit einem Parkdeck. Doch Oberbürgermeister Hermann Faul fragt: Wie finanzieren – ohne Parkgebühren?
Zudem gab es bereits einen Ideenwettbewerb für das DöderleinGelände. Den hat 2015 das Büro Eisenlauer aus München gewonnen. Plan sieht vor, dass auf dem Areal mehrere Wohnblocks mit Tiefgaragen entstehen. Zur Lerchenstraße hin ist ein Riegel aus Komplexen geplant, in denen Wohnungen, Büros und Dienstleister unterkommen sollen. Auch ein Vier-Sterne-Hotel am Kreisverkehr ist im Plan eingezeichnet – doch das sei jetzt obsolet, meint Faul. Schließlich werden auf dem einstigen BayWa-Gelände und am Luntenbuck bald Hotels errichtet.
Dazu kommt, dass auf dem Döderlein-Areal bei Bodenuntersuchungen Mineralölbelastungen gefunden wurden. In einem ersten Schritt müsse man sich jetzt darum kümmern, sagt der Oberbürgermeister. Der verunreinigte Boden müsse ausgetauscht werden. Unter dem komme eine Kiesschicht. Derzeit werde untersucht, ob man die waschen könne oder entsorgen müsse. Egal, was auf das Döderlein-Gelände gebaut werde, die Sanierung müsse gemacht werden, so Faul und verweist auf Vorgaben des Landratsamtes und des Wasserwirtschaftsamtes.
Ein Ersatz-Parkplatzbau an anderer Stelle liegt für Mittring in weiter Ferne. Er meint, man solle darüber nachdenken, auf dem DöderleinGelände ein neues Feuerwehrhaus zu bauen und den Rest als Parkplatz zu belassen. „Der Spitalhof ist nicht ideal.“Zudem entwickle sich die Stadt in Zukunft in Richtung Osten. Rita Ortler, Fraktionsvorsitzende der SPD, sagt, man müsse in Sachen Feuerwehr in den nächsten zehn Jahren etwas tun. Das DöderleinGelände werde „hochpreisig“– und diese Art Wohnen gebe es schon am Nähermemminger Weg. Ortler ist der Meinung, dass man sich von einem reinen Wohngebiet an der Lerchenstraße verabschieden müsse und vorne die Parkplätze belassen sollte.
Die Fraktion Grüne/Frauenliste hat eine ganz andere Idee. Ihr Antrag vom März wurde bislang nicht im Stadtrat behandelt, moniert Fraktionsvorsitzender Wolfgang Goschenhofer. Demnach sollte ein Drittel des Areals für Sozialwohnungen, ein Drittel für Mietwohnungen mit einer definierten MietDessen preisobergrenze und ein Drittel für Eigentumswohnungen zu Verfügung gestellt werden. Für das Feuerwehrhaus finde man einen anderen Platz, sagt Goschenhofer. Und zudem habe man extra einen IdeenWettbewerb für das Döderlein-Gelände ausgelobt. Auch Helmut Beyschlag meint, es sei schwierig, dessen Ergebnis in die Schublade zu legen. Der Antrag der Grünen sei aber „plakativ“und: „Die Stadt darf nichts verschenken.“Ein Feuerwehrhaus koste eine hohe Summe und sei in nächster Zeit nicht realisierbar, so Beyschlag. Von einem „Wahlkampf-Wunsch-Denken“spricht Jörg Schwarzer: Erst müsse Parkfläche geschaffen und das Gelände saniert werden – und das dauere noch sehr lang. Noch sei nicht geprüft, was eine einfache Sanierung koste. Für ein Feuerwehrhaus wäre das Döderlein-Gelände aber ein denkbarer Standort. Das sieht auch Oberbürgermeister Faul so. Doch er fürchtet Konflikte, wenn sowohl Wohnungen als auch das Heim der Feuerwehrler an der Lerchenstraße entstehen.