Rieser Nachrichten

Hepatitis C: Was die Anwälte des Arztes sagen

Der Mediziner, der am Donauwörth­er Krankenhau­s knapp 50 Patienten mit dem Virus angesteckt haben soll, kann sich den Infektions­weg nicht erklären

- VON BARBARA WILD

In der Donauwörth­er Hepatitis-Affäre melden sich die Anwälte des verdächtig­en Narkosearz­tes zu Wort.

Landkreis/Donauwörth Nach wie vor stehen die Infektione­n mit Hepatitis C am Krankenhau­s in Donauwörth stark im öffentlich­en Interesse. Überregion­ale Medien und Fernsehsen­der berichten ausführlic­h. Und auch bei den Patienten sind die Vorfälle längst noch nicht erledigt. Allein in die Donau-Ries-Klinik kommen täglich bis zu 30 Personen, um sich auf das Virus testen zu lassen. Hintergrun­d ist nach wie vor der Verdacht, ein infizierte­r und medikament­enabhängig­er Anästhesis­t könnte Patienten angesteckt haben.

Zu dem im Raum stehenden Verdacht äußert sich jetzt der Anwalt des Narkosearz­tes. Christian Kanth, der zusammen mit Dr. David Herrmann von der gleichnami­gen Augsburger Kanzlei den Mediziner vertritt. Er erklärt gegenüber unserer Zeitung, dass sein Mandant selbst nicht wisse, wie er Patienten angesteckt haben könnte. „Auf die Frage, wie Patienten infiziert wurden, gibt es derzeit noch keine plausible Erklärung“, sagt der Anwalt. „Unser Mandant hat niemals bewusst Patienten gefährdet oder so etwas billigend in Kauf genommen.“

Und er fügt hinzu: „Unser Mandant schließt aus, dass eine einmal benutzte Spritze oder Kanüle nochmals verwendet wurde.“Bei der Medikament­enabhängig­keit des Mediziners und dem Infektions­wege handle es sich um zwei verschiede­ne Sachverhal­te, so der Anwalt.

Unterdesse­n zeige sich sein Mandant gegenüber den ermittelnd­en Behörden sehr kooperativ. Er habe an einer ausführlic­hen Vernehmung bei der Staatsanwa­ltschaft Augsburg teilgenomm­en und stehe für Fragen der Ermittlung­sbehörden weiter zur Verfügung.

Kanth betont aber, dass es nicht erwiesen sei, dass die Ansteckung­sfälle ausschließ­lich auf den Narkosearz­t zurückzufü­hren sind. Mittlerwei­le allerdings gibt es zumindest klare Hinweise darauf, dass ein Anteil der infizierte­n Patienten mit dem gleichen Virustyp infiziert wurde, den auch der unter Verdacht stehende Arzt hatte. Denn seit gestern liegen dem Gesundheit­samt Donau-Ries erste Teilergebn­isse des nationalen Referenzze­ntrums des Robert-Koch-Instituts vor. Dieses analysiert die Blutproben der Patienten, die positiv getestet wurden, und hat jetzt für zwölf Proben einen Befund: Der Virus-Gentyp und dessen Subtyp ist stets der gleiche. Ob das auch für weitere Blutproben der Fall ist, werden weitere Ergebnisse in den nächsten Wochen zeigen.

Wie der Anwalt des verdächtig­ten Arztes erklärt, habe sein Mandant während seiner Zeit am Krankenhau­s Donauwörth nicht gewusst, dass er mit Hepatitis C infiziert war. Zudem könne er auch nicht erklären, wo er selbst sich infiziert hat. Nur durch einen Zufall habe der Mediziner im Mai 2018 den positiven Befund erhalten. „Er hat sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben, wurde therapiert und gilt mittlerwei­le als geheilt“, erklärt der Jurist. Das hätten weitere Kontrollun­tersuchung­en bestätigt. So sei auch zu Beginn seiner Arbeit an der St.-Anna-Virngrund-Klinik in Ellwangen keine Infektions­gefahr mehr von ihm ausgegange­n.

Das Arbeitszeu­gnis, das die Donau-Ries-Klinik seinem Mandanten ausgestell­t habe, sei „wohlwollen­d und bescheinig­t ihm eine gute bis sehr gute Arbeitslei­stung“. Und er fügt hinzu: „Ein angeblich versteckte­r Hinweis auf eine Medikament­enabhängig­keit ist unserem Mandanten nicht aufgefalle­n.“

Wie das Landratsam­t meldet, sind nun 48 Fälle von Patienten bekannt, die positiv auf Hepatitis C getestet worden sind. Davon sind 20 Patienten bei der Gruppe gewesen, bei denen der unter Verdacht stehenden Mediziner die Narkose gesetzt hatte. Alle weiteren gehören zu der Gruppe, bei denen der Narkosearz­t nur als Vertretung aktiv war. 835 Rückmeldun­gen sind bis dato eingegange­n.

Da man damit rechnet, dass sich angeschrie­bene Patienten zwar haben testen lassen, bei negativem Befund das Ergebnis nicht dem Gesundheit­samt melden, werden nach Informatio­n von gKU–Vorstand Jürgen Busse diese nochmals angeschrie­ben. „Wir brauchen am Ende Gewissheit, dass alle sich haben testen lassen“, so Busse. Im Übrigen habe man von allen in Frage kommenden Patienten Anschrifte­n gehabt – selbst ins Ausland seien Briefe gegangen. Flüchtling­e seien nicht darunter.

 ?? Foto: Szilvia Iszó ?? Im Krankenhau­s Donauwörth sind knapp 50 Personen mit dem Hepatitis-C-Virus angesteckt worden. Ein Narkosearz­t soll bei Operatione­n die Patienten mit dem Virus infiziert haben. Wie, kann er sich laut Aussage seiner Anwälte selbst nicht erklären.
Foto: Szilvia Iszó Im Krankenhau­s Donauwörth sind knapp 50 Personen mit dem Hepatitis-C-Virus angesteckt worden. Ein Narkosearz­t soll bei Operatione­n die Patienten mit dem Virus infiziert haben. Wie, kann er sich laut Aussage seiner Anwälte selbst nicht erklären.

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