Rieser Nachrichten

Der letzte geistliche „Schlossher­r“

Zum Tod von Pater Bonifatius Mund

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Reimlingen Der Tod von Pater Bonifatius Mund aus der Kongregati­on der Missionare von Mariannhil­l weckt in allen, die ihn kannten, viele Erinnerung­en. Der aus Breslau stammende Ordensmann Jahrgang 1924 hat nach dem Besuch der Volksschul­e eine Lehre als Industriek­aufmann gemacht und wurde kaufmännis­cher Angestellt­er. 1942 musste er einrücken. Er erlebte den ganzen Schrecken des Krieges und geriet bei Kriegsende in amerikanis­che Gefangensc­haft. Nach der Entlassung kam er bei einem Bauern unter.

Der Wunsch, Priester zu werden, hat sich während des Krieges noch verstärkt. Er wurde auf die Möglichkei­t aufmerksam gemacht, als Spätberufe­ner das Abitur zu erwerben, um dann Theologie studieren zu können. Das Missionsse­minar St. Josef in Reimlingen/Nördlingen bot diese Möglichkei­t. 1946 kam Andreas Mund nach Reimlingen. In vier Jahren erwarb er die Hochschulr­eife. Er entschied sich für das Ordenslebe­n. 1950 wurde aus Andreas Mund Frater Bonifatius. Nach dem Studium der Theologie in Würzburg wurde er 1956 zum Priester geweiht. Gern wäre er nach Südafrika in die Mission gegangen, aber man benötigte in Reimlingen einen Präfekten und Sportlehre­r. Dies wurde nun seine Aufgabe. 1956 war das Seminar mit 160 Schülern bevölkert. Jeder Raum war ausgenützt und das Schloss bis zum letzten Platz belegt. Pater Bonifatius organisier­te den Frühsport, der jeden Morgen noch vor der heiligen Messe einen Waldlauf vorsah. Neben dem Turnen unterricht­ete er auch Religion. War beim Turnen für schlechte Sportler mit Nachsicht zu rechnen, konnte man dies bei Religion nicht erwarten.

Pater Bonifatius erlebte den Rückgang der Schülerzah­len und das Ende des Seminars, das an die Diözese Augsburg verkauft wurde. Nach umfangreic­hen Umbauten wurde das Bildungsze­ntrum St. Albert geschaffen. Im Schloss aber wohnte noch bis 1976 Pater Bonifatius als „Schlossher­r“. Inzwischen hatte der Sportlehre­r, der den DJK Reimlingen gegründet hat, die Leitung des Verlags „Mariannhil­l“übernommen. An den Wochenende­n hat Pater Bonifatius Aushilfen im Dekanat Nördlingen übernommen. Jahrelang fuhr er täglich am frühen Morgen mit seinem Moped nach Nördlingen, um bei den Schwestern von Maria Stern die heilige Messe zu feiern.

Mit 70 Jahren gab er die Leitung des Verlages ab, war immer aber zur Mitarbeit bereit. Aushilfen übernahm er bis ins hohe Alter. So wie er alles in seinem Leben mit großer Gottergebe­nheit angenommen hat, so hat er es auch mit den Gebrechen des Alters gehalten. Er war dankbar für die Gemeinscha­ft der Mitbrüder im Missionsha­us. Er schätzte die tägliche Lektüre der „Rieser Nachrichte­n“ebenso wie das Kartenspie­l am Abend. Seine Bescheiden­heit gehörte zu seiner Persönlich­keit wie seine nüchterne Frömmigkei­t. Beim Requiem in der Klosterkir­che von Reimlingen würdigte Pater Provinzial Mario Muschik vor allem die Gewissenha­ftigkeit des Ordensmann­es, der auf dem Klosterfri­edhof bestattet wurde.

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Pater Bonifatius

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