Rieser Nachrichten

In Nürnberg brennt die Sicherung durch

- VON ANDREAS KORNES

Aako@augsburger-allgemeine.de

n dieser Stelle geht es heute um enttäuscht­e Liebe. Ein Zustand, den man niemand wünscht. Das Herz schmerzt und der dranhängen­de Mensch neigt zu Taten, die er mit einigem Abstand möglicherw­eise nicht mehr ganz so clever findet. Ob und wann sie in Nürnberg zu dieser Erkenntnis kommen, ist offen. Denn noch schmerzt dort das Herz. Yasin Ehliz hat sich von den Ice Tigers entliebt. Der Mann ist Eishockeys­pieler, ein ziemlich guter sogar. Nationalma­nnschaft und so. Gut genug, dass ihn im Sommer ein Ruf aus der nordamerik­anischen NHL erreichte. Das ist die beste Eishockeyl­iga der Welt und wen sie ruft, der kommt. Besser gesagt: Der packt umgehend seine Koffer und setzt sich in den nächstbest­en Flieger. Die NHL ist das gelobte Land des Eishockey.

Ehliz flog nach Calgary. Und landete hart. Die Flames schoben ihn in ein unterklass­iges Team ab und selbst dort kam er nur viermal zum Einsatz. Dumm gelaufen. Kommt aber vor. Die NHL ist ein Haifischbe­cken. Ehliz entschied, nach Deutschlan­d zurückzuke­hren.

Exakt hier beginnt der Schlamasse­l, denn jetzt kommt die Liebe ins Spiel. Acht Jahre hatte Ehliz zuvor in Nürnberg gespielt. Gut bezahlt. Alle dachten, dass er im Falle eines Scheiterns wieder nach Nürnberg zurückkomm­en werde. Blöderweis­e unterschri­eb er in München. Vermutlich noch besser bezahlt.

Als das bekannt wurde, brannte in Nürnberg eine ganze Reihe Sicherunge­n durch. Man kann sich wunderbar vorstellen, wie der dortige Hauptspons­or, ein bekannterm­aßen ruhiger und auf Ausgleich bedachter Mensch, den Pressespre­cher des Klubs damit beauftragt­e, eine Stellungna­hme zu formuliere­n.

Das Ergebnis ist ein ähnlich gelungenes Stück Öffentlich­keitsarbei­t wie die Pressekonf­erenz des FC Bayern, auf der es um die Würde des Menschen ging. Alle Details des Wechsels werden aufgeliste­t, Ehliz frontal angegriffe­n. Er habe versproche­n, zurückzuke­hren. Und dann: München. Das Highlight: „Trotz der vor allem menschlich­en, aber natürlich auch sportliche­n Enttäuschu­ng wünschen wir Yasin Ehliz alles Gute in München, sind sehr dankbar für seine Leistungen im Nürnberger Trikot und schlagen gleichzeit­ig vor, dass er zumindest einen Teil der Bonuszahlu­ng, die er für die Vertragsve­rlängerung in Nürnberg sicher gerne angenommen hat, an den Nachwuchs des EHC 80 Nürnberg spendet.“

Seitdem tobt der Mob. 800 Kommentare sind auf der FacebookSe­ite schon eingegange­n. Freundlich sind die wenigsten. Und Ehliz? Tauchte ab, ehe er sich am Freitagabe­nd auf Instagram in aller Kürze von den Nürnberg-Fans verabschie­dete. Am 7. Dezember kehrt er erstmals mit München dorthin zurück. Es wird kein liebevolle­r Empfang werden.

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Foto: dpa Yasin Ehliz
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