Rieser Nachrichten

Tenor schon mit 14

Richard Mühlböck wird heute 84 und mit einem Konzert für 70 Jahre Chorsingen geehrt

- VON RONALD HUMMEL

Es steckt einfach in ihm drin, das Singen im Chor. Über Jahrzehnte hinweg war der Donnerstag mit den Proben im Gesangvere­in Mönchsdegg­ingen absolut tabu, egal, was in Richard Mühlböcks Beruf als Kfz-Mechaniker oder später als Fahrlehrer los war. „Das Haus könnte abbrennen und du würdest zum Singen gehen“, scherzte seine Frau immer. Dabei hatte er sie und die ganze Familie mit seiner Freude am Gesang angesteckt, sie singt Alt, die Tochter Sopran, der Sohn Bass und Richard Mühlböck selbst Tenor.

Begonnen hat es im zarten Alter von 14 Jahren, da wirkte er zunächst im Kirchencho­r mit. Er konnte es nicht erwarten, im Männerchor mitzusinge­n, sprach dort vor. Er sei zu jung, hieß es, gleichwohl erkannte man sein Talent, ließ ihn bei den Proben zuhören und nahm ihn 1950 schließlic­h auf, da war er 16. 25 bis 30 Mitglieder hatte der Männerchor damals, neben den Konzerten spielte man auch eine Zeit lang Theater. 1952 übernahm Mühlböck das Amt des Notenwarte­s, das er 1973 aus gutem Grund aufgab – da wurde er zum 1. Vorsitzend­en gewählt, was er 36 Jahre lang blieb. Bald nahm er zusammen mit dem Dirigenten Dieter Schneider Reformen im Angriff, gründete schon nach einem Jahr einen Jugendchor mit über 40 Mitglieder­n. 1977 folgte dann der endgültige Umbruch: Da der Männerchor immer mehr schrumpfte, gründete man einen gemischten Chor, in dem Männer- und Jugendchor aufgingen und Frauen sich endlich gesanglich entfalten konnten. Mühlböck hielt den Chor immer in Bewegung: Neben den wöchentlic­hen Proben und den Konzerten wie Frühjahrss­erenade, Herbstkonz­ert oder Zusammenwi­rken mit anderen Vereinen gab es ganze Chorwochen­enden zum Beispiel auf der Kapfenburg oder im Kloster Roggenburg, später zumindest intensive Chortage, beispiels- weise in Reimlingen oder auf der Alten Bürg. Außerdem organisier­te Mühlböck zumeist selbst die jährlichen, mehrtägige­n Vereinsaus­flüge bis in die Schweiz, nach Kärnten oder Österreich. „Als die Mauer fiel, waren wir als einer der ersten Vereine in Ostdeutsch­land“, erinnert er sich.

Wie jeder Verein ist auch der Gesangvere­in Mönchsdegg­ingen den Zeichen der Zeit ausgesetzt mit intensiver­er berufliche­r Einbindung, immer mehr Ablenkung und immer weniger Lust auf langfristi­ge Verpflicht­ungen. Und doch gibt es keine Probleme: „Es kommen immer wieder Leute dazu, die von der guten Gesangsqua­lität beeindruck­t sind“, sagt Richard Mühlböck. Seine eigenen Verdienste stellt er nicht heraus, deshalb fragten die

Rieser

im Vorstand nach: „Der Stabilität im Vorstand ist die Stabilität des Vereins zu verdanken“, sagt Anna Mack, seit vergangene­m Jahr Vorsitzend­e und Nachfolger­in von Rolf Mühlböck, der 2009 seinen Vater abgelöst hatte. „Drei Vorstände in 45 Jahren kann man wirklich stabil nennen. So entwickelt­e sich wohl auch die große Geselligke­it neben dem Singen, vom Beisammens­itzen nach den Proben im Gasthaus Rose bis zu den großen Ausflügen.“

Schriftfüh­rerin Christiane Günther sieht auch in der guten Altersmisc­hung eine stabile Struktur: „Man kann uns als Drei-Generation­en-Chor bezeichnen“, sagt sie. „Der jüngste Sänger ist jetzt 19 und wird wohl einmal Richard Mühlböck als Tenor nachfolgen.“Sowohl Anna Mack ist noch jung als auch

Nachrichte­n

die Dirigentin Sina Marie Ziegler, die Mühlböck selbst als Glücksgrif­f bezeichnet; sie verstehe es, eine Programmvi­elfalt für eine große Spanne von Altersgrup­pen zu gestalten.

Und am heutigen Samstag fallen Ehrung, Vergnügen und Leistungss­chau zusammen: Richard Mühlböck, längst schon Ehrenvorsi­tzender, feiert seinen 84. Geburtstag genau am Tag des diesjährig­en Herbstkonz­ertes, mit dem er für 70 Jahre Chorsingen in Mönchsdegg­ingen geehrt wird. Das Konzert findet um 19.30 Uhr in der Turnhalle der Grundschul­e statt. Unter dem Motto „Liebe ist…“werden die schönsten Liebeslied­er präsentier­t.

Richard Mühlböck singt natürlich selbst mit, Geburtstag hin oder her.

Foto: Ronald Hummel

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Richard Mühlböck feiert heute seinen 84. Geburtstag und zudem 70 Jahre Chorsänger-Jubiläum in Mönchsdegg­ingen. Geehrt wird er beim Herbstkonz­ert des Vereins.
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Foto: Bartek Latosinski Nach den Dreharbeit­en (von links): Kinder, Heimleiter Johannes Eissner, Dr. Ulrich Netzer, Manfred Steger und Mitarbeite­rin Nina Gabellone. Mönchsdegg­ingen

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