Abschied von Alfred Böswald
Mit einer Sondersitzung würdigt der Donauwörther Rat den Alt-Oberbürgermeister
Donauwörth Die Menschen setzen Namen gerne mit gewissen Eigenschaften in Verbindung, mit ganz spezifischen Begriffen. „Haltung“, „Beharrlichkeit“oder „Profil“, das wären wohl solche Wörter, die unweigerlich auf Donauwörths AltOberbürgermeister Dr. Alfred Böswald zuträfen. Er zeigte das bis zum Schluss, in Gesprächen und Publikationen, in der kenntnisreichen und scharfen Beobachtung des Stadtgeschehens. Er war ein bis zuletzt hellwacher Geist, der seine Themen aus dem Stegreif beherrschte – immensen Raum nahm freilich stets die Entwicklung „seines“Donauwörths ein. Er prägte das Gesicht der Stadt – so würdigte es auch sein Nachfolger im Amt, Armin Neudert. OB und Stadtrat ehrten Böswald gestern Nachmittag mit einer „stillen“Sondersitzung an dessen jahrzehntelanger Wirkungsstelle im Sitzungssaal des Rathauses. Viele waren gekommen, um in diesem würdigen Rahmen Abschied zu nehmen von dem am vergangenen Freitag verstorbenen Ehrenbürger. Donauwörth war seine Lebensaufgabe. Dafür verzichtete der Christsoziale letztlich auf eine Karriere in der überregionalen Politik, die er zweifellos hätte machen können als Landesvorsitzender der Jungen Union, deren Mitbegründer er in Bayern einst war. Man bemerkte diese besonders enge Verbindung Alfred Böswalds zur Stadt sehr rasch in Gesprächen mit ihm, auch als er längst schon im Ruhestand war. Es war die Szenerie der Zerstörung in der am Ende des Zweiten Weltkrieges zerbombten Stadt gewesen, die sich in ihn förmlich eingebrannt hatte; dazu die Sätze des Vaters, Donauwörth werde es nicht mehr geben. Fortan sah der promovierte Historiker und Gymnasiallehrer den Wiederaufbau in Verbindung mit einer Art Pflicht zur Kenntnis und Pflege der Geschichte als Lebensaufgabe. Persönlich und beruflich.
Der Krieg und die Aufbaujahre, die mit der Einweihung des Tanzhauses ihren offiziellen Abschluss fanden, prägten Böswald. Die Schreckensjahre zwischen 1933 und 1945 sowie das Emporkommen der kommunistischen Unrechtsstaaten bewirkten eine tiefe Abscheu vor Extremen aus jeglicher Richtung.
Böswald blieb ein gemäßigter Konservativer, der das Bewährte zwar nachdrücklich stärken wollte, aber auch in Reformen eine hohe Relevanz sah, sofern sie denn notwendig waren. Für die katholische Kirche etwa wünschte sie sich der ökumenisch aufgeschlossene Christsoziale bis zuletzt. Böswald freilich konnte – wie es bei beharrlichen Menschen mit Profil meistens ist – auch klare Kante zeigen, Gegner rieben sich bisweilen an ihm. Von 1970 bis 2002 stand der gebürtige Röglinger an der Spitze der Stadt. Seiner Haltung, seinen Prinzipien christlich-humanistischer Prägung, blieb Böswald treu.
In langen Gesprächen mit ihm klang immer wieder seine Befürchtung heraus, dass der Zeitgeist über dem Geist stehen könnte – dass das rein Rationale zu sehr in den Vordergrund rückt und das Wesentliche verdrängen könnte. Als lokales Beispiel galt ihm der Beschluss zum Verkauf des Tanzhauses. Es war für ihn stets mehr als städtischer Besitz; es war ein Ort für gelebte Bürgerschaft, Zusammenkommen, Kultur – letztlich ein steinernes Symbol für den Wiederaufbau nach den Schrecken des Krieges, die ihm stets präsent waren. Die Liste der politischen Etappen ist indes beachtlich: die Eingemeindungen und die Hochwasserfreilegung, das Ringen um den Status „Große Kreisstadt“, die Stadtsanierung, die Begründung der Kulturtage und, und und ...Alfred Böswald war aufgrund der Vielzahl seiner Leistungen sowohl Träger des Bayerischen Verdienstordens als auch des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse.
Oberbürgermeister Neudert nannte seinen Vorgänger im Amt gestern im Rahmen der Sondersitzung des Stadtrates, an der auch Ehefrau Ria sowie zahlreiche weitere Ehrengäste teilnahmen, einen „Donauwörther mit ganzem Herzen“, einen „Mensch mit Ecken und Kanten im positiven Sinne“, der sich leidenschaftlich für die Stadtentwicklung eingesetzt habe.