So hält der Handy-akku länger
Die wiederaufladbaren Batterien in Smartphones sind empfindliche Geschöpfe. Mit ein paar Kniffen haben sie nicht nur mehr Ausdauer, sondern leben auch noch länger
Augsburg Fast jeder kennt das: Akkus sind meistens genau dann leer, wenn man das Handy am dringendsten braucht. Und gerade wer in der kalten Jahreszeit es viel draußen im Einsatz hat, bemerkt oft, dass sich der Akku bei niedrigeren Temperaturen schneller entlädt, besonders dann, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Je kälter es wird, desto langsamer laufen die elektrochemischen Prozesse in den modernen Akkus ab. Grundsätzlich kann aber jeder Smartphone-akku länger durchhalten, wenn man ein paar Dinge beachtet.
Manche Tricks sind bekannter, andere weniger. So sollte jeder wissen, dass in der Regel das Display im Smartphone am meisten Energie verbraucht. „Der Akku kann geschont werden, wenn die Helligkeit des Displays herabgesetzt wird“, empfiehlt Technikexperte Hannes Czerulla vom Fachmagazin C’t. Tatsächlich sind auf den meisten Handys die Displays heller eingestellt als nötig. Volle Helligkeit braucht man nur bei starker Lichteinstrahlung – beispielsweise, wenn die Sonne scheint. Das Display in den Einstellungen zu dimmen, kann sich erheblich auf die Akkuleistung auswirken. Viele Smartphones verfügen auch über einen Lichtsensor, der die Helligkeit nach Bedarf einstellt und so beim Stromsparen hilft. Auch hier kann man meist die gewünschte Standardhelligkeit herunterdimmen und Strom sparen.
Zu den Haupt-stromfressern gehören neben den Displays die Funkverbindungen. Dazu gehört alles, womit das Gerät eine Verbindung zur Außenwelt aufnimmt. Der Mobilfunkbetreiber wird in der Regel immer gebraucht, um erreichbar zu sein und telefonieren zu können. Anders sieht es beim WLAN als Internetverbindung aus. Ist die Einstallung prinzipiell aktiviert, sucht das Smartphone permanent nach bekannten WLAN-SPOTS. Unterwegs ist das nicht unbedingt sinnvoll und die ständige Sucherei kostet das Gerät viel Energie. Zumindest sollte man darauf achten, dass in den Unterpunkten des Einstellungsmenüs die WLAN-SUCHE im Standbymodus ausgeschaltet oder nur in Kombination mit dem Lade–netzteil aktiviert ist. Auch Bluetooth wird nur selten dauerhaft benötigt und sollte daher nur bei Bedarf eingeschaltet werden. Hier gibt es auch Apps, die bestimmte Funktionen wie Bluetooth nur in bestimmten Zeitfenstern aktivieren.
Auch das Satellitensystem GPS zehrt am Akku. Die Standortbestimmung ist sowieso nur für wenige Apps wirklich notwendig, etwa für die Navigation oder Lauf-apps. Meist wird sie nur genutzt, um das Nutzerverhalten aufzuzeichnen – in den meisten Fällen kann sie also ohne Nachteile deaktiviert werden. Auch der Mobilfunkstandard kostet oft unterschiedlich Akkuleistung: „LTE-FUNK verbraucht mehr Strom als 3G. Wer also eh nur 3G nutzt, kann LTE deaktivieren.“Wenn schon alles versucht wurde, der Ladestand aber dennoch weiter schmilzt, können auch Apps daran schuld sein, da einige von ihnen verschwenderisch programmiert sind. Sie belasten den Prozessor mit unnötigen Operationen im Hintergrund und bremsen damit die Performance des Handys aus. Darunter leidet auch der Akku. Die Strom- sünder unter den Apps lassen sich über die Einstellungen aber leicht ausfindig machen. Unter Batterie oder Akku werden die Apps nach ihrem Stromverbrauch aufgelistet – auch danach, wie viel Strom sie im Hintergrund verbrauchen. Fällt eine App aus der Reihe und hat einen immensen Verbrauch, sollte die deaktiviert oder deinstalliert werden. In den Einstellungen zur Datennutzung lässt sich auch für einzelne Apps die Abfrage von Hintergrunddaten beschränken. Das kann den Akku und zusätzlich das Datenvolumen schonen.
Denn viele Apps synchronisieren sich in regelmäßigen Abständen selbst und informieren den Nutzer dann mit Push-nachrichten über neue Inhalte oder Nachrichten. Manche finden das nützlich, andere nervig. Auf jeden Fall zehrt die Arbeit im Hintergrund ordentlich am Akku. Wer darauf verzichten kann, sollte die Funktion in den Einstellungen in den Untermenüs der einzelnen Apps ausstellen. Dagegen bringt es meist wenig, mehrere laufende Apps selbst mit einem Wisch zu beenden. Bleibt eine App für längere Zeit ungenutzt, dann geht sie in eine Art Wartemodus und verbraucht keine Energie. Wechselt man dann wieder auf eine solche im Wartemodus schlummernde App braucht das weniger Strom, als wenn man sie neustarten würde.
Auch das Ladeverhalten spielt eine wichtige Rolle für Lebenszeit und Leistung des Akkus. „Viele Weisheiten zur Akku-nutzung beziehen sich noch auf Nickel-metallhydrid-akkus“, sagt der Professor Michael Brodmann vom Energieinstitut der Westfälischen Fachhochschule Gelsenkirchen. Diese Nimh-akkus gibt es heute meist nur noch in Batterieform, aber nicht in modernen Smartphones. Für Nimh-akkus galt: Immer vollständig auf- und entladen, um den Memory-effekt zu verhindern, der den Akku von Mal zu Mal schwächer werden ließ. Auf moderne Lithiumionen-akkus, kurz Li-ion, und deren Nachfolger Lithium-polymerakkus, kurz Li-po, trifft das nicht zu, sagt Brodmann. Einen Memoryeffekt gibt es hier nicht. Im Gegenteil ist es sogar ratsam, den Akku schon vor dem roten Bereich zu laden und auch vor dem Erreichen der 100-Prozent-marke vom Ladegerät zu trennen. Am besten hält man den Ladestand des Akkus in einem Bereich zwischen 10 und 95 Prozent. Sind sie ganz leer, sollten sie schnell wieder geladen werden, um eine Tiefenentladung zu vermeiden, die den Akku schädigen.
Am besten, aber auch unpraktischsten wäre es, den Akku im Bereich von 30 bis 70 Prozent Ladung zu nutzen. Darunter oder darüber wird er stark strapaziert, was seine Lebensdauer verkürzen kann. Deshalb ist es auch wenig sinnvoll, das Handy über Nacht am Ladekabel zu lassen, was man ohnehin aus Sicherheitsgründen bleiben lassen sollte, da Lithium-akkus besonders beim Ladevorgang Feuer fangen können. Deshalb gehören Handys beim Laden nicht auf brennbare Unterlagen wie Matratzen oder in Bettnähe.
Beim Laden gelten manche alte Weisheiten nicht mehr