Stift: „Unzureichende Qualität“?
Im Nördlinger Krankenhaus kommt ein Baby zu früh zur Welt. Das Kind hat es so eilig, dass der Kinderarzt selbst mit dem Hubschrauber zu spät kommt. Welche Auswirkungen das hat
Nördlingen Es ist eine Nachricht, die es in sich hat: Die Geburtshilfe des Nördlinger Stiftungskrankenhauses soll „unzureichende Qualität“bieten. Zu lesen war sie gestern auf der Homepage von Spiegel online. Dort wurde über die Auswertung von Krankenhausdaten aus 1084 Kliniken berichtet, die der Gemeinsame Bundesausschuss in Auftrag gegeben hatte. Dieser Ausschuss ist laut seiner Homepage „das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland“. Wer sich die Auswertung allerdings genauer ansieht, stellt fest: Die „unzureichende Qualität“wird der Nördlinger Geburtshilfe im Fall einer Frühgeburt bescheinigt – weil kein Kinderarzt anwesend war.
Diesen Fall schildert der Nördlinger Frauenarzt Dr. Robert Schaich Gespräch mit unserer Zeitung so: Bei der betreffenden Patientin habe sich an einem Montagmorgen im Jahr 2017 überraschend eine Frühgeburt angekündigt. Die Richtlinien zur Qualitätssicherung besagten in solch einem Fall, dass ein Kinderarzt anwesend sein müsse. Doch das Stiftungskrankenhaus verfügt nicht über eine Kinderklinik. Daher sei die Frage gewesen, ob man die werdende Mutter in ein anderes Krankenhaus verlege oder den Kinderarzt nach Nördlingen hole. Das Baby hatte es eilig, Schaich erinnert sich: „Innerhalb einer halben Stunde war das Kind da.“
Statt die werdende Mutter mit dem Rettungswagen nach Aalen oder Augsburg zu schicken, so der Mediziner, habe man einen Notfallkinderarzt aus Augsburg angefordert, der mit dem Hubschrauber ins Ries geflogen sei. Und der sei einige Minuten zu spät gekommen. „Mutter und Kind ging es aber gut“, erinnert sich Schaich. Hätte man die Frau verlegt, dann hätte sie ihr Baby wohl auf der vermutet er.
Der Vorstandsvorsitzende des gemeinsamen Kommunalunternehmens Donau-ries Kliniken und Seniorenheime (GKU) Jürgen Busse sagt, dass das bayerische Gesundheitsministerium eine Stellungnahme zu diesem Fall angefordert habe. Die werde man liefern und den Fall genau analysieren. Es handle sich um eine von insgesamt rund 460 Geburten pro Jahr im Nördlinger Stiftungskrankenhaus. In der Schwesterklinik in Donauwörth habe man rund 700 Geburten. Auch dort habe es zwei Fälle gegeben, zu denen man eine Stellungnahme liefern musste – und die seien akzeptiert worden. In der Statistik, die unserer Zeitung vorliegt, ist zu diesen beiden Frühgeburten „zureichende Qualität“vermerkt. Sorgen, dass die Nördlinger Geburtshilfe jetzt in Gefahr sei, müsse man sich nicht machen, betont Busse.
Dem schließt sich Landrat Stefan Rößle an, man sei sich keines Fehim
Straße
bekommen, lers vonseiten des gkus bewusst. Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul wird deutlicher, als er von dem konkreten Fall erfährt: „Ich habe das Gefühl, dass in unserem Stiftungskrankenhaus eine große Bereitschaft herrscht, alles Menschenmögliche zu tun.“Der Kinderarzt sei schließlich mit einem Hubschrauber eingeflogen worden. Von wünscht sich Faul, sich näher mit dem Fall zu beschäftigen.
Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums teilte gestern auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Das bayerische Gesundheitsministerium geht allen Hinweisen auf mögliche Qualitätsmängel in bayerischen Krankenhäusern rasch und umfassend nach.“Die jetzt veröffentlichten Auswertungsergebnisse erlaubten jedoch kein Urteil über die Qualität der bayerischen Krankenhäuser insgesamt. Man habe eine Stellungnahme aus Nördlingen angefordert, die liege aber noch nicht vor.
Spiegel
online