Rieser Nachrichten

Mit Kunst aus der Lehmkuhle fing es an

Porträt Roland Schulz war unter den Finalisten der Biennale in Hamburg

- VON RONALD HUMMEL

Baldingen Viel Bespaßung gab es nicht nach 1950, als Roland Schulz in Nördlingen geboren wurde. Aber es gab eine Lehmkuhle im Garten. Und die Skulpturen, die daraus entstanden, reichten, um sein gestalteri­sches Talent zutage zu bringen. Das hielt er wach, ging schon in der siebten Schulklass­e zum Textilhaus Singer, um bei der Dekoration mitzuhelfe­n und machte schließlic­h seine Lehre als Werbegesta­lter dort. Dann entschied er sich doch für einen technische­n Beruf, lernte Werkzeugma­cher. Aber sein gestalteri­scher Drang schlug schon wieder durch, er landete im Konstrukti­onsbüro und machte noch seinen Techniker. 1978 zog er nach Baldingen, richtete Haus und Garten quasi als Galerie ein, ersetzte 2004 die Garage durch ein Atelier.

Den Beruf verstand er immer als Verbindung von Kunst und Technik, aber zu Hause pflegte er parallel immer die reine Kunst als Ausgleich vom Alltagsstr­ess. Er fing mit Porträtmal­erei an, das war ein Schwerpunk­t auf der Gewerbefac­hschule in Augsburg gewesen und zog sich durch alle Arbeiten, da Menschen und Lebewesen allgemein seine Motive blieben. Mit angesammel­tem Urlaub besuchte er mehrmals die Sommerakad­emie in Trier. Er sagt: „Dort drehte mich Professor Claude Mancini vom Gegenständ­lichen ins Abstrakte.“Schulz tat das beispielsw­eise, indem er die Abbildung eines Gegenstand­es zur Aufgabe machte, diesem Bild wiederum ein Detail malen ließ, auch davon einen Ausschnitt und fünf- bis sechsmal so weiter. Mancini wollte Schulz gar als Meistersch­üler nach Paris holen, aber da war dieser verheirate­t und gab der Familie den Vorzug. Es ging trotzdem weiter.

Schulz gab ab Anfang der 90er Jahre Ausstellun­gen unter anderem in Ebnat oder in einer Galerie am Altmühlsee, nahm an -zig Gruppenaus­stellungen teil, natürlich auch an Ateliertag­en und Mauerschau; der- zeit stellt er im Schlössle und der Technikers­chule aus. 2002 gewann er einen Wettbewerb für Kunst am Bau bei seinem Arbeitgebe­r Valeo in Wemding, wo sein über 40 Quadratmet­er großes Kunstwerk zu bewundern ist; 2012 wurde ihm in Frankreich der Valeo-Kunstpreis verliehen. Aus einer künstleris­chen Richtung entwickelt­e sich die Nächste aus Linolschni­tt-Druck wurde Rundumdruc­k, die runden Druckstöck­e waren selbst Kunstwerke, woraus sich Skulpturen entwickelv­on ten. Schulz arbeitete mit Wachs, Metall, glasfaserv­erstärktem Kunststoff, mit feinflüssi­gem Bitumen, er kombiniert pechschwar­z gebranntes mit schneeweiß lackiertem Holz. Derzeit lagert er riesige Lindenholz­Quader in der Holzbau-Firma Grimmbache­r, wo er später daraus eine lebensgroß­e Serie aus Damenskulp­turen fertigen will. Alles bereitet er mit Skizzenbüc­hern vor: „Ich müsste 150 Jahre alt werden, um alle skizzierte­n Ideen auch umzusetzen.“

Letztes Jahr nahm er in Hamburg an einer Ausstellun­g zum 200. Geburtstag von Theodor Storm mit Druckgrafi­ken von dessen Gedichten teil. Unabhängig davon bewarb er sich bei der diesjährig­en 7. Internatio­nalen Biennale in Hamburg; Thema war die Artenvielf­alt. Genial einfach stellte er die Vielfalt der Arten direkt dar, indem er in Lasurtechn­ik „alles, was kreucht und fleucht“vom Schmetterl­ing bis zum Elch bunt übereinand­er druckte. Die Lasurtechn­ik an sich setzte er dabei mit der Biosphäre gleich, denn jede Art braucht die anderen, um ein Gesamtsyst­em zu bilden, und die kleinste Unvollkomm­enheit würde sich auf das gesamte Bild auswirken. Aus über 500 Bewerbern wählte die Jury zunächst 67 Künstler aus 19 Nationen aus.

Für den Künstler Roland Schulz war es die bislang größte Anerkennun­g, dass er sogar unter die 24 Finalisten kam; den Förderprei­s erhielt schließlic­h der Russe Sergey Machekhin.

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Roland Schulz auf der Biennale in Hamburg mit seinem Werk „Vielfältig“, das bei 500 Bewerbern unter die 24 Finalisten kam.

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