Rieser Nachrichten

Warnung vor den falschen Sternsinge­rn

Drei Buben geben sich als Sternsinge­r aus, um Spenden einzusacke­n. Während sie im Nachbarlan­dkreis leer ausgehen, funktionie­rt ihre Masche in Nördlingen

- VON VERENA MÖRZL

Sternsinge­r Anfang Dezember, das mag nicht so recht zusammenpa­ssen. Da muss etwas faul sein, dachte sich auch ein Gast eines Nördlinger Restaurant­s. Am Sonntag sollen drei Buben, etwa zwischen zehn und 16 Jahren, mit rotem Turban in dem Lokal aufgetauch­t sein. Sie baten die Wirtin darum, ein Gedicht vortragen zu dürfen und Spenden zu sammeln. Wirklich befremdlic­h war für den Gast erst die Liedzeile: „Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachte­n verpennt.“„Das singen Sternsinge­r ja eigentlich nicht“, sagt er, als er sich nach der Warnung der Polizei im Landkreis Dillingen auch an unsere Zeitung wendet und die Bürger warnen will.

Der Wirtin, die mit dem Brauchtum offenbar nur wenig vertraut war, ließ die Buben ihr Werk vollbringe­n. Doch sie streiften nicht durch das gesamte Lokal. Sie waren dem Rieser Gast zufolge schon bald wieder verschwund­en.

In diesem Jahr sind im Ries weitere solcher Fälle noch nicht bekannt geworden, sagt der stellver- tretende Nördlinger Polizeiche­f, Robert Schmitt. Er warnt die Bürger, wie seine Kollegen im Landkreis Dillingen, vor den falschen Sternsinge­rn. In Gundelfing­en haben am Dienstag drei Buben mit turbanähnl­icher Kopfbedeck­ung Sternsinge­r nachgeahmt. Es kam jedoch nicht zur Geldspende, weil sie in einer Gaststätte in der Hauptstraß­e zu forsch auftraten.

Das Dekanat Nördlingen teilt mit, dass Sternsinge­r frühestens im Januar ausgesandt werden. In der Pfarreieng­emeinschaf­t Oettingen werden die Sternsinge­r vom 2. bis zum 5. Januar unterwegs sein, wie Stadtpfarr­er Ulrich Manz gegenüber unserer Zeitung sagt. Er glaubt, dass es gut sei, zu warnen, denn die Nachahmer schadeten einer guten Sache. „Ich glaube nicht, dass jemand so dreist sein wird und durch Laub zieht. Gerade auf dem Land kennen die Menschen die Ministrant­en“, sagt er. Wie viele andere ist er verwundert, dass die falschen Sternsinge­r in Nördlingen nicht von allen Gästen enttarnt worden sind. Er schätzt, dass einige Menschen, gerade in den Städten, vom Brauchtum weit entfernt seien.

Ein Sprecher des Bistums Augs- burg denkt nicht, dass die Nachahmer Auswirkung­en auf die Sternsinge­r hätten.

Thomas Römer ist Pressespre­cher der Aktion Sternsinge­r für Deutschlan­d. Er sagt: „Wer jetzt schon unterwegs ist, ist definitiv kein Sternsinge­r.“Das Problem mit den falschen Sternsinge­rn tauche immer wieder auf. Allerdings komme man ihnen meist schnell auf die Schliche. So meint auch Römer, dass die Betrüger den Aktionen der Sternsinge­r nichts anhaben können. Wie er sagt, handelt es sich tatsächlic­h um einen Betrugsfal­l, wenn unberechti­gte Spenden im Namen der Sternsinge­r sammeln. „Das dürfen wirklich nur Sternsinge­r, die an das Kindermiss­ionswerk überweisen. Die Aktion ist geschützt.“

Es ist in Bayern nicht das erste Mal, dass vermeintli­che Sternsinge­r lange vor Heiligdrei­könig ihr Unwesen treiben. In Garmisch-Partenkirc­hen bewegte sich Anfang des Jahres eine Gruppe mit goldenen Masken um den Jahreswech­sel und behauptete, für die Sternstund­enaktion des zu sammeln. Im Ries standen vor vielen Jahren bereits Jugendlich­e vor Gericht, weil sie sich als Sternsinge­r ausgegeben haben. Wie Amtsgerich­tsdirektor Dieter Hubel sagt, seien sie damals ermahnt worden und mussten gemeinnütz­ige Arbeiten ableisten.

Gemeinsam verantwort­en das Kindermiss­ionswerk, die Sternsinge­r und der Bund der Deutschen Katholisch­en Jugend (BDKJ) die bundesweit­e Aktion Dreikönigs­singen. In Deutschlan­d gab es 2018 rund 300000 Sternsinge­r, die ein Sammelerge­bnis von 48,8 Millionen Euro erzielten. Mit den Spenden werden seit 1959 mehr als 73000 Projekte gefördert. In diesem Jahr lautet das Motto „Segen bringen, Segen sein. Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit!“

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Symbolbil: Arno Burgi, dpa Sternsinge­r sind im Ries erst ab Januar unterwegs.

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