Rieser Nachrichten

Im Netz der Spione

Kolumne Auch der Tandler ist beteiligt am alltäglich­en Abhör-Wahnsinn

- D’r Tandler

Mei Lada hot da „Tatort“widder amole iebertroff­a. Weil, im Tatort am lädschda Sonndäg hot dia High Tec-Horror-Smartpupp Senta mitgschpie­lt. Ferngschde­iert via Computer hom ihre Ooga gruslig bloo aufgleichd­ed, wanns dr Mörder eigschalda und per Schprochsc­hdeierung an kloine Kinder Befähl gäba hot, jemanda ins Haus zum lossa, der wo… ach, des wollad ui gar ned wissa. Und des beschde, odder besser des schlimmsch­de isch, dass es sodde Puppa tatsächlic­h gibt; dia hom a App eibaud und gäbad computergs­chdeierd deane Kinder im Gschpräch passende Antworta, dia wo’s aus am Schlagwort-Programm im Internet auswählad. Letschds Johr sind’s in Deitschlan­d verbota wora, weil dia Bundesnetz­agentur genau des Szenario aus’m Tatort befürchtet und dia Pupp als Schpionasc­hegerät eigschdufd hot.

Abber des nutzt nix, dia Vernetzung von Kinderzimm­er und ganze Wohnunga isch scho längschd außer Kontrolle groda und i, jawohl i, bin dra beteiligt. ‘Rer Kundin von mir isch nämlich Folgendes bassiert: Sia kommt mit am Korb voll Wäsch aus dr Wäschküch zum Biegla ins Wohnzimmer, wo dr Bua friedlich mim Fernsäher verkabelt do hockt und a Videoschpi­el schpielt, des wo er bei mir im Lada kofft beziehungs­weise als Dreingabe für a Pubertier-Pflege-Set kriagt hot. D’Muadr schreit zum Vader in’d Küch nieber: „Sepp, dia Bremsschdr­oifa aus deine Unterhosa hab i fei nemme ganz raus kriagt, dass’ nur woisch!“Drauf brülld dr Vadr zruck: „Nochd ziag i halt koine mehr a, i ka mer des ned leischda, jeda Wuch neie zum koffa!“Do drauf dräht dr Sohn ganz lässig da Kopf und sagt: „Ui wissad scho, dass meine Freind älles mithärad, oddr?“Er hot nämlich so a Art Konferenzs­chaldung mit seine Video-Mitschpiel­er g’hätt, wo jeder jedn hära ka, drmit si si in ihrer virtuella Welt verschdänd­iga kenna. D’Muadr hot si auf’d Unterlipp bissa und mit groaße Ooga gfroggt: „Wia viele horchad denn do jetzt mit?“

„Sechs odder sieba“, hot dr Bua g’antwortet und direkt weidr ins Mikrophon gredet: „Ja, genau, des war mei Muadr.“Drauf hod dia no halbwegs schlagfert­ig reagiert und laut und deitlich vernehmbar g’sagt: „Abber Bua, miar probad doch bloss oosre Rolla für’s Bauratheat­er an Weihnachta, woisch?“Abber so ebbas isch ja nur dia Schpitze vom Eisberg.

Längschd hom in oosre Haushalte scho dia Smart-Dienschboa­ta Eizug g’halta, dia wo aussähad wia a Bierbix und mit deana ma si genauso unterhalta ka wia mit dera Horror-Pupp aus’m Tatort. „Andrea (Name vom Tandler geändert), lies mir meine Mails vor“odder „Andrea, sende eine Nachricht an meine Mutter“, ka ma dean Hausgoisch­d laut Werbung per eibautm Mikrophon aweisa und per eibautm Lautschpre­cher beschdädig­t er dia Befähle odder gibt no Bemerkunga drzua ab. Da Fernsähar odder ‘s ganze Smarthome ka ma ieber’d Andrea schduira. Was do a Hacker älles arichta ka, ka si jedr denka, und dass dear des Mikrophon jederzeit aktiviera und die Wohnung ahära ka isch ja wohl oo koi Krimiphant­asie meahr. Abber es brauchd do ja scho bald gar koine Hacker meahr, um Kadaschdro­pha azumrichda; dia Andrea wird ja bald a virtuella Intelligen­z entwickla. Wann dann oiner sei Freindin eiladt und Aweisung gibt: „Andrea, spiele stimmungsv­olle, romantisch­e Musik“kommt beschdimmd bald als Gegafroog: „Soll ich auch wieder den Porno von gestern abspielen?“Noi, so ebbas wia d’ Andrea biet i in meim Lada quies ned aa.

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