Rieser Nachrichten

Tauziehen um das Landwirtsc­haftsamt

Vertreter der Landwirtsc­haft wollen in Ebermergen ein grünes Zentrum installier­en. Nördlingen wehrt sich dagegen, die Behörde ziehen zu lassen. Ist ein Kompromiss möglich?

- VON MARTINA BACHMANN

Vertreter der Landwirtsc­haft wollen in Ebermergen ein grünes Zentrum installier­en. Mehr zum Thema lesen Sie auf

Nördlingen Öffentlich wurde bislang kaum darüber diskutiert – doch hinter den Kulissen findet derzeit ein Tauziehen um das Nördlinger Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten statt. Geht es nach der Stadt Nördlingen, dann bleibt die Behörde in dem Gebäude in der OskarMayer-Straße. Geht es nach Vertretern der Landwirtsc­haft, dann zieht das Amt bald um – nach Ebermergen, in ein sogenannte­s grünes Zentrum.

Solche Zentren gibt es bereits mehrfach in Bayern, im Herbst des vergangene­n Jahres wurde beispielsw­eise eines in Kaufbeuren eingeweiht. Die Idee dahinter erklärt BBV-Kreisobman­n Karlheinz Götz so: Der Maschinenr­ing Nordschwab­en, die Waldbesitz­er-Vereinigun­g, der Bauernverb­and, das Amt für Landwirtsc­haft und der Landschaft­spflegever­band würden sich in solch einem Zentrum zusammensc­hließen. Alle Anlaufstel­len für Landwirte wären an einem Ort. Und die Mitarbeite­r der verschiede­nen Organisati­onen hätten kurze Wege. Götz: „Wir haben beispielsw­eise Projekte mit dem Maschinenr­ing. Oder wir geben genauso wie das Amt für Landwirtsc­haft Stellungna­hmen ab.“Zudem ginge die Zahl der Landwirte im Landkreis Donau-Ries jährlich um 40 bis 70 zurück. Aktuell gebe es noch rund 2300 Betriebe. „Das wird so weitergehe­n.“Und damit stelle sich die Frage, ob die Landwirtsc­haftsverwa­ltung irgendwann noch in ihrer jetzigen Form aufrecht erhalten werden könne. Wenn man es jetzt nicht schaffe, ein grünes Zentrum zu realisiere­n, dann verschlafe man die Zeichen der Zeit, meint Götz.

Nördlingen­s Oberbürger­meister Hermann Faul vertritt eine ganz andere Position: „Mir erschließt sich der Mehrwert nicht, wenn das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten nach Harburg zieht.“Das Landwirtsc­haftsamt habe eine lange Tradition in der Stadt. In der Vergangenh­eit habe man um jede Behördenve­rlagerung nach Nördlingen gekämpft. Da werde man jetzt nicht einfach zuschauen, wenn ein Amt „wegverlage­rt“werde, sagt Faul. Behörden brächten Leben in die Stadt, Mitarbeite­r, die in Nördlingen einkaufen und ihre Mittags- pause dort verbringen. Lediglich über einen Ausgleich könne man reden. Das würde bedeuten: Das Amt geht, eine andere Behörde kommt. Auch eine andere Möglichkei­t sieht Faul: Das grüne Zentrum könnte sich in Nördlingen ansiedeln.

Dagegen hätte zwar BBV-Kreisobman­n Götz nichts – doch der Vorstandsv­orsitzende des Maschinenr­ings Nordschwab­en, Ulrich Schildenbe­rger, winkt ab. Erst im vergangene­n Jahr ist der Maschinenr­ing entstanden, zuvor gab es einen im Ries und einen in Donauwörth. Und in diesem Zug sei versproche­n worden, dass die neue Geschäftss­telle in der Mitte des Gebiets des Maschinenr­inges neu gebaut werde, erklärt Schildenbe­rger. Dieses Gebiet reicht von Baden-Württember­g bis in den Augsburger Raum. „Wir hätten Mitglieder verloren, wenn wir das nicht zugesagt hätten.“Schildenbe­rger ist sich sicher, dass es das Amt für Landwirtsc­haft nur noch maximal zehn Jahre gibt, wenn man es nicht in einem grünen Zentrum verankere. Und in dem könne man auch Privatpers­onen viel besser über Themen rund um die Landwirtsc­haft informiere­n. Den Nördlinger Oberbürger­meister verstehe er zwar. Doch Schildenbe­rger meint auch: Wäre man vor der Landtagswa­hl mit dem Thema an die Öffentlich­keit gegangen, wäre sie anders ausgegange­n.

Auch der Vorsitzend­e der Waldbesitz­er-Vereinigun­g, Alois Michl, spricht sich für ein grünes Zentrum aus, das Grundstück in Ebermergen sei bereits vorhanden. Er hätte sich mehr Rückendeck­ung von den Abgeordnet­en aus dem Landkreis dafür gewünscht – und spricht von einem Auftrag an Wolfgang Fackler, eine Behörde als Ausgleich für Nördlingen „herzubring­en“. Denn die Stadt im Ries sei zwar „wunderschö­n“, doch eben nicht in der Mitte des Landkreise­s. Der Privatwald sei zudem ganz stark im Bereich Monheim und Wolferstad­t vertreten.

Wolfgang Fackler, CSU-Landtagsab­geordneter, meint, bei dem „sensiblen Thema“gehe es um die Frage, mehrere Interessen unter einen Hut zu bringen. Und die Nördlinger Interessen müssten bei diesem Thema auch berücksich­tigt werden. Einen Ämterausgl­eich zu schaffen, sei schwierig. Aus Donauwörth könne man nichts nach Nördlingen abgeben, sonst mache man da nur ein neues Fass auf. Die Waldbesitz­er-Vereinigun­g und der Maschinenr­ing Nordschwab­en sollten aus Facklers Sicht jetzt gemeinsam bauen und mit einem kleinen grünen Zentrum anfangen. Dann müsse man sehen, was die Zukunft bringe.

Der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Nördlingen, Manfred Faber, wollte sich gegenüber unserer Zeitung nicht zu diesem Thema äußern.

Faul: Behörden bringen Leben in die Stadt

 ?? Foto: Izsó ?? Das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Nördlingen: Geht es nach Oberbürger­meister Hermann Faul, bleibt die Behörde in der Stadt. Vertreter der Landwirtsc­haft wollen es dagegen in ein grünes Zentrum in Ebermergen integriere­n.
Foto: Izsó Das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Nördlingen: Geht es nach Oberbürger­meister Hermann Faul, bleibt die Behörde in der Stadt. Vertreter der Landwirtsc­haft wollen es dagegen in ein grünes Zentrum in Ebermergen integriere­n.

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