Tauziehen um das Landwirtschaftsamt
Vertreter der Landwirtschaft wollen in Ebermergen ein grünes Zentrum installieren. Nördlingen wehrt sich dagegen, die Behörde ziehen zu lassen. Ist ein Kompromiss möglich?
Vertreter der Landwirtschaft wollen in Ebermergen ein grünes Zentrum installieren. Mehr zum Thema lesen Sie auf
Nördlingen Öffentlich wurde bislang kaum darüber diskutiert – doch hinter den Kulissen findet derzeit ein Tauziehen um das Nördlinger Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten statt. Geht es nach der Stadt Nördlingen, dann bleibt die Behörde in dem Gebäude in der OskarMayer-Straße. Geht es nach Vertretern der Landwirtschaft, dann zieht das Amt bald um – nach Ebermergen, in ein sogenanntes grünes Zentrum.
Solche Zentren gibt es bereits mehrfach in Bayern, im Herbst des vergangenen Jahres wurde beispielsweise eines in Kaufbeuren eingeweiht. Die Idee dahinter erklärt BBV-Kreisobmann Karlheinz Götz so: Der Maschinenring Nordschwaben, die Waldbesitzer-Vereinigung, der Bauernverband, das Amt für Landwirtschaft und der Landschaftspflegeverband würden sich in solch einem Zentrum zusammenschließen. Alle Anlaufstellen für Landwirte wären an einem Ort. Und die Mitarbeiter der verschiedenen Organisationen hätten kurze Wege. Götz: „Wir haben beispielsweise Projekte mit dem Maschinenring. Oder wir geben genauso wie das Amt für Landwirtschaft Stellungnahmen ab.“Zudem ginge die Zahl der Landwirte im Landkreis Donau-Ries jährlich um 40 bis 70 zurück. Aktuell gebe es noch rund 2300 Betriebe. „Das wird so weitergehen.“Und damit stelle sich die Frage, ob die Landwirtschaftsverwaltung irgendwann noch in ihrer jetzigen Form aufrecht erhalten werden könne. Wenn man es jetzt nicht schaffe, ein grünes Zentrum zu realisieren, dann verschlafe man die Zeichen der Zeit, meint Götz.
Nördlingens Oberbürgermeister Hermann Faul vertritt eine ganz andere Position: „Mir erschließt sich der Mehrwert nicht, wenn das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nach Harburg zieht.“Das Landwirtschaftsamt habe eine lange Tradition in der Stadt. In der Vergangenheit habe man um jede Behördenverlagerung nach Nördlingen gekämpft. Da werde man jetzt nicht einfach zuschauen, wenn ein Amt „wegverlagert“werde, sagt Faul. Behörden brächten Leben in die Stadt, Mitarbeiter, die in Nördlingen einkaufen und ihre Mittags- pause dort verbringen. Lediglich über einen Ausgleich könne man reden. Das würde bedeuten: Das Amt geht, eine andere Behörde kommt. Auch eine andere Möglichkeit sieht Faul: Das grüne Zentrum könnte sich in Nördlingen ansiedeln.
Dagegen hätte zwar BBV-Kreisobmann Götz nichts – doch der Vorstandsvorsitzende des Maschinenrings Nordschwaben, Ulrich Schildenberger, winkt ab. Erst im vergangenen Jahr ist der Maschinenring entstanden, zuvor gab es einen im Ries und einen in Donauwörth. Und in diesem Zug sei versprochen worden, dass die neue Geschäftsstelle in der Mitte des Gebiets des Maschinenringes neu gebaut werde, erklärt Schildenberger. Dieses Gebiet reicht von Baden-Württemberg bis in den Augsburger Raum. „Wir hätten Mitglieder verloren, wenn wir das nicht zugesagt hätten.“Schildenberger ist sich sicher, dass es das Amt für Landwirtschaft nur noch maximal zehn Jahre gibt, wenn man es nicht in einem grünen Zentrum verankere. Und in dem könne man auch Privatpersonen viel besser über Themen rund um die Landwirtschaft informieren. Den Nördlinger Oberbürgermeister verstehe er zwar. Doch Schildenberger meint auch: Wäre man vor der Landtagswahl mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen, wäre sie anders ausgegangen.
Auch der Vorsitzende der Waldbesitzer-Vereinigung, Alois Michl, spricht sich für ein grünes Zentrum aus, das Grundstück in Ebermergen sei bereits vorhanden. Er hätte sich mehr Rückendeckung von den Abgeordneten aus dem Landkreis dafür gewünscht – und spricht von einem Auftrag an Wolfgang Fackler, eine Behörde als Ausgleich für Nördlingen „herzubringen“. Denn die Stadt im Ries sei zwar „wunderschön“, doch eben nicht in der Mitte des Landkreises. Der Privatwald sei zudem ganz stark im Bereich Monheim und Wolferstadt vertreten.
Wolfgang Fackler, CSU-Landtagsabgeordneter, meint, bei dem „sensiblen Thema“gehe es um die Frage, mehrere Interessen unter einen Hut zu bringen. Und die Nördlinger Interessen müssten bei diesem Thema auch berücksichtigt werden. Einen Ämterausgleich zu schaffen, sei schwierig. Aus Donauwörth könne man nichts nach Nördlingen abgeben, sonst mache man da nur ein neues Fass auf. Die Waldbesitzer-Vereinigung und der Maschinenring Nordschwaben sollten aus Facklers Sicht jetzt gemeinsam bauen und mit einem kleinen grünen Zentrum anfangen. Dann müsse man sehen, was die Zukunft bringe.
Der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Nördlingen, Manfred Faber, wollte sich gegenüber unserer Zeitung nicht zu diesem Thema äußern.
Faul: Behörden bringen Leben in die Stadt