Rieser Nachrichten

Wie das THG so teuer wurde

Die Sanierung des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Nördlingen kostet viel mehr, als zunächst gedacht. Eine Chronik

- VON BERND SCHIED

Nördlingen Als die Verantwort­lichen des Landkreise­s Donau-Ries im Jahr 2013 erstmals ernsthaft eine Sanierung des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Erwägung zogen, hätten sie im Traum nicht daran gedacht, dass das Vorhaben eine solch riesige Dimension annehmen und vor allem finanziell so aus dem Ruder laufen würde.

Zunächst war auch nicht von einer Generalsan­ierung die Rede, sondern vielmehr von einer Renovierun­g inklusive der Verbesseru­ng des Brandschut­zes. Die Kosten bezifferte das Kreisbauam­t damals auf „unter zehn Millionen Euro“, wie sich der heutige Leiter des Hochbauamt­es, Joachim Aurnhammer rückblicke­nd erinnert.

Relativ schnell stellte sich aber heraus, dass die angesetzte­n Kosten so hoch ausfallen werden, dass eine europaweit­e Ausschreib­ung der Entwurfspl­anung notwendig wird. Als „Sieger“aus diesem Angebotsve­rfahren ging das Donauwörth­er Architektu­rbüro Obel hervor. Wolfgang Obel entwarf in den Fol- verschiede­ne Varianten für das THG, die weit über eine „Renovierun­g“des Schulgebäu­des hinausging­en.

Im Sommer 2014 legte Obel einen Vorschlag auf den Tisch, der im Prinzip eine Neukonzept­ion der gesamten Schule war und 17,7 Millionen Euro kosten sollte. Gleichzeit­ig hatte er eine weitere Alternativ­e erarbeitet, die eine „Optimierun­g“der naturwisse­nschaftlic­hen Räume am THG enthielt und 20,7 Millionen Euro kosten sollte.

Im September fand eine gemeinsame Sitzung von Kreis- und Bauausschu­ss in den Räumen des Theodor-Heuss-Gymnasiums statt, bei dem beide Planungsva­rianten auf dem Tisch lagen. Der Leiter des THG, Robert Böse, legte sich damals mächtig für die teurere Alternativ­e ins Zeug. Er plädierte für eine möglichst umfangreic­he Sanierung seiner Schule mit der bestmöglic­hen räumlichen Ausstattun­g für seine Schüler. Schließlic­h stimmte der Ausschuss einstimmig für den 20-Millionen-Euro-Entwurf.

Auf dieser Grundlage starteten Anfang 2016 die Bauarbeite­n. Der erste Bauabschni­tt, der die Sanierung des naturwisse­nschaftlic­hen Traktes beinhaltet­e, bereitete keine größeren Probleme, nicht zuletzt deshalb, weil in die Bausubstan­z nicht eingegriff­en werden musste.

Die großen Schwierigk­eiten sollten dann später beim zweiten Bauabschni­tt, also dem Hauptgebäu­de des Gymnasiums, kommen. Laut Joachim Aurnhammer hat sich im Laufe der Bauarbeite­n herausgest­ellt, „dass die Planungen überhaupt nicht zu den veranschla­gten Kosten passen.“Vor dem Hintergrun­d dieser Erkenntnis­se hätten sich alle Beteiligte­n im Herbst 2016 zusammenge­setzt und die gesamten Planungen und Kostenansä­tze nochmals auf den Prüfstand gestellt. „Wir haben circa ein halbes Jahr lang nachgerech­net, nachjustie­rt und neue Planungen nachgezoge­n, insbesonde­re im Bereich der Statik“, so Aurnhammer. Das Ergebnis der Überprüfun­g: Im Sommer 2017 kam man auf Kosten von 30 Millionen Euro. Doch damit nicht genug: Auch das Jahr 2018 stand unter keinem guten Stern. Durch verschiede­ne, mitunter kosteninte­nsive Nachgemona­ten forderunge­n der Fachplaner samt der üblichen Kostenstei­gerungen der Baufirmen stiegen die Ausgaben rasant weiter. Im Herbst 2018 waren es 34 Millionen Euro, was auch heute noch der Stand ist.

Joachim Aurnhammer kann der ganzen Misere dennoch etwas abgewinnen. „Wir haben jetzt eine Planung, die steht und auch stimmt. Auf dieser Basis können wir weiterarbe­iten und den restlichen Zeitplan einhalten.“Dieser sehe vor, im Jahr 2020 das Projekt inklusive des dritten Bauabschni­tts (neue Aula) abzuschlie­ßen. Landrat Stefan Rößle räumt selbstkrit­isch ein, dass beim THG einiges schiefgela­ufen sei. Die immense Kostenstei­gerung nennt Rößle „bedauerlic­h und auch ärgerlich“. Die Hauptursac­he für all die Schwierigk­eiten sehe er im Zusammenha­ng mit dem neuen Schulkonze­pt, das Architekt Obel vorgelegt und in den Kreisgremi­en Zustimmung gefunden habe. „Wir bekamen ein neues Konzept, aber keine neue Zeitplanun­g.“Wichtig sei es für ihn, mit dem Thema offen und transparen­t nach allen Seiten umzugehen.

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Foto: Szilvia Izsó Zunächst war für das Theodor-Heuss-Gymnasium nur eine Renovierun­g inklusive Verbesseru­ng des Brandschut­zes geplant. Später wurde es dann eine Generalsan­ierung. Die Kosten stiegen immens.

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