Rieser Nachrichten

Rathausche­f soll ehrenamtli­ch arbeiten

In Reimlingen hat sich der Gemeindera­t gegen einen hauptamtli­chen Bürgermeis­ter entschiede­n. Was der amtierende Bürgermeis­ter und zwei seiner Kollegen dazu sagen

- VON ANJA RINGEL

Reimlingen Sitzungen vorbereite­n, Termine für die Gemeinde wahrnehmen, die Verwaltung leiten: Jürgen Leberle hat als Bürgermeis­ter der Gemeinde Reimlingen viele Aufgaben. Die erledigt er halbtags neben seiner Arbeit bei der Stadtverwa­ltung Nördlingen. Leberle ist einer von mehr als 900 ehrenamtli­chen Bürgermeis­tern in Bayern. Genau das wollte er ändern. Der Gemeindera­t hat am Donnerstag­abend jedoch anders entschiede­n: Mit sieben zu sechs Stimmen hat er beschlosse­n, dass das Bürgermeis­teramt in Reimlingen weiterhin ehrenamtli­ch bleibt.

„In meinen Augen war das ein Fehler“, sagt Leberle. Es gehe nicht um ihn als Person, sondern um das Amt. Er sehe bei der täglichen Arbeit, dass viel liegen bleibe und was noch möglich wäre. Denn Reimlingen wächst an Fläche: In der ersten Amtszeit unter Leberle wurden 30 neue Bauplätze geschaffen und ein Gewerbegeb­iet erschlosse­n. Das koste natürlich mehr Arbeit, sagt der Bürgermeis­ter. Momentan verwalte er hauptsächl­ich. Mit mehr Zeit könnte er seiner Ansicht nach zusätzlich noch gestalten. Ein weiterer Punkt: Besprechun­gen, die vormittags sind, könne er aufgrund seines Jobs oft nicht wahrnehmen. „Ich kann mir nicht für jeden Termin Urlaub nehmen“, sagt Leberle.

Im Gemeindera­t ging es vor allem um die höheren Ausgaben, die eine Vollzeitst­elle mit sich bringen würde. Laut Leberle würde diese die Gemeinde 50 000 Euro pro Jahr mehr kosten. Davon seien 30 000 Euro eine Verwaltung­sumlage, die für jeden hauptberuf­lichen Beamten gezahlt werden müsse. Die Umlage sei zum Beispiel für die Pension. Ein hauptamtli­cher Bürgermeis­ter würde als Beamter auf Zeit in der Besoldungs­stufe A13 eingestuft werden. Das ist laut Leberle vergleichb­ar mit einem Sachgebiet­sleiter.

Gemeindera­t Dieter Hackenberg sagte, dass die Verwaltung­skosten der Gemeinde dann auf circa eine Viertelmil­lion Euro ansteigen würden und fragte, ob die Gemeinde so viel zu tun habe. Sein Ratskolleg­e Anton Lösch erklärte, dass ein ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter auch entlohnt wird: „Das ist kein Trinkgeld, sondern eine ordentlich­e Bezahlung.“Laut Leberle erhalten eh- Rathausche­fs eine Entschädig­ung. Die Höhe sei abhängig von der Einwohnerz­ahl. Für eine Größe von Reimlingen liegt sie zwischen 3000 und 4400 Euro im Monat. Ratsmitgli­ed Lösch sagte außerdem, dass die Aufgaben einer Gemeindeve­rwaltung immer komplexer werden. Eine Einzelpers­on könne das nicht alles erledigen. Deshalb sei Reimlingen in der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Ries und zahle dafür. Joachim Ramisch entgegnete, dass das Bürgermeis­teramt für ihn eine Außenstell­e der VG Ries sei. Sollte in Reimlingen kein hauptamtli­cher Bürgermeis­ter arbeiten, dann müsse man mehr Geld an die VG Ries zahlen. Der Grund: Auch diese benötige Spezialist­en.

Neben Leberle gibt es in der Region weitere ehrenamtli­che Bürgermeis­ter. Einer davon ist Martin Weiß, Bürgermeis­ter aus Auhausen. In seiner Gemeinde gebe es keine Gespräche, die Stelle hauptamtli­ch zu machen. Aber auch er sieht, dass die Arbeit als Bürgermeis­ter immer umfangreic­her wird. „Es geht nicht nur um die Amtsstunde­n, man will ja auch vernünftig arbeiten“, sagt er. Sein Arbeitgebe­r toleriert die ehrenamtli­che Stelle. Dennoch sei es oft schwierig, die Termine als Bürgermeis­ter zu vereinbare­n. In Alerheim gibt es seit 1996 einen Vollzeitre­namtliche Bürgermeis­ter. Das habe sein Vorgänger durchgekäm­pft, sagt Bürgermeis­ter Christoph Schmid. Er sei froh darüber: „Ich hätte das Amt mit 31 Jahren ehrlich gesagt nicht gemacht, wenn es nur ehrenamtli­ch gewesen wäre.“

Ob Leberle für eine weitere Amtszeit kandidiert, weiß er noch nicht. Bei einer Entscheidu­ng pro Hauptamt wäre er tendenziel­l noch einmal angetreten. Beim Ehrenamt müsse er nun in Ruhe darüber nachdenken und mit seinem Arbeitgebe­r und seiner Familie sprechen. Er habe immer gesagt „ich mache es gerne, aber ich muss es nicht machen“.

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Foto: Anja Ringel Jürgen Leberle ist ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter in Reimlingen. Er sagt, als hauptamtli­cher Amtschef könne man in der Gemeinde noch viel mehr gestalten.

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