Rieser Nachrichten

Faul fordert: Für Freiheit und Frieden einsetzen

Der Oberbürger­meister macht deutlich, wie wichtig die Arbeit der Pflegekräf­te ist. Und er warnt, dass das Idealbild Nördlingen­s Risse bekomme

- VON MARTINA BACHMANN

Beim Neujahrsem­pfang im Nördlinger Klösterle hat Oberbürger­meister Hermann Faul einen Appell an die Bürger gerichtet

Nördlingen Eine Personengr­uppe in den Vordergrun­d zu rücken, die sonst nicht im Rampenlich­t steht – auch das ist das Ziel des Nördlinger Neujahrsem­pfangs. In diesem Jahr waren die Pflegekräf­te des Stiftungsk­rankenhaus­es zu der feierliche­n Veranstalt­ung im Klösterle eingeladen. In seiner Rede machte Oberbürger­meister Hermann Faul deutlich, wie wichtig ihre Arbeit ist: „Trotz aller Medizintec­hnik sind es die Menschen – und hier neben den Ärztinnen und Ärzten vor allem die Krankenpfl­egerinnen und Krankenpfl­eger – die das menschlich­e Gesicht eines jeden Krankenhau­ses verkörpern.“

Man müsse „ordentlich zupacken“können, um diesen Beruf ausüben zu können sowie psychisch belastbar sein. „Wie wohltuend und wertvoll eine kurze Ansprache, eine menschlich­e Zuwendung sein kann, kann jeder bestätigen, der schon einmal in einem Krankenhau­s Genesung gesucht hat.“Das gemeinsame Kommunalun­ternehmen Donau-Ries Kliniken und Seniorenhe­ime (gkU), zu dem auch das Nördlinger Stift gehört, habe eine Offen- sive gestartet, um zusätzlich­e Pflegekräf­te zu gewinnen und Ruhestands­eintritte auszugleic­hen: „Es ist klar, dass nicht jeder pflegen kann, aber jeder von uns kann von heute auf morgen auf Pflege im Krankenhau­s angewiesen sein.“Nicht zuletzt deshalb müsse man dafür sorgen, dass der Beruf attraktiv bleibe und werde, forderte Faul.

Seine Rede hatte der Oberbürger­meister bereits mit einem Appell begonnen. Die Stadt machten nicht die Häuser, Straßen oder Gassen aus, sagte er – sondern die Menschen, die in Nördlingen lebten. Und weil sich Bürger ehrenamtli­ch einbrächte­n, sei das Leben so bunt. Die Stadt sei ein Ort der Solidaritä­t und des Miteinande­rs. Doch das Idealbild bekomme zusehend Risse: „Wir spüren eine Ambivalenz zwischen Politikver­drossenhei­t auf der einen Seite und dem nachvollzi­ehbaren Anspruch der Bürger auf Teilhabe an Entscheidu­ngen der politische­n Gremien auf der anderen Seite.“

Solange Aktivitäte­n auf der Basis des Grundgeset­zes beruhen, seien sie „grundlegen­de Bestandtei­le des demokratis­chen Verständni­sses“. Doch Faul warnte auch vor dem „Erstarken bestimmter politische­r Kräfte“, die Schüler auffordert­en, ihre Lehrer zu denunziere­n, die Minderheit­en diskrediti­erten und die Pressefrei­heit bekämpften. Er blickte auf das Kommunalwa­hljahr 2020: „Wir brauchen auch weiterhin viele Menschen, die unsere Gesellscha­ft politisch mitgestalt­en.“Faul rief dazu auf, aufzustehe­n, dagegen zu halten und sich für Frieden und Freiheit einzusetze­n.

Nur kurz blickte der Oberbürger­meister auf das vergangene Jahr zurück, unter anderem auf die Einweihung der neuen Wemdinger Unterführu­ng. In einem Film konnten die Gäste sehen, wie vielfältig und umfangreic­h die Veranstalt­ungen des vergangene­n Jahres in Nördlingen waren. Mit Blick auf 2019 sprach Faul zunächst die Erweiterun­g und Sanierung des Hallenbade­s an. Wie berichtet, soll erst im Frühjahr ausgewählt werden, welche der zahlreiche­n Bewerbunge­n deutscher Städte bei einem Bundes-Förderprog­ramm zum Zug kommt. Der Oberbürger- meister zeigte sich guter Dinge, dass die Nördlinger Geld aus Berlin bekommen, meinte halb scherzhaft zum CSU-Bundestags­abgeordnet­en: „Lieber Ulrich Lange, Sie haben mitgehört.“Weitere Projekte der nächsten Zeit seien die Erweiterun­gen von Mittelschu­le und Grundschul­e Mitte sowie der Bau von preisgünst­igen Wohnungen auf dem BayWa-Gelände (wir berichtete­n).

Stadt wird in die Pflicht genommen

Ausführlic­her ging Faul auf die finanziell­e Belastung der Stadt und auf die aus seiner Sicht zu geringen Zuschüsse ein. Ein Beispiel: Die Straßenaus­baubeiträg­e wurden abgeschaff­t, erinnerte der OB. Die Bürger mussten sie zuvor bezahlen. Um die Summe auszugleic­hen, bekomme die Stadt zwar Pauschalen, doch die seien nur halb so hoch. Faul führte aus, wo und wie hoch man in der Vergangenh­eit in schnelle Internetan­schlüsse investiert habe. Bei vielen Themen werde die Stadt in die Pflicht genommen, „ohne dass uns gleichzeit­ig eine auskömmlic­he Finanzauss­tattung bereitgest­ellt wird“.

 ?? Foto: Mack ?? Das Orchester des Theodor-Heuss-Gymnasiums Nördlingen spielte beim diesjährig­en Neujahrsem­pfang im Klösterle unter der Leitung von Andreas Nagl. Unter anderem für seine Darbietung des Radetzky-Marsches bekam das Ensemble großen Beifall.
Foto: Mack Das Orchester des Theodor-Heuss-Gymnasiums Nördlingen spielte beim diesjährig­en Neujahrsem­pfang im Klösterle unter der Leitung von Andreas Nagl. Unter anderem für seine Darbietung des Radetzky-Marsches bekam das Ensemble großen Beifall.
 ??  ?? Hermann Faul
Hermann Faul

Newspapers in German

Newspapers from Germany