Faul fordert: Für Freiheit und Frieden einsetzen
Der Oberbürgermeister macht deutlich, wie wichtig die Arbeit der Pflegekräfte ist. Und er warnt, dass das Idealbild Nördlingens Risse bekomme
Beim Neujahrsempfang im Nördlinger Klösterle hat Oberbürgermeister Hermann Faul einen Appell an die Bürger gerichtet
Nördlingen Eine Personengruppe in den Vordergrund zu rücken, die sonst nicht im Rampenlicht steht – auch das ist das Ziel des Nördlinger Neujahrsempfangs. In diesem Jahr waren die Pflegekräfte des Stiftungskrankenhauses zu der feierlichen Veranstaltung im Klösterle eingeladen. In seiner Rede machte Oberbürgermeister Hermann Faul deutlich, wie wichtig ihre Arbeit ist: „Trotz aller Medizintechnik sind es die Menschen – und hier neben den Ärztinnen und Ärzten vor allem die Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger – die das menschliche Gesicht eines jeden Krankenhauses verkörpern.“
Man müsse „ordentlich zupacken“können, um diesen Beruf ausüben zu können sowie psychisch belastbar sein. „Wie wohltuend und wertvoll eine kurze Ansprache, eine menschliche Zuwendung sein kann, kann jeder bestätigen, der schon einmal in einem Krankenhaus Genesung gesucht hat.“Das gemeinsame Kommunalunternehmen Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime (gkU), zu dem auch das Nördlinger Stift gehört, habe eine Offen- sive gestartet, um zusätzliche Pflegekräfte zu gewinnen und Ruhestandseintritte auszugleichen: „Es ist klar, dass nicht jeder pflegen kann, aber jeder von uns kann von heute auf morgen auf Pflege im Krankenhaus angewiesen sein.“Nicht zuletzt deshalb müsse man dafür sorgen, dass der Beruf attraktiv bleibe und werde, forderte Faul.
Seine Rede hatte der Oberbürgermeister bereits mit einem Appell begonnen. Die Stadt machten nicht die Häuser, Straßen oder Gassen aus, sagte er – sondern die Menschen, die in Nördlingen lebten. Und weil sich Bürger ehrenamtlich einbrächten, sei das Leben so bunt. Die Stadt sei ein Ort der Solidarität und des Miteinanders. Doch das Idealbild bekomme zusehend Risse: „Wir spüren eine Ambivalenz zwischen Politikverdrossenheit auf der einen Seite und dem nachvollziehbaren Anspruch der Bürger auf Teilhabe an Entscheidungen der politischen Gremien auf der anderen Seite.“
Solange Aktivitäten auf der Basis des Grundgesetzes beruhen, seien sie „grundlegende Bestandteile des demokratischen Verständnisses“. Doch Faul warnte auch vor dem „Erstarken bestimmter politischer Kräfte“, die Schüler aufforderten, ihre Lehrer zu denunzieren, die Minderheiten diskreditierten und die Pressefreiheit bekämpften. Er blickte auf das Kommunalwahljahr 2020: „Wir brauchen auch weiterhin viele Menschen, die unsere Gesellschaft politisch mitgestalten.“Faul rief dazu auf, aufzustehen, dagegen zu halten und sich für Frieden und Freiheit einzusetzen.
Nur kurz blickte der Oberbürgermeister auf das vergangene Jahr zurück, unter anderem auf die Einweihung der neuen Wemdinger Unterführung. In einem Film konnten die Gäste sehen, wie vielfältig und umfangreich die Veranstaltungen des vergangenen Jahres in Nördlingen waren. Mit Blick auf 2019 sprach Faul zunächst die Erweiterung und Sanierung des Hallenbades an. Wie berichtet, soll erst im Frühjahr ausgewählt werden, welche der zahlreichen Bewerbungen deutscher Städte bei einem Bundes-Förderprogramm zum Zug kommt. Der Oberbürger- meister zeigte sich guter Dinge, dass die Nördlinger Geld aus Berlin bekommen, meinte halb scherzhaft zum CSU-Bundestagsabgeordneten: „Lieber Ulrich Lange, Sie haben mitgehört.“Weitere Projekte der nächsten Zeit seien die Erweiterungen von Mittelschule und Grundschule Mitte sowie der Bau von preisgünstigen Wohnungen auf dem BayWa-Gelände (wir berichteten).
Stadt wird in die Pflicht genommen
Ausführlicher ging Faul auf die finanzielle Belastung der Stadt und auf die aus seiner Sicht zu geringen Zuschüsse ein. Ein Beispiel: Die Straßenausbaubeiträge wurden abgeschafft, erinnerte der OB. Die Bürger mussten sie zuvor bezahlen. Um die Summe auszugleichen, bekomme die Stadt zwar Pauschalen, doch die seien nur halb so hoch. Faul führte aus, wo und wie hoch man in der Vergangenheit in schnelle Internetanschlüsse investiert habe. Bei vielen Themen werde die Stadt in die Pflicht genommen, „ohne dass uns gleichzeitig eine auskömmliche Finanzausstattung bereitgestellt wird“.