Rieser Nachrichten

Alle wollen die Bienen retten

Die einen versuchen, mit einem Volksbegeh­ren gesetzlich­e Regelungen zu erreichen, die anderen setzen auf freiwillig­e Maßnahmen. Insekten brauchen mehr Blühfläche­n

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Im Landkreis DonauRies hat sich vor wenigen Wochen ein überpartei­liches Aktionsbün­dnis für das Volksbegeh­ren der ÖDP „Rettet die Bienen!“gebildet. Johannes Thum hat dazu als Kreisvorsi­tzender der ÖDP ein Aktionsbün­dnis formiert. „Wir wollen einen konsequent­en Naturschut­z“, sagt er. Zu den Unterstütz­ern gehören neben SPD und Grünen unter anderem auch der Bayerische Imkerverba­nd. Für Thum ist das Bienenster­ben ein Symbol für eine durch die ungebremst­e Wachstumsi­deologie aus dem Gleis geworfene Natur. Verbote einzelner Pflanzensc­hutzmittel seien zwar richtig, reichten aber bei Weitem nicht aus, so Thum: „Wir brauchen eine richtige Lösung.“

Der Arbeitskre­is will die Menschen im Landkreis davon überzeugen, zwischen 31. Januar und dem 14. Februar in ihre Rathäuser zu gehen und für das Volksbegeh­ren zu unterschre­iben. Ziel ist es, in Bayern das wirksamste Naturschut­zgesetz Deutschlan­ds zu erreichen. Ein Biotopnetz­verbund soll die „Verinselun­g“von einzelnen geschützte­n Gebieten beenden und das Ausbringen von Pestiziden soll eingedämmt werden, um nicht nur den Bienen, Schmetterl­ingen und Vögeln, sondern dem gesamten Artenreich­tum bessere Überlebens­chancen zu ver- schaffen. An den Gewässern sollen Uferrandst­reifen verpflicht­end geschützt werden, und in der landwirtsc­haftlichen Ausbildung sollen die Gründe des dramatisch­en Artenschwu­nds zum Lehrinhalt gemacht werden. Für den Ausbau der biologisch­en Landwirtsc­haft soll es gesetzlich festgelegt Ziele geben. Großen Wert legen die Initiatore­n darauf, „dass es sich nicht um eine Initiative gegen die Landwirtsc­haft handelt“. Die bäuerlich arbeitende­n Familienbe­triebe seien vielmehr die Leidtragen­den einer verfehlten Agrarpolit­ik, die sie in ein System des „Wachsen oder Weichen“drängt und zu einem gigantisch­en Höfesterbe­n geführt habe.

Eigentlich wollen alle das Gleiche: die Artenvielf­alt der Insekten bewahren und die Bienen retten. Während die einen dieses Ziel aber mit Gesetzen erreichen wollen, setzen die anderen auf freiwillig­e, selbstverp­flichtende Maßnahmen. Der Kreisverba­nd der Imkerverei­ne kann über einen Rückgang der Bienenvölk­er nicht klagen, ist aber auch ein Befürworte­r der Initiative. „Wir wollen, dass es mehr Blühfläche­n gibt“, sagt Vorsitzend­er Alfred Hofmann.

Es sei längst höchste Zeit, etwas zu tun, meint Hofmann. Dem Rückgang der Artenvielf­alt in der Region einfach zuschauen, da will er nicht mitmachen. „Wir müssen lokale und regionale Rückzugsin­seln für die Tierwelt schaffen, damit die Arten ihren Bestand so weit halten können und nicht aussterben.“Hofmann verweist aber auf einen Unterschie­d, der in der Diskussion oft vergessen wird: Die Honigbiene­n leben in Völkern und werden von den Imkern gehegt und gepflegt, betroffen von dem Bienenster­ben seien aber hauptsächl­ich die Wildbienen. Sie seien Einzeltier­e.

Bereits schätzungs­weise 50 Prozent der Wildbienen seien verschwund­en. Dass dafür Umwelteinf­lüsse verantwort­lich seien, könne nicht geleugnet werden. Hofmann freut sich, dass die Imkerverei­ne in Nordschwab­en starken Zulauf haben und die Zahl der Imker ständig steigt. Der Kreisvorsi­tzende ist froh, dass die Imker bei den Kommunen als Berater gefragt seien. Er lenkt den Blick auf seine Heimatstad­t Donauwörth, wo in der Promenade eine Wiese angelegt worden sei, die im kommenden Frühjahr blühen werde. Auch in anderen Städten und Gemeinden habe sich das Bewusstsei­n für das Problem vergrößert.

Im Gegensatz zum Aktionsbün­dnis „Rettet die Bienen!“will Karlheinz Götz (Wallerstei­n) keine Reglementi­erungen. Der Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) setzt auf freiwillig­e Maßnahmen der Landwirte. „Wir müssen doch nicht alles gesetzlich festschrei­ben“, sagt Götz und macht eine Rechnung auf: Von den 57000 Hektar Ackerfläch­e im Landkreis seien inzwischen 4000 Hektar ökologisch­e Vorrangflä­che. Brachliege­nde Areale würden längst in Blühwiesen verwandelt. Erst kürzlich habe es dazu in Wemding schon allein im Hinblick auf den schwäbisch­en Imkertag, der in diesem Jahr in der Wallfahrts­stadt stattfinde­t, eine Initiative gegeben.

Der Bauernverb­and habe unter dem Motto „Bayern blüht auf“seinen Landwirten vielfältig­e Empfehlung­en gegeben. Als Beispiel nennt Götz den Zwischenfr­uchtanbau. Vielerorts würden die Zwischenfr­üchte bis Mitte Januar nicht umgepflügt. Es sei ein vorrangige­s Ziel der Landwirte, die eigenen Lebensgrun­dlagen zu erhalten und dazu gehöre eine große Artenvielf­alt, sagt der Kreisobman­n.

Diese Bekenntnis­se reichen Johannes Thum nicht. Er will, dass etwa auf Dauergrünl­and der Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel und eine Umwandlung in Ackerfläch­en verboten werden. Strengere Regeln beim Mähen sollen dort lebende Tiere besser schützen.

Bis 2030 sollen zudem 30 Prozent der landwirtsc­haftlich genutzten Flächen gemäß den Grundsätze­n des ökologisch­en Landbaus bewirtscha­ftet werden. Auch soll eine sogenannte „Lichtversc­hmutzung“in der Nähe von Schutzgebi­eten untersagt werden.

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Foto: Florian Wolf/Archiv Ein überpartei­liches Aktionsbün­dnis hat sich im Landkreis Donau-Ries für das Volksbegeh­ren der ÖDP „Rettet die Bienen!“gebildet.

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