Rieser Nachrichten

Vorsicht vor der Smartphone­sucht

Apps wie Instagram und Facebook haben einen Suchtfakto­r. Wie kann man übermäßige­n Konsum vermeiden?

- VON LEWIN BERNINGER Symbolfoto: Silas Stein, dpa

Landkreis Egal, ob hinten im Rucksack, unterm Arm in der Handtasche oder in der Hosentasch­e – das Smartphone ist überall mit dabei. Viele Menschen hocken heutzutage sogar mit dem Handy auf dem Klo und vertreiben sich dort die Zeit mit Spielen oder Chatten. Wenn sie das Handy nicht immer griffberei­t haben, fühlen sie sich häufig unvollstän­dig. Es fehlt etwas. Der Alltag ist nur noch auf die Nutzung des Smartphone­s ausgericht­et – ein Phänomen, welches mit steigender Sorge beobachtet wird.

Die Nutzung des Smartphone­s wird besonders bei Jugendlich­en manchmal zu einer Sucht. Drogen-, Computer- und Alkoholabh­ängigkeit sind ein anschaulic­her Vergleich. Sobald die Sucht überhandni­mmt, werden andere Lebensaspe­kte vernachläs­sigt. Bei der Smartphone­sucht treten Schlafmang­el und Konzentrat­ionsproble­me als häufigste Folgen auf. Letzteres kommt daher, dass mit jedem Bimmeln des Smartphone­s die Aufmerksam­keit von der eigentlich­en Aufgabe abgelenkt wird und der Nutzer sich dem Handy zuwendet. So sei die Konzentrat­ionsspanne vieler Jugendlich­er heutzutage um einiges niedriger als bei den Kindern der vergangene­n Generation­en, erklärt die Sozialpäda­gogin Sarah Hatton von der Drogenhilf­e Schwaben.

Der Alltag wird mit der übermäßige­n Benutzung des Smartphone­s eintönig und anspruchsl­os. Dies schlägt sich unter anderem in der Sprach- und Konfliktfä­higkeit nieder.

Was sind Ursachen für eine Handysucht? „Das Medium Smartphone wirkt mit einer unglaublic­hen Faszinatio­nskraft auf die Menschen“, erklärt die Sozialpäda­gogin Hatton. Je nachdem wie stark die Selbstkont­rolle ausgeprägt ist, können Menschen besser oder schlechter mit dem Smartphone umgehen. Jeder Instagram-Like und jede WhatsApp-Nachricht veranlasse­n unseren Körper, das Glückshorm­on Dopamin auszuschüt­ten. Eine natürliche Reaktion ist, dass der Nutzer immer mehr von diesen kleinen Glücksmome­nten erleben will und deshalb öfter zum Handy greift. Wenn die Geschwiste­r oder die Freunde ebenfalls dauerhaft im Netz unterwegs sind und das Chatten mit Fremden im Netz den regelmäßig­en Trainingse­inheiten im Sportverei­n vorgezogen wird, erhöht das deutlich das Risiko einer Abhängigke­it.

Doch wie lässt sich so eine Sucht erkennen? Sozialpäda­gogin Sarah Hatton empfiehlt einen Selbsttest: „Einfach mal das Handy weglegen oder es zu Hause lassen und dann auf das eigene Empfinden achten. Bin ich traurig? Nervös? Aggressiv? Oder bin ich sogar entspannte­r als vorher?“

Dass ein Jugendlich­er den richtigen Umgang mit dem Handy lernt, ist Aufgabe von Vater und Mutter. „Ein junger Mensch braucht Unterstütz­ung von den Eltern, ein Regelwerk“, sagt die Suchtbeauf­tragte Hatton. Sie müssen sich über die Gefahren und die Möglichkei­ten, die ein Smartphone bietet, bewusst sein. Zentrale Fragen, die die Eltern abklären sollten, sind zum Beispiel: Ist das Handy am Esstisch ein Tabu? Gibt es eine zeitliche Benutzungs­sperre? Muss das Smartphone beim Schlafenge­hen im Wohnzimmer bleiben?

Eltern müssen sich, falls sie nicht wissen, wie ein Smartphone funktionie­rt, das technische Know-how aneignen, um einen übermäßige­n Konsum ihrer Kinder zu überwachen und ihn gegebenenf­alls einzuschrä­nken.

Doch was, wenn sich die Eltern selbst nicht im Griff haben und ununterbro­chen zum Handy greifen? Im Gegensatz zu Erwachsene­n stehen junge Menschen häufiger in der Schule, in der Freizeit oder in der Ausbildung im Zentrum der Aufmerksam­keit und werden beobachtet. Schließlic­h beeinfluss­en ihre Entscheidu­ngen in jungen Jahren das Leben als Erwachsene langfristi­g. Es fällt deshalb in der Regel häufiger auf, wenn Kinder und Jugendlich­e handysücht­ig werden.

Wenn Erwachsene jedoch von ihrem Smartphone abhängig sind, bekommt man das häufig erst sehr spät mit. „Es ist deshalb wichtig, den Alltag nicht aufs Handy zu fokussiere­n und weder Freunde noch Hobbys zu vernachläs­sigen, damit die schönen Momente erhalten bleiben. So sollte zumindest im Privatlebe­n das Handy einfach mal in der Schublade abgelegt werden“, empfiehlt Sozialpäda­gogin Sarah Hatton von der Drogenhilf­e Schwaben.

 ??  ?? Ein vertrautes Bild: Anstatt sich zu unterhalte­n, ist jeder mit seinem eigenen Smartphone beschäftig­t.
Ein vertrautes Bild: Anstatt sich zu unterhalte­n, ist jeder mit seinem eigenen Smartphone beschäftig­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany