Das Ziel: Bezahlbarer Wohnraum
Der Fraktionsvorsitzende von Grünen/Frauenliste, Wolfgang Goschenhofer, erklärt sein Drittel-Modell und was er sich für das neue Hallenbad vorstellt RN-Serie (4)
Herr Goschenhofer, Sie und Ihre Fraktion Grüne/Frauenliste spielen gerne das Zünglein an der Waage. Doch als es im vergangenen Jahr um die Erweiterung der Grundschule Mitte ging, da war vor allem ein Zweikampf zwischen PWG und CSU zu beachten. Goschenhofer: Es wundert mich, dass Sie das so sagen. Wir waren schließlich die treibende Kraft, damit möglichst schnell eine Lösung für die Schule gefunden wird. Wir haben einen Antrag in den Stadtrat eingebracht, damit der Bau ein Jahr früher in den Etat aufgenommen wird. Ich finde, wir haben in dieser Phase sehr deutlich platziert, dass die CSU auf einem Irrweg ist. Deren Idee einer Großschule hätte 15 Millionen Euro plus X gekostet.
Aber jetzt kostet die Erweiterung der Mittelschule rund sieben Millionen Euro und die der Grundschule Mitte mehr als fünf Millionen Euro. Goschenhofer: Dafür haben wir aber zwei unterschiedliche Schulen. Zudem kann man das Thema nicht allein aus rein finanziellen Aspekten betrachten. Eine Schule gehört in die Altstadt, dort wo die Kinder leben. Wichtig zu wissen: Der höchste Zuwachs an Kindern ist im Sprengel der Grundschule Mitte.
Dem Kubus mit Flachdach haben in einer Bauausschusssitzung ursprünglich alle Fraktionen zugestimmt. Fehlt es am Gespür für den Bürgerwillen? Goschenhofer: Wir alle im Stadtrat waren damals von dem Gebäude angetan. Zudem erschien es die einzige Möglichkeit, bei der die Vorgaben des Landesdenkmalamtes eingehalten werden – unter der Traufe des Hallgebäudes zu bleiben – und möglichst wenig Pausenhof bebaut wird. Es ist immer gut, wenn die Bürger ihre Bedenken rechtzeitig an uns Stadträte herantragen. Dann muss alles auf den Tisch, so kann man das Beste für die Schule erreichen.
Muss ein zukünftiger Rathauschef solche Themen also anders angehen? Goschenhofer: Die Einbindung der Bevölkerung ist immens wichtig. Beim Kletterwald haben wir bereits in der Entscheidungsphase Hinweise erhalten. Für uns als Grüne war ganz klar: Wenn dieser Kletterwald nicht mit dem Naturschutz einhergeht, dann können wir ihm nicht zustimmen. Da haben die anderen Fraktionen noch überlegt. Es kam ja dann auch immer mehr zutage, etwa, dass auch eine Bewirtschaftung geplant war.
Die öffentliche Diskussion über den Kletterwald kam zustande, weil die Rieser Nachrichten über das Thema berichtet haben. Der Bauausschuss hat darüber in einer nicht-öffentlichen Sitzung beraten. Wer hinter verschlossenen Türen debattiert, bindet die Bevölkerung nicht ein… Ein anderes Thema: Derzeit scheint es im OB- Wahlkampf auf ein Duell zwischen David Wittner und Steffen Höhn hinauszulaufen. Gerüchte mehren sich, dass Sie Andrea Eireiner aufstellen werden. Stimmen die? Goschenhofer: Das Amt des Oberbürgermeisters ist für die Entwicklung Nördlingens immens wichtig. Wir als Bündnis 90/Die Grünen führen derzeit viele Gespräche mit möglichen Kandidaten, und wir unternehmen sehr viel, damit es am Ende mindestens drei Bewerber gibt. Wir haben schon bei der vergangenen Wahl mit Rudi Koukol eine Alternative zu Oberbürgermeister Hermann Faul geboten.
Sie wollen nicht bestätigen, dass Andrea Eireiner Ihre Kandidatin ist? Goschenhofer: Das steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.
Wann wollen Sie der Öffentlichkeit Ihren Bewerber präsentieren? Goschenhofer: Sobald wir wissen, wer es ist. Auf jeden Fall noch vor der Sommerpause.
Sie sind selbst begeisterter Schwimmer. Was wünschen Sie sich für das neue Hallenbad? Goschenhofer: Wir sind überaus froh, was wir bis jetzt erreicht haben. Es war unsere Idee, dass der Stadtrat jetzt eine Entscheidung trifft, wie es mit dem Hallenbad weitergeht. Wäre es nach dem OB gegangen, hätte man mit dem Bau ein Jahr später begonnen. Wir wollen ein Bad mit deutlich mehr Aktionen.
Was geschieht, wenn das erwartete Geld vom Bund nicht kommt? Goschenhofer: Es gibt mehr als 1000 Anträge für die 200 Millionen Euro, die der Bund zur Verfügung stellt. Jeder OB wird seinem Bundestagsabgeordneten beim Neujahrsempfang einen Wink mit dem Zaunpfahl geben, so wie es unserer gemacht hat. Ich würde mich mehr als freuen, wenn ich mit meiner Haltung falsch liegen würde, dass es zu keinem Millionenzuschuss kommt. Falls nicht, sollten wir eine Planung starten, bei der es für Babys bis Senioren sehr große Laune macht, ins Bad zu gehen. Dazu gehört auch eine attraktive Rutsche und ausreichend Wasserfläche. Außerdem: Der bayerische Staat muss endlich ein Milliardenprogramm auflegen, um die Bäder zu retten. Dennoch: Was soll geschehen, wenn das Geld nicht kommt? Goschenhofer: Die politische Entscheidung zum Hallenbad ist getroffen. Jetzt geht es ausschließlich um das Wie. Welche Themen wollen Sie 2019 zudem angehen?
Goschenhofer: Wir wollen uns um bezahlbares Wohnen kümmern. Unsere Idee ist, dass ein Drittel einer Baufläche für sozialen Wohnungsbau, ein Drittel mit einer festgelegten Mietgrenze und ein Drittel auf dem freien Markt vorgehalten wird. Wir wollen die Mobilität verbessern, die Hesselbergbahn auf die Schiene bringen. Wir wollen den StadtteilBus verbessern und am Radwegekonzept arbeiten. Wir sind mehr als unglücklich, dass wir keine Mehrheit für einen Radweg nach Schmähingen bekommen haben. Außerdem wollen wir den Klimaschutz voranbringen. Wir haben ein Konzept, aber die Stelle des Klimaschutzmanagers ist immer noch nicht besetzt. Und zuletzt ganz wichtig: Viel mehr Kiga- und KiTaPlätze und Verbesserung der Öffnungszeiten.