Wenn Nemec auf Batic macht
Der Tatort-Kommissar Miroslav Nemec stellte in Donauwörth sein zweites Buch vor. In diesem spielt er selbst die Hauptrolle – und bringt damit die mehr als 200 Zuhörer zum Lachen
Donauwörth Seit mittlerweile 27 Jahren löst Miroslav Nemec als Ivo Batic Kriminalfälle im Münchner Tatort. Der kroatisch-stämmige Schauspieler gehört zum festen Inventar der sonntäglichen Krimi-Serie. Seit ein paar Jahren muss Nemec nicht nur als sein Alter Ego Batic Kriminalfälle lösen, mittlerweile verdonnert er sich selber dazu. Zumindest in seinen Büchern. Als Miroslav Nemec geht er dem Verbrechen auf die Spur. So auch in seinem zweiten Buch „Kroatisches Roulette“, aus dem er am Donnerstagabend in der Buchhandlung Rupprecht vorgelesen hat.
Mehr als 200 Gäste hingen an Nemec’ Lippen. Das fällt auch leicht. Denn es erinnert an die sonnabendliche Entspannung vor dem Fernseher. Und seinen rauen Charme verliert Nemec nicht einmal umgeben von Schulbüchern und Ratgeberliteratur. In schwarzem Sakko, heller Jeans und schmaler Lesebrille hockt er vor den Zuschauern – und plaudert zunächst Privates. Donauwörth! Ja, da war er zuletzt vor zwei Jahren. „Da hab’ ich mir einen Gebrauchtwagen gekauft“, berichtet er und erntet schon die ersten Lacher.
Und dann – er kann wohl nicht umhin – erzählt er von seinem anderen Ich, Ivo Batic, und wie er von Fremden auf der Straße angesprochen wird. „Die Leute sagen dann immer: ,Bitte nicht verhaften’ oder ,Ah, ist was passiert, dass Sie kommen, Herr Batic?’“Viele Schauspieler, die so eng mit ihrer Rolle verschmelzen, dürfte das nerven. Nicht so Nemec. Er liebt das Verwechslungsspiel. Und das merkt man auch an seinem neuen Roman.
In „Kroatisches Roulette“schreibt Nemec über Nemec und wird Ermittler in eigener Sache. Das Buch beginnt in Nemec’ Heimat Kroatien. In einem Hotelzimmer kommt es zu einem unangenehmen Zwischenfall: Das Zimmermädchen, das er gar nicht bestellt hat, entblößt sich vor ihm. Zwei Männer fotografieren die Szene und der Tatort-Star (das ist er auch im Buch) ahnt schon, was folgen wird. Die missverständlichen Fotos nutzen die Unbekannten aus, um Nemec zu erpressen. Auf den Spuren seiner Peinigern begibt er sich in Kroatien auf die Suche. Nemec macht die Adresse des Mädchens ausfindig. Doch als er die Wohnung betritt, realisiert der Mime, dass er wieder in eine Falle getappt ist. Die junge Frau wurde ermordet, das Blut ist noch frisch – und der Fernseh-Kommissar wird nun selber zum Hauptverdächtigen.
Nach so viel Nemec fragt man sich schon: Wo hört Nemec auf, wo fängt Batic an? Schwer zu sagen. Zwar gibt der Schauspieler auch in seinem Buch wie in der Lesung immer wieder Privates preis. Doch er scheint zu sich selber immer eine gewisse ironische Distanz zu bewahren.
Für die Zuhörer ist es schon schwieriger. Denn Nemec ist im Fernsehen eine Konstante, die beständig durch den Äther flimmert. Auch wenn man sich nicht kennt, so hat man doch den Eindruck, er ist wie ein alter Kumpel von früher. Darum wird Nemec wohl immer wieder als Batic auf der Straße angesprochen. In seinem Roman erschafft der Tatort-Darsteller einen Hybriden, aus Ivo Batic und Miroslav Nemec. Ein Verwechslungsspiel par excellence. Doch dabei bleibt eines immer gleich: Nemec ist wie seine Sprache im Buch direkt und schnörkellos – und versprüht dennoch Charme. Das gefällt dem Donauwörther Publikum.