Zuckerrübenbauern fürchten um ihre Existenz
Nach weiteren Verlusten ist die Wirtschaftlichkeit kaum noch gegeben
Reimlingen Seit Jahren sind die Erlöse aus dem einst lukrativen Zuckerrübenanbau rückläufig und erreichen nicht einmal mehr den wirtschaftlich nötigen Referenzpreis. Das war das Fazit bei der Winterversammlung der bayerischen Rübenanbauer im Reimlinger Gasthaus Braun. Den Landwirten fehlen bei ständig steigenden Auflagen und Kosten mittlerweile durchschnittlich 10000 bis 20000 Euro gegenüber früheren Jahren. Den Ärger darüber brachten einige von ihnen jetzt auch in der vom örtlichen Verbandsbeauftragten Thomas Hurler geleiteten Diskussion zum Ausdruck. Sie riefen die Führungskräfte auf, mit der deutschen Politik aktiver gegen die bedrohliche Lage vorzugehen. Beispielsweise minimierten andere europäische Staaten die Verluste ihrer Anbauer durch gekoppelte Zahlungen.
Dabei hatten die verbliebenen 4863 bayerischen Verbandsmitglieder (1996 waren es noch mehr als 9000) mit 8,64 Hektar je Betrieb wieder einen neuen Größenrekord aufgestellt und den Ertrag der anpassungsfähigen Pflanze trotz des heißen Sommers mit 84,6 Tonnen pro Hektar auf hohem Niveau gehalten. Die 2247 Bauern, die nach Rain liefern, ernteten mit 85,7 Tonnen auf jedem ihrer 16810 Hektar wieder einmal mehr als ihre Kollegen aus Plattling. Auch lag der örtliche Zuckerertrag mit 18,31 Prozent erneut höher als im Verbandsgebiet.
Doch wohin mit dem süßen Erzeugnis, wenn sein übermäßiger Verbrauch als gesundheitsgefährdend propagiert wird, in Europa zurückgeht und der Weltmarktpreis (300 Euro pro Tonne) immer mehr aufholt. Dagegen hatte der europäische in den vergangenen sechs Jahren um die Hälfte auf 320 Euro verloren und bei Weitem die 404 Euro unterschritten, mit denen man hier noch wirtschaftlich arbeiten könne. Darum steckten die bayerischen Rübenanbauer mittlerweile in einer existenziellen Krise, sagte ihr Verbandsvorsitzender Helmut Friedl in Reimlingen.
Durch die Abschaffung der Erzeugungsquoten sei es zu einem beispiellosen Absturz des Zuckerpreises in der EU gekommen und die heimische Zuckerwirtschaft tief in die Verlustzone gestürzt. Darum werde man auch zwei der 29 europäischen Südzucker-Fabriken in Norddeutschland schließen, sagte Dr. Georg Vierling aus dem Geschäftsbereich Zucker und Rüben. Der Verlust im dreistelligen Millionenbereich allein aus dem Zuckergeschäft werde auch in diesem Jahr befürchtet, wohl aber wieder mit anderen Segmenten ausgeglichen. 18500 Mitarbeiter erzielten zuletzt knapp sieben Milliarden Euro Umsatz.
Verbands-Geschäftsführer Dr. Rudolf Apfelbeck ging ins Detail der Produktion, die nach Hitze und nur der Hälfte der Regenmenge anderer Jahre heuer trotzdem fast Durchschnittserträge gebracht hätten. In beiden Zuckerfabriken seien in 130 Tagen 3,5 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet worden. Erfreulich sei, dass bei den dafür erforderlichen 56000 Lkw-Fahrten der Schmutzanteil um die Hälfte zurückgegangen sei. Dies allein hätte über 2000 weitere Fahrten überflüssig ausgemacht. Der Geschäftsführer des Ringes südbayerischer Zuckerrübenanbauer, Stephan Steinberger, sprach über die „roten Gebiete“der Düngeordnung und den Probenahmen-Zeitpunkt, Versuchstechniker Anton Meier von der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Zuckerrübenanbaues über Sorten- und Anbauempfehlungen sowie Pflanzenschutz und Bekämpfungsstrategien bei Blattkrankheiten und der bayerische SüdzuckerRohstoffleiter Benjamin Kirchberger über Vegetation und Kampagne 2018. In ihren Referaten wurden weitere Probleme für die Landwirte aufgezeigt, mit zusätzlichen Auflagen für Untersuchungen oder Saatgutentsorgungen und -bestellungen aufgrund nicht mehr zugelassener Schutzstoffe oder Fungizide.