Hoffnung für Millionen von Diabetikern
Forschern gelingt es, bei zuckerkranken Mäusen die Insulinproduktion wieder anzuregen
Stockholm
Diabetes ist neben Herzund Kreislauferkrankungen und Krebs eine der größten Volkskrankheiten weltweit. Über 425 Millionen Erwachsene leiden laut Schätzungen weltweit darunter, davon über 90 Prozent an Altersdiabetes (Typ-2). Eine Heilung gibt es nicht. Um die Krankheit in Schach zu halten, müssen viele Betroffene teils mehrmals täglich Insulin spritzen, einen zuckerregulierenden Stoff, den der eigene Körper nicht mehr ausreichend herstellen kann. Oder sie müssen sehr stark auf das achten, was sie essen – also Diät halten.
Nun ist Forschern aus der Schweiz, Norwegen und den Niederlanden ein Durchbruch bei der Bekämpfung der Zuckerkrankheit gelungen. Sie konnten Diabetes bei Mäusen weitgehend heilen, wie sie im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature dokumentierten. „Bislang ist das nur im Laboratorium und bei Mäusen gelungen. Aber ich hoffe, die Methode kann in den nächsten fünf bis zehn Jahren auch Menschen zugänglich gemacht werden“, sagt Helge Raeder, Medizinprofessor an der Universität Bergen und Forschungsleiter des norwegischen Teils der Studie.
Der Vorgang ist komplex und für den Laien nur vereinfacht nachvollziehbar. Unter Leitung der Universität Genf gelang es dem internationalen Forscherteam, Zellen der menschlichen Bauchspeicheldrüse so umzuschulen, dass sie auf die Zuführung von Glukose (Zucker) mit der Produktion von Insulin beginnen. Bei dieser Umschulung handelt es sich um sogenannte Alpha-Zellen, die in Insulin produzierende Beta-Zellen umprogrammiert werden, erklären die Forscher.
Diese umprogrammierten Zellen wurden in Mäuse mit Diabetes eingepflanzt. Wenn die Mäuse durch die Nahrungsaufnahme ihren Zuckerspiegel erhöhten, produzierten die eingepflanzten Zellen von ganz allein Insulin und reagierten so auf den erhöhten Zuckerspiegel – ähnlich wie es bei gesunden Lebewesen der Fall ist. „Die menschlichen Zellen stellten sich als sehr effizient heraus. Die Mäuse erholten sich“, teilten die Forscher mit.
Die große Herausforderung werde nun sein, diesen Effekt auch beim Menschen in Gang zu setzen. Aber schon allein die Tatsache, dass eine solche Umprogrammierung überhaupt möglich ist und dabei auch noch den gewünschten Effekt hat, gilt als bahnbrechend. Eine Nachricht, die sicher viele Zuckerkranke mit Hoffnung erfüllen dürfte.