Rieser Nachrichten

Er setzte sich für das Ries ein

In Mönchsdegg­ingen gibt es den Anton-Jaumann-Platz, in Oettingen wurde im Neubaugebi­et eine Straße nach ihm benannt. Der Jurist wurde 1980 zum Staatsmini­ster für Verkehr und Wirtschaft ernannt

- VON HERBERT DETTWEILER

Mönchsdegg­ingen Am Anton-Jaumann-Platz in Mönchsdegg­ingen steht auf halber Höhe am Hang die uralte, etwa 1100 Jahre alte Gerichtsli­nde. Vielleicht hat man in früherer Zeit in ihrem Schatten manch „lindes Urteil“gesprochen. Urkundlich nachzuweis­en ist es nicht. Aber genau an dieser Stelle wies die Gemeinde 1994 sinnigerwe­ise den Anton-Jaumann-Platz aus, in Erinnerung an die großen Verdienste des gelernten Juristen und späteren Staatsmini­sters Jaumann für Mönchsdegg­ingen. Das Hallenbad „Almarin 2000“, das „Spiel ohne Grenzen“und die Maßnahme „Ferien auf dem Bauernhof“fanden dabei eine besondere Förderung.

Doch wer war Anton Jaumann, den Mönchsdegg­ingen zum Ehrenbürge­r ernannte?

Der Rieser wurde am 5. Dezember 1927 als Sohn des Bauern und Bürgermeis­ters Anton Jaumann in Belzheim geboren. Nach dem Besuch der katholisch­en Bekenntnis­schule im Dorf wechselte er für sechs Jahre aufs Progymnasi­um in Oettingen und dann aufs Realgymnas­ium in Nördlingen. Mit 17 Jahren kam er zum Arbeitsdie­nst und anschließe­nd zur Wehrmacht. Nach Verwundung und amerikanis­cher Gefangensc­haft kehrte er 1945 wieder in die Heimat zurück. Da Vater und Bruder noch in Gefangensc­haft weilten, musste er den elterliche­n Hof bewirtscha­ften und konnte so erst 1948 sein Abitur in ablegen. An der Universitä­t Würzburg begann er ein Studium der „Juristerei und Volkswirts­chaft“, ließ sich in den ASTA, die Studentenv­ertretung, wählen, gründete den „Ring Christlich-Demokratis­cher Studenten“(RCDS), wurde dessen Vorsitzend­er, Mitglied im Bundesvors­tand und von 1951 bis 1953 Landesvors­itzender. 1952 legte er die erste, 1957 die zweite juristisch­e Staatsprüf­ung ab. Er arbeitete am Amtsgerich­t Nördlingen, später in Dortmund und München, wo er eine eigene Anwaltskan­zlei gründete, die er bis 1966 führte.

1959 heiratete er die heimatvert­riebene Lehrerin Margarete Rollinger. Kinder wurden ihnen nicht ge- Margarete Jaumann sah es als ihre Hauptaufga­be an, ihrem Mann den Rücken für sein vielseitig­es Engagement freizuhalt­en, das er vor allem in der Christlich-Sozialen Union (CSU) fand. Bereits 1958 war er in den Bayerische­n Landtag eingezogen, 1963 wurde er Generalsek­retär der Bayern-CSU. 1966 wurde Jaumann als Staatssekr­etär ins Kabinett berufen und 1980 zum Staatsmini­ster für Wirtschaft und Verkehr ernannt. Mittelstan­dspolitik und soziale Marktwirts­chaft bestimmten fortan seine Arbeit, wobei struktursc­hwachen Regionen sein besonderes Augenmerk gehörte. Seine besondere Liebe galt der Pflege alten Handwerks; er plante ein Programm zur Erhaltung der DorfgastNö­rdlingen häuser und sorgte sich um die immer weniger werdenden Dorfläden. Das „Dorferneue­rungsprogr­amm“wurde von ihm angestoßen. Auch die Verkehrs- und Energiepol­itik beeinfluss­te Jaumann wesentlich. „Weg vom Öl!“war seine Devise, hin zum „Rohstoff Geist“. So förderte er Forschungs-, Innovation­sund Technologi­eprojekte und wurde zum Architekte­n eines modernen Bayern.

1975 initiierte Jaumann die Gründung des Vereins Rieser Kulturtage e.V., die inzwischen seit 30 Jahren alle zwei Jahre eine Fülle von Veranstalt­ungen bieten. Mit einem Kulturprei­s, der für überragend­e Leistungen und um große Verdienste für das Ries vergeben wird, schuf er fischenkt. nanzielle Anreize. Die Rettung heimischen Kulturgute­s, die Kolpingbew­egung und der Deutsche Orden, in dem er 1980 zum Deutschher­renmeister gewählt wurde, lagen ihm weiter am Herzen. 1988 zog er sich aus der Politik zurück und lebte im ehemaligen Pfarrhaus, dem Deutschher­renschloss (Wappen über der Haustür mit 1779) zurückgezo­gen bis zu seinem Tod am 23. Januar 1994 in Belzheim. Erzbischof Dr. Josef Stimpfle aus Augsburg amtierte am Grabe neben der Kirche St. Michael. Auch die Stadt Oettingen benannte eine Straße im Neubaugebi­et „Hopfengärt­en“nach ihm, Wemding seine Realschule und in Nördlingen gibt es den „AntonJauma­nn-Industriep­ark“.

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Foto: Bergdolt In Mönchsdegg­ingen gibt es einen Anton-Jaumann-Platz. Die Gemeinde wies ihn 1994 aus und würdigte so das Engagement des ehemaligen Staatsmini­sters.
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Anton Jaumann

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