Rieser Nachrichten

Eine neue Galerie in Oettingen

Wolf J. Gruber und Stefan Seiler haben sich mit der „Markise“im einstigen Foto-Fischer-Laden in der Residenzst­adt selbststän­dig gemacht. Wie es dort aussieht

- VON PETER URBAN

Oettingen Gehofft hatten sie schon, aber zu träumen gewagt haben sie es dann doch nicht: Dass die Eröffnung ihrer Galerie solch ein Erfolg werden würde. Wolf J. Gruber und Stefan Seiler haben sich mit dem Projekt „Markise“, so nennen sie ihr Atelier mit angeschlos­sener Galerie, selbststän­dig gemacht. Mit erhebliche­m persönlich­em Aufwand und ohne finanziell­e Netze und doppelte Böden haben sie im „alten“FotoFische­r-Laden in Oettingens Schloßstra­ße den Start in die künstleris­che Selbststän­digkeit gewagt.

Dass sich das interessie­rte Publikum bei der Vernissage und durch das gesamte Eröffnungs­wochenende hindurch buchstäbli­ch die Klinke in die Hand gab, ist ein gutes Zeichen. Die beiden Protagonis­ten sind aber nicht so blauäugig, aus diesem Auftakterf­olg gleich den Durchbruch in der regionalen Kunstszene heraus- zulesen. Aber sie sind hoch erfreut darüber, dass sich neben vielen Neugierige­n, die „einfach mal sehen wollten, was aus dem Fotoladen geworden ist“nicht wenige Künstlerko­llegen, Kunstkenne­r und auch potenziell­e Kunden, sprich Käufer, ein Stelldiche­in gaben. Dass sie von ihrer Kunst einmal werden leben können, ist zwar der auf lange Sicht gesehene Wunsch der beiden, doch der Weg dahin „kann sich ziehen“, das sehen sie beim Besuch der RN am vergangene­n Samstag ganz realistisc­h.

Und so haben sie sich jetzt zwar ihre Basis geschaffen – das eigene Atelier – in dem beide sich gegenseiti­g kreativ befruchten können und werden, doch beide können „wohl noch über eine längere Zeit“(Zitat Stefan Seiler) auf einen festen Nebenjob nicht verzichten. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, dieser Spruch von Karl Valentin könnte also durchaus auf der Markise über der Ladentür des einstigen Fotogeschä­ftes stehen, die dem neuen Domizil auch den Namen gegeben hat. Drinnen herrscht eine kreativ aufgeladen­e Atmosphäre, die den Besucher gleich in den Bann zieht. Da hängt in der einstigen „Hohlkehle“des Fotogeschä­ftes zwischen Bauhaus-Designerst­uhl und 70er JahreHocke­r mit Kaktus eines der derzeitige­n Hauptwerke Wolf Grubers, auf dem „Ladentisch“prangt ein urzeitlich­er Ansichtska­rten-Drehstände­r mit Kunstpostk­arten der beiden Ladenbetre­iber.

Überall sind Zitate der früheren Verwendung als Fotoladen zu sehen, die riesige Plattenkam­era aus Massivholz samt Stativ oder das handgeschr­iebene Schild „Dunkelkamm­er“, ein Wegweiser, den die jüngeren Besucher sich erst noch erklären lassen müssen. Fast unscheinba­r und nebensächl­ich dann der eigentlich­e Atelierrau­m, das freilich einmal das Herzstück des Projektes werden wird. Denn hier entstehen die Werke von Wolf Jacob Gruber, des Illustrato­rs, Karikaturi­sten, Linol- und Holzschnei­ders und die „geschlosse­nen Vergnügung­sparks“, wie Stefan Seiler seine großformat­igen Leinwand- und Aquarellar­beiten mit ihren überrasche­nden, fantasievo­llen und auch sozialkrit­ischen Motiven nennt.

Ob der Mut der beiden, so ein Projekt zu wagen belohnt wird, mag die Zeit zeigen. Es wird davon abhängen, ob dieser „kulturelle Glücksgrif­f“für Oettingen auch das langfristi­ge Interesse und die entspreche­nde Nachfrage erhält, die er verdient hat. Generelle Öffnungsze­iten hat die „Markise“noch nicht, auf Nachfrage hieß es: „Wir sind ja eigentlich immer da.“Wem das zu unsicher ist, mag auf das „GeöffnetSc­hild“an der Ladentür achten, von 10 bis 17 Uhr werktags ist in der Regel, so Wolf Gruber, tatsächlic­h „jemand da“.

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Foto: Heinrich Seiler Großen Zuspruch gab es am Eröffnungs­abend für die neue Galerie „Markise“in Oettingen.

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