Das Eigenleben meiner Handschuhe
Diesmal, dachte ich, würde es mir nicht passieren. Diesmal würde ich sie hüten, niemals aus der Hand geben, gut auf sie aufpassen, so wie es erwachsene Menschen eben mit ihren Besitztümern tun. Immerhin über ein Jahr hat das auch geklappt – bis zu jenem verhängnisvollen Tag vergangene Woche. Wovon ich eigentlich rede? Von meinen Handschuhen, wunderbar weiche, warme und leider auch teure Exemplare, die nun wahrscheinlich die Hände eines neuen Besitzers vor der tückischen Winterkälte schützen, während ich frierend durch die Welt gehe.
Irgendwo habe ich sie liegen lassen: im Taxi, im Café, im nächsten Taxi, wer weiß das schon. Sie sind auf jeden Fall weg und das führt mich zu einem Bekenntnis: Noch nie habe ich es geschafft, ein Paar Handschuhe langfristig an mich zu binden. Meistens verschwindet allerdings nur einer von beiden, hängt vermutlich einsam an einem Ast oder liegt verwaist auf einer Bank am Bahnsteig, während der zweite, nun nutzlos geworden, in den Tiefen meines Kleiderschranks verschwindet.
Ich habe gelesen, dass es Menschen gibt, die ganze Bildbände über auseinandergerissene Handschuh-Paare veröffentlicht haben. Das lässt mich hoffen. Ich bin offensichtlich nicht allein mit meinem Problem, auch andere Menschen verlieren einen Handschuh. Vielleicht könnten wir uns zusammenschließen und Tipps austauschen. Ich jedenfalls sehe nur noch einen Ausweg: Spätestens im nächsten Winter werde ich mir Handschuhe kaufen, die von einer Verbindungsschnur zusammengehalten werden. Was bei kleinen Kindern funktioniert, sollte doch auch bei mir klappen.