Wenn Frauen den Ton angeben
Immer mehr Studentinnen erlernen das Dirigieren
Augsburg Erinnern Sie sich noch an die Aufregung, als die erste Instrumentalistin – abseits der Harfe – bei den Berliner Philharmonikern einstieg und Jahre später bei den seinerzeit noch härter gesottenen Wiener Philharmonikern?
Heute wäre das keine Meldung mehr in der Zeitung wert; heute haben Orchester wie die Augsburger Philharmoniker längst eine Konzertmeisterin an der klingenden Spitze. Aber heute wird immer noch als kleine Sensation gehandelt, wenn eine Frau eine ausgelassene Rasselbande von Frauen und Männern mit dem Staberl auf dem Podesterl befehligt – also wenn sie Dirigentin ist.
Auch dieser etwas andere Umstand wird in ein paar Jahren ganz normal sein; wir müssen uns nur etwas in Geduld üben. Es gibt sie ja auch schon heute, die Dirigentinnen in fester Position mit Autorität; es sind nur noch nicht so viele. An vielleicht fünf Händen lassen sie sich abzählen, darunter Joana Mallwitz in Nürnberg, Julia Jones in Wuppertal, Ewa Strusinska in Görlitz.
Aber es werden mehr, schon allein deswegen, weil an Deutschlands Musikhochschulen immer mehr Frauen das Dirigieren erlernen – parallel übrigens zur gestiegenen Zahl der Studentinnen an Kunstakademien. 42 Prozent aller Dirigierstudenten sind weiblich. Da wird, da muss was rumkommen für die Zukunft – neben den schon heute als Pult-Stars gehandelten Damen Simone Young, Marin Alsop, Barbara Hannigan, Mirga Grazinyte-Tyla. Für den wirklichen Durchbruch aber braucht es dann doch langen Atem. Bis die richtig großen Orchester eine Frau als Chefdirigentin favorisieren, wird es noch dauern. Und noch viel länger, wenn die dann zur Verfügung stehenden Frauen so alt sein sollten wie viele der männlichen Pult-Heroen heute.