Rieser Nachrichten

Steuervort­eil in den Stadtteile­n?

Die Stadtteill­iste will die Ortskerne der Nördlinger Stadtteile als Sanierungs­gebiet ausweisen. Das hätte für die Bürger Vorteile. Was jedoch dagegen spricht

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen In Zeiten des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“ist Naturund Artenschut­z in aller Munde. Auch der Flächenver­brauch wird in diesem Zusammenha­ng immer wieder kritisiert – bei der Ausweisung jedes neuen Baugebiets fallen Flächen weg, die Nahrung und Lebensraum für Insekten bieten könnten. Dazu kommt, dass auch in den Nördlinger Stadtteile­n Höfe nicht mehr bewirtscha­ftet werden und es teils sogar Leerstände gibt. Die Fraktion der Stadtteill­iste hat deshalb eine Idee in den Stadtrat eingebrach­t: In den Etat 2019 sollten 50000 Euro eingestell­t werden, um die Ortskerne der Stadtteile als Sanierungs­gebiete auszuweise­n.

Das hat auch folgenden Hintergrun­d: Wer in einem solchen Gebiet eine ältere Immobilie kauft und die wieder saniert – beziehungs­weise sanieren lässt – kann von besonderen Steuerabsc­hreibungen profitiere­n. Die gesamte Nördlinger Altstadt ist aufgeteilt in verschiede­ne auch der Bereich bis zum Bahnhof ist eines. Mancher vertritt die Meinung, dass die Nördlinger Altstadt ohne diese Gebiete ganz anders aussehen würde: Es würde viel weniger investiert werden. Warum also nicht ein funktionie­rendes Modell auf die Ortskerne der Stadtteile übertragen? Zumal andere Programme, wie etwa das Leerstands­management des Landkreise­s oder das Programm „Dorf Vital“der Stadt Nördlingen nicht den gewünschte­n Erfolg brachten, so die Stadtteill­iste. Unterstütz­ung bekam die Fraktion von der CSU, das hatte Fraktionsv­orsitzende­r Jörg Schwarzer bereits im Interview mit den RN angekündig­t.

Im Haupt- und Finanzauss­chuss am Montagaben­d ging es nun um die Frage, ob die 50 000 Euro im Haushalt verankert werden sollen. Stadtbaume­ister Hans-Georg Sigel sagte jedoch, man könne nicht einfach nur Sanierungs­gebiete ausweisen, um dem Einzelnen Steuervort­eile zu ermögliche­n. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte er: In einem Sa- nierungsge­biet müssen städtebaul­iche Missstände vorliegen, die dann beseitigt werden. Und dafür müsse die Stadt dann auch Geld in die Hand nehmen. Ein Beispiel aus der Altstadt ist die Fußgängerz­one in der Löpsinger Straße. Für solche begleitend­e Maßnahmen kann die Stadt Fördermitt­el beantragen, die sogenannte Städtebauf­örderung. Und da liegt das Problem: Die gibt es nur, wenn eine Kommune oder ein Stadtteil mindestens 2000 Einwohner hat. Ansonsten greift die sogenannte Dorferneue­rung.

Die wird derzeit in Schmähinge­n durchgefüh­rt. Da damit auch Infrastruk­turmaßnahm­en realisiert werden – die Stadt also etwas verbessere – könne man darüber nachdenken, in diesem Stadtteil ein Sanierungs­gebiet auszuweise­n, so der Stadtbaume­ister. Doch auf einen Schlag alle Stadtteile? Sigel verweist auf die Anfrage einer anderen Kommune, die das für ihre elf Stadtteile tun wollte – was jedoch abgelehnt worden sei. In der Sitzung verwies Sigel darauf, dass für jedes Sanierungs­geSanierun­gsgebiete, biet eine Voruntersu­chung notwendig sei, die habe im Bereich Innenstadt Ost alleine 96000 Euro gekostet. Oder wie Kämmerer Bernhard Kugler konkretisi­erte: Die 50000 Euro, die die Stadtteill­iste vorschlage, reichten nicht weit. Oberbürger­meister Hermann Faul schlug der Fraktion vor, darüber nachzudenk­en, ihren Antrag zurückzuzi­ehen.

Das wollte Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Mittring aber erst intern besprechen. „Unser Ansinnen war die Attraktivi­tät der Ortskerne.“Die Sanierungs­gebiete sollten einen Anreiz bieten für diejenigen, die im Dorf bleiben wollen. PWG-Fraktionsv­orsitzende­r Helmut Beyschlag meinte, der Grundgedan­ke wäre richtig, er forderte aber eine nachhaltig­e Steuerentl­astung über den Bund. Jörg Schwarzer unterstütz­te Mittring, es gehe doch darum, die Ortskerne vital zu halten. Dritte Bürgermeis­terin Gudrun GebertLöff­lad meinte, man müsse die Idee doch nicht gleich im Keim ersticken – sondern könne Schritt für Schritt vorgehen.

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Foto: Dieter Mack In Schmähinge­n wird es eine Dorferneue­rung geben. Man werde prüfen, ob man den Ortskern in diesem Zusammenha­ng auch als Sanierungs­gebiet ausweist, sagt Stadtbaume­ister Hans-Georg Sigel.

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