Kommt ein städtisches Glasfasernetz?
Breitband-Versorgung In Nördlingen ist eine schnelle Internetverbindung nicht überall vorhanden. Welche Lösung vorstellbar wäre – und welche eher nicht
Nördlingen Die Digitalisierung schreitet weiter voran, weshalb auch immer wieder über Glasfaserausbau diskutiert wird. Laut dem Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Donauwörth sind im Stadtgebiet Nördlingen jedoch fast alle Haushalte mit einer Bandbreite von 30 Megabit pro Sekunde im Download versorgt beziehungsweise versorgbar. Hat man diesen Mindestwert erreicht, ist derzeit nach der Bayerischen Breitband-Richtlinie die Förderung einer weiteren Erhöhung der Bandbreite – beispielsweise durch Glasfaserausbau – nicht möglich.
Jörg Schwarzer, CSU-Fraktionsvorsitzender im Nördlinger Stadtrat, sagte in einer der vergangenen Stadtratssitzungen, dass die Stadt zwar einiges zum Breitbandausbau getan habe und über das Vectoring zuletzt in weiten Teilen sogar eine Versorgung von mindestens 50 Megabit pro Sekunde sichergestellt sei. Andererseits gebe es aber noch Teile von Gewerbegebieten und Straßenzüge, die nur mit zehn Megabit pro Sekunde versorgt seien. In den nächsten Jahren werden die Standards weiter wachsen, was man längerfristig nur durch ein Glasfasernetz gewährleisten könne. Und hier hänge Nördlingen, so wie Deutschland insgesamt, hinterher. In der CSU-Postille vom Ende vergangenen Jahres war eine Karte vom Nördlinger Stadtgebiet veröffentlicht, die einen insgesamt niedrigen Versorgungsstand mit Glasfaser dokumentiert und zeigt, dass Glasfaser nur in den Gewerbegebieten an der Lach und im Wemdinger Viertel verfügbar ist.
Deshalb regte Schwarzer im Namen der CSU Nördlingen an, ähnlich wie bei der Grundversorgung mit Wasser auch bei der GlasfaserVersorgung über die Stadtwerke ein kommunales Netz einzurichten. Und ähnlich wie bei der Kanalisation sollten bei Straßenbauarbeiten nicht nur wie bislang Leerrohre ver- legt werden, man solle direkt die Glasfasertechnologie angehen.
Hauptamtsleiter Peter Schiele sagt aus Sicht der Stadt: „Die Kommunen werden langfristig erst am Ziel sein, wenn jeder Haushalt einen Glasfaseranschluss hat.“Doch die Breitbandversorgung liege nicht in der Zuständigkeit der Stadt, die sich im Rahmen der europäischen Förderrichtlinien bewege. Diese seien derzeit ausgeschöpft. Ein Zeichen, dass die Stadt unternommen habe, was nur möglich war. Wollte man dem Beispiel München folgen, das ein städtisches Glasfasernetz über seine Stadtwerke errichtet hat, müssten die Stadtwerke zu einem Telekommunikations-Unternehmen werden, was mehr Service und mehr Arbeitskräfte bedeute. Laut Bernhard Kugler, Stadtkämmerer und Leiter der Stadtwerke, seien die Münchner Stadtwerke ein riesiges Unternehmen, das kaum mit Nördlingen vergleichbar sei: „Die sind auch für U-Bahn, Straßenbahn oder Bäder zuständig.“Hinzu komme, dass sich durch die Masse von Abnehmern in München ein städtisches Glasfasernetz rechne. Im Landkreis Cham, der ebenfalls über die Münchner Stadtwerken versorgt werden soll, gebe es indessen große finanzielle Probleme.
Grundsätzlich wäre es vorstellbar, dass aufgrund einer politischen Entscheidung den Nördlinger Werken die Glasfaser-Versorgung als neuer Geschäftszweig hinzugefügt wird. Dabei würde sich die Frage stellen, ob dieser Zweig kostendeckend arbeiten solle und wer anfallende Verluste übernähme. „Denn es wäre nicht wie beim Wassernetz, wo es einen Anschluss- und Benutzungszwang gibt“, sagt Kugler. So machten beispielsweise in Herkheim etliche Anwohner nicht mit, als die Stadt im Zuge neuer Wasserleitungen auch gleich neue Leerrohre für Kommunikations-Leitungen anbot. Doch auch der Leiter der Stadtwerke sagt, dass ein Glasfasernetz künftig zu den weichen Standortfaktoren der Stadt zählen werde.