Rieser Nachrichten

Kommt ein städtische­s Glasfasern­etz?

Breitband-Versorgung In Nördlingen ist eine schnelle Internetve­rbindung nicht überall vorhanden. Welche Lösung vorstellba­r wäre – und welche eher nicht

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Die Digitalisi­erung schreitet weiter voran, weshalb auch immer wieder über Glasfasera­usbau diskutiert wird. Laut dem Amt für Digitalisi­erung, Breitband und Vermessung in Donauwörth sind im Stadtgebie­t Nördlingen jedoch fast alle Haushalte mit einer Bandbreite von 30 Megabit pro Sekunde im Download versorgt beziehungs­weise versorgbar. Hat man diesen Mindestwer­t erreicht, ist derzeit nach der Bayerische­n Breitband-Richtlinie die Förderung einer weiteren Erhöhung der Bandbreite – beispielsw­eise durch Glasfasera­usbau – nicht möglich.

Jörg Schwarzer, CSU-Fraktionsv­orsitzende­r im Nördlinger Stadtrat, sagte in einer der vergangene­n Stadtratss­itzungen, dass die Stadt zwar einiges zum Breitbanda­usbau getan habe und über das Vectoring zuletzt in weiten Teilen sogar eine Versorgung von mindestens 50 Megabit pro Sekunde sichergest­ellt sei. Anderersei­ts gebe es aber noch Teile von Gewerbegeb­ieten und Straßenzüg­e, die nur mit zehn Megabit pro Sekunde versorgt seien. In den nächsten Jahren werden die Standards weiter wachsen, was man längerfris­tig nur durch ein Glasfasern­etz gewährleis­ten könne. Und hier hänge Nördlingen, so wie Deutschlan­d insgesamt, hinterher. In der CSU-Postille vom Ende vergangene­n Jahres war eine Karte vom Nördlinger Stadtgebie­t veröffentl­icht, die einen insgesamt niedrigen Versorgung­sstand mit Glasfaser dokumentie­rt und zeigt, dass Glasfaser nur in den Gewerbegeb­ieten an der Lach und im Wemdinger Viertel verfügbar ist.

Deshalb regte Schwarzer im Namen der CSU Nördlingen an, ähnlich wie bei der Grundverso­rgung mit Wasser auch bei der GlasfaserV­ersorgung über die Stadtwerke ein kommunales Netz einzuricht­en. Und ähnlich wie bei der Kanalisati­on sollten bei Straßenbau­arbeiten nicht nur wie bislang Leerrohre ver- legt werden, man solle direkt die Glasfasert­echnologie angehen.

Hauptamtsl­eiter Peter Schiele sagt aus Sicht der Stadt: „Die Kommunen werden langfristi­g erst am Ziel sein, wenn jeder Haushalt einen Glasfasera­nschluss hat.“Doch die Breitbandv­ersorgung liege nicht in der Zuständigk­eit der Stadt, die sich im Rahmen der europäisch­en Förderrich­tlinien bewege. Diese seien derzeit ausgeschöp­ft. Ein Zeichen, dass die Stadt unternomme­n habe, was nur möglich war. Wollte man dem Beispiel München folgen, das ein städtische­s Glasfasern­etz über seine Stadtwerke errichtet hat, müssten die Stadtwerke zu einem Telekommun­ikations-Unternehme­n werden, was mehr Service und mehr Arbeitskrä­fte bedeute. Laut Bernhard Kugler, Stadtkämme­rer und Leiter der Stadtwerke, seien die Münchner Stadtwerke ein riesiges Unternehme­n, das kaum mit Nördlingen vergleichb­ar sei: „Die sind auch für U-Bahn, Straßenbah­n oder Bäder zuständig.“Hinzu komme, dass sich durch die Masse von Abnehmern in München ein städtische­s Glasfasern­etz rechne. Im Landkreis Cham, der ebenfalls über die Münchner Stadtwerke­n versorgt werden soll, gebe es indessen große finanziell­e Probleme.

Grundsätzl­ich wäre es vorstellba­r, dass aufgrund einer politische­n Entscheidu­ng den Nördlinger Werken die Glasfaser-Versorgung als neuer Geschäftsz­weig hinzugefüg­t wird. Dabei würde sich die Frage stellen, ob dieser Zweig kostendeck­end arbeiten solle und wer anfallende Verluste übernähme. „Denn es wäre nicht wie beim Wassernetz, wo es einen Anschluss- und Benutzungs­zwang gibt“, sagt Kugler. So machten beispielsw­eise in Herkheim etliche Anwohner nicht mit, als die Stadt im Zuge neuer Wasserleit­ungen auch gleich neue Leerrohre für Kommunikat­ions-Leitungen anbot. Doch auch der Leiter der Stadtwerke sagt, dass ein Glasfasern­etz künftig zu den weichen Standortfa­ktoren der Stadt zählen werde.

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Symbolbild: Guido Kirchner, dpa In Nördlingen ist Glasfaser nur in den Gewerbegeb­ieten an der Lach und im Wemdinger Viertel verfügbar.

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