Geheimsache Rücktritt
Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl hört auf Mit seinem angekündigten Abschied als Augsburger Rathauschef überrascht Kurt Gribl selbst große Teile der eigenen Partei und lässt viel Raum für Spekulationen
Augsburg Es war ein Satz, der am Mittwoch um exakt 12.31 Uhr in den Räumen der CSU-Stadtratsfraktion im Augsburger Rathaus fiel: „Ich werde mich nicht mehr für das Amt des Oberbürgermeisters bewerben“, sagte Rathauschef Kurt Gribl. Mit diesem Schritt überraschte er auch große Teile der eigenen Partei.
Es deutete zuletzt fast nichts darauf hin, dass Gribl einen Rückzug plant. Über seine persönliche Entscheidung, die er zum Jahreswechsel getroffen hatte, war bis zuletzt nur ein ganz enger Kreis informiert. Zwei Frauen spielten dabei eine Hauptrolle. Zum einen ist es Sigrid Gribl, die Frau des Rathauschefs. Zum anderen ist es Eva Weber, die Zweite Bürgermeisterin und jetzige Stellvertreterin von Gribl.
Der 54-Jährige hatte Eva Weber bereits im Dezember über die Pläne informiert, sich nicht mehr für eine weitere Kandidatur bereitzuhalten. Wie die 41-jährige Wirtschafts- und Finanzreferentin am Mittwoch sagte, hatte sie somit genügend Zeit, um sich mit dem Gedanken zu befassen, als mögliche OB-Kandidatin der Augsburger CSU anzutreten. „Ja, ich will“, berichtete sie über ihre Ambitionen. „Ich scheue mich nicht vor Verantwortung.“Gribl hatte zuvor über die Gespräche mit seiner Ehefrau berichtet, ohne letztlich ins Detail zu gehen: „Natürlich rede ich jeden Tag mit meiner Frau. Und da war natürlich auch der künftige Lebensweg ein Thema.“
Bis zur offiziellen Bekanntgabe des von Gribl und Weber vorgesehenen Stabwechsels dauerte es allerdings noch einige Wochen. Gribl hatte die Bekanntgabe seines Rückzugs strategisch vorbereitet. Es kann nach Informationen unserer Zeitung davon ausgegangen werden, dass noch bis Dienstagabend nur ein sehr kleiner Kreis in die Pläne eingebunden war. An Weggefährten verschickte er am Mittwochmittag kurz vor Beginn der Pressekonferenz eine SMS, in der er seinen Entschluss mitteilte.
Von der Parteiführung wurde der Rückzug Gribls mit vielen Lobesworten für die geleistete Arbeit in den zurückliegenden Jahren verbunden. Die Entscheidung sei laut Augsburgs CSU-Chef Johannes Hintersberger „unbandig schade, aber in ihren Beweggründen und ihrer sachlichen Argumentation unbedingt nachvollziehbar“. Fraktionsvorsitzender Bernd Kränzle findet die Entscheidung des OB „bedauerlich“. 2020 werde eine für Augsburg
Ära zu Ende gehen: „Mit Kurt Gribl ist die CSU wieder zur maßgeblichen politischen Kraft der Stadt geworden.“
Auch CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder, der in die internen Beratungen in Augsburg eingebunden war, meldete sich am Mittwoch zu Wort: „Kurt Gribl hat Augsburg großartig vorangebracht. Seine Entscheidung kommt überraschend, aber verdient Respekt. Zum Glück hat Augsburg eine starke Bürgermeisterin.“Es sei eine sehr gute Entscheidung. Söder weiter: „Eva Weber ist eine moderne und kompetente Kandidatin. Sie passt zu
Augsburg. Und bekommt volle Unterstützung der ganzen CSU.“
Gribl ging in einer 15-minütigen Rede vor den Medien näher darauf ein, warum er keine dritte Amtszeit anstrebe. Die Entscheidung sei an fünf Punkten festzumachen. Sie entspreche erstens seinem persönlichen Politikverständnis. Sie sei im Hinblick auf die absehbaren Herausforderungen für die Stadt Augsburg zweitens auch geboten. Sie diene zudem dazu, ausgiebiges und für die Stadt lähmendes Nachfolgegerangel einzuschränken. Sie stehe viertens im Einklang mit der Neuausrichtung der CSU, die sich jünger, weibglanzvolle
licher und in ihrer Themenausrichtung gerade in Städten offener darstelle. Nicht zuletzt ermögliche sie für ihn selbst „im richtigen Lebensalter“eine Neuausrichtung. Mit gesundheitlichen Gründen habe die Entscheidung nichts zu tun.
Natürlich wurde am Mittwoch spekuliert, was der 54-Jährige nun zu tun gedenke, wenn er im April 2020 das Amt des Oberbürgermeisters freiwillig abgibt. Gribl hält sich bedeckt. In politischen Kreisen kursiert das Gerücht, wonach der CSUPolitiker womöglich in eine Spitzenposition bei der Bayerischen Landesbank wechseln könnte.