Rieser Nachrichten

Geheimsach­e Rücktritt

Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl hört auf Mit seinem angekündig­ten Abschied als Augsburger Rathausche­f überrascht Kurt Gribl selbst große Teile der eigenen Partei und lässt viel Raum für Spekulatio­nen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Es war ein Satz, der am Mittwoch um exakt 12.31 Uhr in den Räumen der CSU-Stadtratsf­raktion im Augsburger Rathaus fiel: „Ich werde mich nicht mehr für das Amt des Oberbürger­meisters bewerben“, sagte Rathausche­f Kurt Gribl. Mit diesem Schritt überrascht­e er auch große Teile der eigenen Partei.

Es deutete zuletzt fast nichts darauf hin, dass Gribl einen Rückzug plant. Über seine persönlich­e Entscheidu­ng, die er zum Jahreswech­sel getroffen hatte, war bis zuletzt nur ein ganz enger Kreis informiert. Zwei Frauen spielten dabei eine Hauptrolle. Zum einen ist es Sigrid Gribl, die Frau des Rathausche­fs. Zum anderen ist es Eva Weber, die Zweite Bürgermeis­terin und jetzige Stellvertr­eterin von Gribl.

Der 54-Jährige hatte Eva Weber bereits im Dezember über die Pläne informiert, sich nicht mehr für eine weitere Kandidatur bereitzuha­lten. Wie die 41-jährige Wirtschaft­s- und Finanzrefe­rentin am Mittwoch sagte, hatte sie somit genügend Zeit, um sich mit dem Gedanken zu befassen, als mögliche OB-Kandidatin der Augsburger CSU anzutreten. „Ja, ich will“, berichtete sie über ihre Ambitionen. „Ich scheue mich nicht vor Verantwort­ung.“Gribl hatte zuvor über die Gespräche mit seiner Ehefrau berichtet, ohne letztlich ins Detail zu gehen: „Natürlich rede ich jeden Tag mit meiner Frau. Und da war natürlich auch der künftige Lebensweg ein Thema.“

Bis zur offizielle­n Bekanntgab­e des von Gribl und Weber vorgesehen­en Stabwechse­ls dauerte es allerdings noch einige Wochen. Gribl hatte die Bekanntgab­e seines Rückzugs strategisc­h vorbereite­t. Es kann nach Informatio­nen unserer Zeitung davon ausgegange­n werden, dass noch bis Dienstagab­end nur ein sehr kleiner Kreis in die Pläne eingebunde­n war. An Weggefährt­en verschickt­e er am Mittwochmi­ttag kurz vor Beginn der Pressekonf­erenz eine SMS, in der er seinen Entschluss mitteilte.

Von der Parteiführ­ung wurde der Rückzug Gribls mit vielen Lobesworte­n für die geleistete Arbeit in den zurücklieg­enden Jahren verbunden. Die Entscheidu­ng sei laut Augsburgs CSU-Chef Johannes Hintersber­ger „unbandig schade, aber in ihren Beweggründ­en und ihrer sachlichen Argumentat­ion unbedingt nachvollzi­ehbar“. Fraktionsv­orsitzende­r Bernd Kränzle findet die Entscheidu­ng des OB „bedauerlic­h“. 2020 werde eine für Augsburg

Ära zu Ende gehen: „Mit Kurt Gribl ist die CSU wieder zur maßgeblich­en politische­n Kraft der Stadt geworden.“

Auch CSU-Chef und Ministerpr­äsident Markus Söder, der in die internen Beratungen in Augsburg eingebunde­n war, meldete sich am Mittwoch zu Wort: „Kurt Gribl hat Augsburg großartig vorangebra­cht. Seine Entscheidu­ng kommt überrasche­nd, aber verdient Respekt. Zum Glück hat Augsburg eine starke Bürgermeis­terin.“Es sei eine sehr gute Entscheidu­ng. Söder weiter: „Eva Weber ist eine moderne und kompetente Kandidatin. Sie passt zu

Augsburg. Und bekommt volle Unterstütz­ung der ganzen CSU.“

Gribl ging in einer 15-minütigen Rede vor den Medien näher darauf ein, warum er keine dritte Amtszeit anstrebe. Die Entscheidu­ng sei an fünf Punkten festzumach­en. Sie entspreche erstens seinem persönlich­en Politikver­ständnis. Sie sei im Hinblick auf die absehbaren Herausford­erungen für die Stadt Augsburg zweitens auch geboten. Sie diene zudem dazu, ausgiebige­s und für die Stadt lähmendes Nachfolgeg­erangel einzuschrä­nken. Sie stehe viertens im Einklang mit der Neuausrich­tung der CSU, die sich jünger, weibglanzv­olle

licher und in ihrer Themenausr­ichtung gerade in Städten offener darstelle. Nicht zuletzt ermögliche sie für ihn selbst „im richtigen Lebensalte­r“eine Neuausrich­tung. Mit gesundheit­lichen Gründen habe die Entscheidu­ng nichts zu tun.

Natürlich wurde am Mittwoch spekuliert, was der 54-Jährige nun zu tun gedenke, wenn er im April 2020 das Amt des Oberbürger­meisters freiwillig abgibt. Gribl hält sich bedeckt. In politische­n Kreisen kursiert das Gerücht, wonach der CSUPolitik­er womöglich in eine Spitzenpos­ition bei der Bayerische­n Landesbank wechseln könnte.

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Foto: Michael Hochgemuth Im April 2020 ist Schluss: Augsburg Oberbürger­meister Kurt Gribl kündigte am Mittwoch überrasche­nd seinen Rückzug als Rathausche­f an.

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