Rieser Nachrichten

Starker Arnd Peiffer

Der 31-Jährige gewinnt unter schwierige­n Bedingunge­n im schwedisch­en Östersund die Goldmedail­le über 20 Kilometer. Erik Lesser verliert Silber beim letzten Schießen

- VON STEFANIE WAHL

Östersund Ein Klaps. Ein Händedruck. Von Mann zu Mann. Von Weltmeiste­r zu Weltmeiste­r. Von einem, der weiß, was der andere geleistet hat. Zwei Gesten statt voluminöse­r Worte. 1999 schafft zuletzt Sven Fischer, was Arnd Peiffer gestern gelingt: Gold im Einzel. Der 31-Jährige holt die erste Medaille für die deutschen Männer außerhalb der Staffel. Ausgerechn­et in jener Disziplin, bei der er zuvor noch nicht einmal auf dem Podium gestanden hat. „Ein bisschen habe ich nun meinen Frieden gemacht mit diesem verdammten Einzel“, sagt Arnd Peiffer. Ausgerechn­et in Östersund, wo die Strecke so selektiv ist und Peiffer die Distanz geradezu verabscheu­t. „Aber man muss es nicht immer lieben, um eine gute Leistung zu bringen.“

Ordentlich­e Rennen liefert er bei dem Traditions­wettbewerb mehrfach ab, stets ohne Lohn. Wie bei der WM 2012 in Ruhpolding, wo er einen Fehler zu viel schießt, was ihn noch Jahre danach wurmt. Dabei sprechen die Bedingunge­n in Östersund nicht für Arnd Peiffer: Neuschnee und Hochkonjun­ktur für das schwedisch­e Kehrkomman­do am Schießstan­d. Doch bei böigen Winden bleibt der Mann aus dem Harz extrem konzentrie­rt – und fehlerfrei. Gleich vier Mal. Der Schlüssel zum Sieg. Gezeichnet von der Belastung, liegt Peiffer ausgepumpt im Ziel. 20 Kilometer verteilt auf fünf Runden heißt Akkordarbe­it für die Muskulatur. Dank eines guten Rhythmus kommt der Deutsche als Schnellste­r durch. Vor dem Bulgaren Wladimir Iljew und Tarjei Bö aus Norwegen.

„Arnd ist einfach ein super stabiler Schütze“, sagt Benedikt Doll (10.), „ich nenne ihn immer Maschine, weil er in jedem Rennen das Beste rausholt und immer vorne mit dabei ist. Er ist ein fokussiert­er, aber entspannte­r Typ.“Einer, der sich auch durch seinen Olympiasie­g im Sprint nicht verändert hat. „Vielleicht sehen mich die Leute ein biss- anders, aber ich wusste schon vorher, was ich kann und was nicht“, sagt der Mann, der seit April 2018 Ehrenbürge­r von ClausthalZ­ellerfeld ist. Arnd Peiffer misst seine Leistungen nicht einzig an seinen großen Erfolgen. „Dann wäre ich nie so weit gekommen.“Das Training, das er in den vergangene­n Jahren etwas individuel­ler gestaltet hat, spult er beileibe nicht entspannt ab. Besonders im Sommer bringen ihn die jungen Teamkolleg­en immer wieder an seine körperlich­en Grenzen. Dadurch bleibt Peiffer demütig und sagt: „Ich muss mich genauso quälen wie zuvor.“Er feilt weiter an Details, ist motiviert und schätzt die sachliche Art von Bundestrai­ner Mark Kirchner. Er vertraut ihm wie dem Co-Trainer Isidor Scheurl, gegen den er in der Jugend Rennen gelaufen ist. Peiffers persönlich­er Gradmesser ist der Gesamtwelt­cup. Da wird er in den vergangene­n zwei Jahren Vierter. Das bedeutet dem Vater der dreieinhal­b Monate alten Antonia viel, ist es doch ein Zeichen von Konstanz. „Arnd ist ein ganz toller Typ, wir sind seit fast fünf Jahren gemeinsam auf der Bude, ich gönne es ihm total“, sagt Erik Lesser (11.). Warum er 50 Euro auf Peiffer gewettet hat, behalten die Teamkachen meraden für sich. In Schweden bestätigt er erneut, dass er beim Höhepunkt in Bestform ist.

Etwas hilft ihm auch die Erfahrung. Bewusst stimmt er sich vor dem vierten und letzten Schießen auf die Komplexitä­t seiner Aufgabe ein. Klar, der Druck steigt, nicht selten geht auch das Kopfkino an. Mehr aber spürt Arnd Peiffer die Belastung, die wackligen Beine und die Vibratione­n, weil sein gesamter Körper arbeitet. „Wer Erfolg hat, hat recht. Ich könnte jetzt alles erzählen, was man Tolles machen kann“, sagt der Sieger. Tut einer wie Arnd Peiffer aber nicht.

 ?? Foto: dpa ?? Wieder einmal obenauf. Arnd Peiffer feiert auf den Schultern seiner Teamkolleg­en den WM-Titel im 20-Kilometer-Rennen. Es ist das fünfte WM-Gold seiner Karriere.
Foto: dpa Wieder einmal obenauf. Arnd Peiffer feiert auf den Schultern seiner Teamkolleg­en den WM-Titel im 20-Kilometer-Rennen. Es ist das fünfte WM-Gold seiner Karriere.

Newspapers in German

Newspapers from Germany