Rieser Nachrichten

Glauben Sie den Augen nie!

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger-allgemeine.de

Der alte Descartes wusste es ja eigentlich schon vor 400 Jahren. Auf unsere Sinne können wir uns nicht verlassen, die können immer getäuscht werden darüber, was wirklich ist und was nicht. Darum können wir uns als unhinterge­hbar nur denkend unserer eigenen Existenz vergewisse­rn. Aber der René gewann das Vertrauen in die Wahrnehmun­g wieder: Er bewies, dass es Gott gibt, dass dieser ein guter Gott ist – und der wolle uns doch unmöglich täuschen! So.

Und damit ins Kino. Da ist gerade in zwei Filmen der tolle Samuel L. Jackson zu sehen (der noch nie einen Oscar bekommen hat und erst ein Mal nominiert war – kann das wirklich, darf das wahr sein?). 70 ist er seit kurzem und in „Glass“sieht er als Titelfigur auch so aus. Sogar mehr noch als, meist glatt rasiert und mit umgekehrte­r Schiebermü­tze, im echten Leben. Außerdem tritt er als charmante Nebenfigur im Super-Spektakel „Captain Marvel“auf, als bester unter so vielen Special Effects. Denn er sieht einfach so aus wie zu Zeiten, als er in „Jackie Brown“oder „Pulp Fiction“spielte, mindestens 20 Jahre jünger also. Bei Tarrantino war er in „Django Unchained“ja schon mal mindestens 80. Alte Alters-Tricks. Die neue, staunenswe­rte, weil ganz natürlich wirkende Jugend aber macht die Digitalisi­erung – die ja auch schon Gestorbene für „Star Wars“wiedererwe­ckte. So leidlich. Bei Jackson ist die Illusion aber perfekt. Und jetzt stelle man sich vor, das Kino zeigt, was bald Alltag wird. Zurück zu Descartes. Bloß ohne Gott. Der digitale nämlich ist wirklich ein „Genius malignus“, ein böser, täuschende­r Geist.

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Jackson in „Glass“und „Captain Marvel“
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