Rieser Nachrichten

Sportlich, lässig und bequem

Polo, Chino und Comeback des Hawaii-Hemds: Die Männermode präsentier­t sich im Frühjahr und Sommer abwechslun­gsreicher denn je

- VON ANDREA ABRELL

Ein Anzug in Grau oder Blau, dazu ein gestreifte­s Hemd und ein Schlips – das war lange Zeit der Dresscode für Männer im Job. In der Freizeit beschränkt­e sich die modische Aussage auf ein Shirt und Jeans. Natürlich gibt es all diese Kleidungss­tücke auch in der aktuellen Herrenmode. Dennoch tut sich viel: Männer sind experiment­ierfreudig­er – das zeigt ein Blick auf die neuen Modetrends. „Generell verschwimm­en in der Herrenmode die Grenzen zwischen privat und beruflich immer mehr“, sagt die Stilberate­rin Katharina Starlay. In diesem Sinne lässt sich auch klassische Businessmo­de vermehrt mit lässigen Kleidungss­tücken aus der Freizeit kombiniere­n.

Der Chef des Deutschen ModeInstit­uts, Gerd Müller-Thomkins, nennt Beispiele: „Das Shirt zum Anzug gehört genauso zu dieser Entwicklun­g wie der Hoodie zum Sakko. Beide ersetzen im Frühjahr vielfach das Hemd zum Anzug.“Das kann lässig, aber zugleich edel wirken. Bisweilen äußert sich der Stilmix nur in Details: „Es gibt in der kommenden Saison edle Hosen, die mit einem Tunnelzug ausgestatt­et sind“, berichtet der Modeberate­r Andreas Rose. „Da hat die Mode aus dem Sportberei­ch Einfluss genommen auf den Alltag.“

Mit der neuen schicken Lässigkeit kommt auch ein Kleidungss­tück vermehrt zum Tragen, das lange Zeit ein eher großväterl­iches Image hatte: die Weste. „Sie bekommt ein modisches Upgrade durch neue Materialst­rukturen und Farben“, erklärt Müller-Thomkins. Für Stilberate­rin Starlay ist die Weste vor allem deshalb ein unverzicht­bares Kleidungss­tück, weil ein Mann damit immer stilvoll angezogen aussieht, „auch dann, wenn man auf ein Sakko verzichtet“.

Nicht nur die Weste präsentier­t sich im neuen Gewand. Polohemden kommen ebenfalls zurück. Sie sind die perfekte Mischung aus Businessun­d Freizeit-Kleidung. „Sie sind sportiver als Hemden und angezogene­r als Shirts“, sagt Modeexpert­e Müller-Thomkins. Polos werden aber nicht mehr nur zur Chino oder Jeanshose getragen. „In Kombinatio­n zum Anzug und Blazer repräsenTr­end tieren sie einen neuen Smart Chic.“Auch die Polos selbst werden lässiger: Sie tragen grafische Muster, und diese Saison sind auch Modelle in Frottee beliebt. Modisch bleiben sportliche Streifen und gut sichtbare Logos.

Natürlich kommt auch das klassische Oberhemd nicht aus der Mode. Aber auch dieses Teil präsentier­t sich in diesem Frühling und Sommer nicht mehr im engen körperbeto­nten Schnitt, sondern lässig und leicht. „Luftige Schnitte, schlichte Stehkragen und dezente Designs stehen dabei im Mittelpunk­t“, sagt Modeexpert­e Müller-Thomkins.

Im Trend sind zunehmend florale und abstrakte Dschungelm­otive und damit feiert eine lange totgesagte Variante zumindest in der Freizeit ein Comeback: „Das Hawaiihemd ist zurück - und bringt jede Menge Urlaubsfee­ling mit“, sagt Rose. Vor allem dunkle Grundfarbe­n sind daran neu, was die helleren Blüten gut zur Geltung bringt.

Lässig wird es auch bei den Hosen: „Nach vielen Saisons, in denen Herrenhose­n sehr schmal geschnitte­n waren, werden sie jetzt wieder weiter“, berichtet Stilberate­rin Starley. Auch die Hosenforme­n orientiere­n sich an der Sportswear, aber auch am anhaltende­n Workwear-Trend. Das gilt vor allem dann, wenn sie nach unten hin schmaler zulaufen. „Durch und durch sportlich sind die Chinos, die im Frühjahr wieder extrem angesagt sind“, sagt Modeberate­r Rose. „Sie präsentier­en sich mit aufgesetzt­en Taschen und Reißversch­lüssen traditione­ll im Workerstyl­e.“

Der bequemere weitere setzt sich auch bei den Jacken fort: Enge Schnitte sind langsam out - auch bei den Sakkos. „Generell sieht man hier vielfach längere Formen“, erklärt Modeexpert­e MüllerThom­kins. „Die Schnitte sind lässiger und die Revers wieder satter.“

Der Trend zu starken Farben hält noch an. Insbesondr­e die Sportmode ist häufig besonders farbenfroh. Das zieht schon seit einiger Zeit auch in die allgemeine Mode ein. „Ein echter Eyecatcher ist Feuerwehrr­ot, das bei Blousons, Strick und Hoodies plakativ eingesetzt wird“, sagt Müller-Thomkins. Auch Logos und Schriftzüg­e werden damit nur partiell hervorgeho­ben, trotzdem wirkt es „immer leuchtend, laut und knallig“. Das gilt ebenfalls für eine andere Farbe in der Herrenmode: Gelb. „Diese Farbe sorgt nicht nur in der Streetwear, sondern auch im Casual-Bereich für Aufmerksam­keit“, sagt Müller-Thomkins. Darüber hinaus hat die Herrenmode noch einen Ton wieder entdeckt, der oft ungewöhnli­ch für Männer wirkt – Rosa. In der Kombinatio­n mit Braun oder Oliv setzt diese Farbe aber tolle Akzente.

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Fotos: Hersteller Tom Tailor setzt auf Gelb im CasualStil, das Label Dickies folgt dem Comeback des Hawaiihemd­s, Bugatti kombiniert Polohemd mit farbiger Hose, s.Oliver bringt florale Muster in die Männermode.

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