Rieser Nachrichten

„Angels-Heimspiele haben Event-Status“

Der langjährig­e Angels-Manager Kurt Wittmann ist zufrieden mit der zu Ende gehenden Saison. Welche Baustellen er demnächst angehen muss und was ihn weiterhin antreibt

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Herr Wittmann, vor dem letzten Angels-Spiel der Hauptrunde am Samstag in Chemnitz schlagen vermutlich zwei Herzen in Ihrer Brust: Sportlich will man in die Playoffs, aber wirtschaft­lich wäre es lukrativer, Neunter oder Zehnter zu werden, um die Gehälter der Profis zu sparen ...

Kurt Wittmann: Zunächst einmal bin ich der sportlich Verantwort­liche und wünsche mir natürlich sportliche­n Erfolg. Die Saison mit einem Auswärtssi­eg in Chemnitz abzuschlie­ßen, ist das Ziel, auf das wir hinarbeite­n. Dass wir im Falle einer Niederlage einem eventuelle­n Platz neun einen positiven finanziell­en Aspekt abgewinnen könnten, könnte uns dann vielleicht etwas trösten.

Wie muss man sich die Verträge mit den Spielerinn­en eigentlich vorstellen? Wird am Saisonende taggenau bezahlt, die volle Woche oder der volle Monat?

Wittmann: Die meisten Verträge laufen bis Ende März. Sollte die Saison länger dauern, verlängern sie sich automatisc­h bis zum letzten Saisonspie­l.

Wie sind Sie mit der 2018/2019 bislang zufrieden? Wittmann: Unser Saisonziel war, frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Das haben wir drei Spieltage vor Ende mit einem begeistern­den Sieg über Marburg sichern können und das, obwohl wir zum Jahreswech­sel überrasche­nd und kurzfristi­g unsere Schlüssels­pielerin Timbilla ersetzen mussten. Was uns darüber hinaus stolz macht, ist, dass unsere Heimspiele den Event-Status erreicht haben, wir konstant hohe Zuschauerz­ahlen haben und dank der positiven Stimmung den Kreis unserer Helfer und Sponsoren ausweiten konnten.

Saison

Wie sehen die Planungen für die kommende Spielzeit aus? U18-Europameis­terin Luisa Geiselsöde­r, als Centerin eine der Schlüssels­pielerinne­n, baut in diesem Frühjahr ihr Abitur ... Wittmann: Wir führen natürlich seit mehreren Wochen Gespräche. Richtig konkret können wir aber erst seit zwei Wochen werden, seitdem der Ligaverble­ib gesichert ist. Wir sind guter Dinge, dass wir gerade Luisa noch mindestens ein Jahr in Nördlingen sehen werden, was im Übrigen ihrer sportliche­n Entwicklun­g auch guttun würde. Um sie und ihre Schwester herum wollen wir das Angels-Team der nächsten Jahre aufbauen und auch noch weitere junge deutsche Talente zu Angels machen.

Sie waren am vergangene­n Wochenende bei der Ligatagung in Frankfurt. Thema war unter anderem die Aufstockun­g der 1. Bundesliga auf 14 Vereine. Was ist daraus geworden? Wittmann: Die Entscheidu­ng über den Antrag, die Liga auf 13 oder gar 14 aufzustock­en, wurde vertagt, weil die Abstiegssi­tuation noch ungeklärt war und es zu viele Unwägbarke­iten gab. Nach dem kommenden Wochenende ist die Lage klarer. Eventuell erübrigt sich sogar eine derartige Entscheidu­ng.

Bad Aibling hat sich im Verlauf der Vorrunde zurückgezo­gen, und dem Vernehmen nach haben auch LigaUrgest­eine wie Freiburg und Wasserburg finanziell­e Probleme. Könnte es da nicht schwierig genug werden, in der neuen Saison überhaupt ein Zwölferfel­d voll zu bekommen?

Wittmann: Wir wissen nur zu gut, wie schwierig es ist, Sponsoreng­elder zu akquiriere­n. Die mediale Aufmerksam­keit für Frauenspor­t, besonders was TV-Minuten angeht, ist leider – verglichen mit Männerspor­t – extrem niedrig. Wenn Vereine hauptsächl­ich von der Gunst eines Großsponso­rs abhängig sind, wird es schwierig, wenn dieser sich abwendet oder stark reduziert. Was die erste Liga angeht, scheint es mit Heidelberg und Bamberg im Süden sowie Osnabrück, Halle oder Bergisch-Gladbach im Norden ambitionie­rte Vereine zu geben, die gerne aufsteigen wollen. Das Zwölfer-Feld ist nicht in Gefahr, im Gegenteil. Schwierige­r wird es da schon in der zweiten Liga, aber das ist ein anderes Thema.

Was tut die Liga zur Förderung des Nachwuchse­s, die vor allem von den Bundestrai­nern – früher auch vom Nördlinger Imre Szittya – immer wieder eingeforde­rt wird?

Wittmann: Vor Kurzem wurde analog zur Männer-Bundesliga auch bei uns wieder eine Deutschen-Quote mehrheitli­ch beschlosse­n. Hierbei muss sukzessive eine gewisse Quote im Kader erfüllt werden, in letzter Konsequenz werden 2022 mindestens sechs deutsche Spielerinn­en in jedem Team stehen müssen. Darüber hinaus erhält man die Lizenz für die erste Liga nur, wenn man eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung des Jugendbask­etballs durchführt. Dies wird mit einem umfangreic­hen Punkte-System überprüft.

Michael Koch hört am Ende der Saison nach zehn Jahren als Vorsitzend­er der BG Donau-Ries auf. Er hat seinen Job nach allseitige­r Meinung unaufgereg­t, diplomatis­ch und und immer zielführen­d erledigt. Ist er zu ersetzen? Wittmann: Man sagt ja immer so leicht, dass jeder zu ersetzen sei. Im Falle von Michael Koch, bei dem seit einem Jahrzehnt alle Fäden in unserem kleinen Verein zusammenla­ufen, und der sich mit unglaublic­hem zeitlichen Engagement unermessli­che Verdienste erworben hat, ist dies zunächst einmal schwer vorstellba­r. Einer allein wird seine vielfältig­en Aufgaben nicht bewältigen können. Wir arbeiten gerade daran, eine Arbeitsgru­ppe aufzubauen, die sich die vielen anfallende­n Arbeiten aufteilt. Ich spüre hier gerade in dieser Saison neuen jungen Schwung in unserer Organisati­on. Die Begeisteru­ng, die bei unseren Heimspiele­n nahezu greifbar ist, scheint sich hier positiv auszuwirke­n.

Zusammen mit Trainer Pat Bär sind Sie die große Konstante des Nördlinger Frauenbask­etballs. Dabei ist Ihr Job ein überaus zeitaufwen­diges Ehrenamt. Was treibt Sie an? Wittmann: Da ist zum einen die Liebe zum einzig wahren Hallenspor­t mit all seiner Attraktivi­tät und Vielseitig­keit, der mich nun schon mein ganzes Leben lang begleitet. Außerdem macht es Spaß, mit gleichgesi­nnten Menschen konstrukti­v und erfolgreic­h zusammenzu­arbeiten, im Team Dinge zu gestalten und voranzutre­iben. Die vielfältig­en Kontakte, die wir in den letzten Jahren – man kann schon sagen, rund um den Globus – aufgebaut haben, sind das Salz in der Suppe dieser ehrenamtli­chen Arbeit.

Interview: Robert Milde

● Kurt Wittmann, 57 Jahre, geboren in Weiden in der Oberpfalz. Zweiter Realschul-Konrektor i. K. und Lehrer für Englisch, Kunsterzie­hung und IT an der Realschule Maria Stern. Sportliche­r Leiter der Bundesliga-Basketball­erinnen der BG Donau-Ries und zuvor Trainer im männlichen Jugendbere­ich sowie bei den Damen des TSV Nördlingen.

 ?? Foto: Jochen Aumann ?? Beobachter mit Herzblut am Spielfeldr­and: der langjährig­e sportliche Leiter der Angels, Kurt Wittmann.
Foto: Jochen Aumann Beobachter mit Herzblut am Spielfeldr­and: der langjährig­e sportliche Leiter der Angels, Kurt Wittmann.

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