Total frisch
Wie lang ist eine Minute? Oder eine Stunde? Oder gar ein ganzer Tag? Klar, Erwachsene glauben es ganz genau zu wissen. Und trotzdem erscheint auch unsereinem manchmal eine Arbeitsstunde wie eine Ewigkeit, eine Woche Urlaub hingegen wie ein Wimpernschlag. Wie schwer muss es erst für ein Kind sein, das zu verstehen.
Für die fünfjährige Tochter ist Zeit immer wieder ein unbegreifliches Phänomen. Wenn sie mittags vom Kindergarten heißhungrig heimkommt und die Mama ihr erklärt, dass sie sich noch einen Augenblick gedulden muss, schimpft die Kleine meist wutentbrannt los: „Das dauert mit Sicherheit noch hundert Stunden!“
Verlangt die Mama hingegen von der Fünfjährigen, dass sie ihr Zimmer aufräumt, kriegt sie stets das Wörtchen „gleich“zu hören – was allerdings nicht mit Minuten oder Stunden verbunden, sondern meist mit nie gleichzusetzen ist. Zeit ist eben immer relativ.
Erst gestern hat das Töchterlein erzählt, dass es im Kindergarten Lebkuchen zu essen gab. Die Mama hat sich ziemlich gewundert, liegt doch Weihnachten weit zurück und steht in Kürze Ostern vor der Tür. Dementsprechend fiel ihr Kommentar aus, dass die süßen Teilchen ja nicht mehr die frischesten gewesen sein konnten. Die Kleine schüttelte den Kopf und betonte: „Doch, die waren ganz frisch. Die waren nur ein
Jahr alt!“
Symbolbild: Anne Wall