„Ich war irritiert über so viel Lob“
Maxi Schafroth ist zufrieden mit sich und den Reaktionen auf seine Nockherberg-Predigt. Warum er wohl wieder antritt und weshalb er es falsch findet, dass die AfD nicht eingeladen war
Herr Schafroth, die derbleckten Politiker überschütteten Sie nach Ihrer Fastenpredigt auf dem Nockherberg mit Lob. Haben Sie also alles richtig gemacht? Oder waren Sie zu zahm? Schafroth: Ich war anfangs irritiert, dass so viel Lob kam – auch vonseiten der CSU. Aber ich erhielt ja Lob aus allen politischen Richtungen, auch von den Grünen, Linken und sogar vom FDP-Mann Wolfgang Kubicki, wo ich dachte, ich sei übers Ziel hinausgeschossen mit dem Rotwein und den blauen Zähnen.
Also waren Sie nicht zu gnädig? Schafroth: Nein. Ich denke, ich habe die Gratwanderung zwischen Humor und Schärfe sehr gut hingekriegt. Einerseits haben sehr linksorientierte Künstler mit Standing Ovations applaudiert, andererseits hat der Söder mich gelobt. Wenn Leute fordern, du musst so scharf sein, dass die Derbleckten grantig und verstimmt sind, ist das für mich Kindergarten.
Einer hat genörgelt: Hubert Aiwanger. Der fühlte sich hart angegangen. Schafroth: Das lag witzigerweise daran, dass er immer wieder zugemacht hat. Ich bin beim Vorbereiten des Textes davon ausgegangen, dass der Aiwanger total mitgeht. Dass ihm vor Freude die roten Bäckle platzen. Aber er stand nicht drüber, konnte damit nicht umgehen. Ich bin mit allen Reaktionen zufrieden, weil mir Herz und Bauch genau diesen Weg vorgegeben haben. Darin bin ich auch von der Paulaner-Brauerei bestätigt worden. Die sagten mir, ich hätte das Ticket fürs nächste Jahr, falls ich’s wieder machen will.
Und? Werden Sie das Ticket lösen? Schafroth: Ja, ich denke schon; ich habe schon fast Ja gesagt. Weil es eine beflügelnde Aufgabe ist. Es hat mir ein unglaubliches Glücksgefühl gegeben, da oben auf der Bühne zu stehen und die Politiker anzusprechen. Und auch das Gefühl zu haben, bei denen sackt was hinunter. Etwa beim Innenminister Joachim Herrmann, den ich den Katholiken mit der Lizenz zum Abschieben nannte.
Welche Reaktionen haben Sie sonst noch erhalten?
Schafroth: Wenn ich hier in München herumlaufe, halten Autofahrer an, lassen die Scheiben runter, um mich zu beglückwünschen. Von allen Seiten kommt Lob. Das ist eine große Bestätigung und macht mich sehr glücklich. Und veranlasst mich natürlich zu sagen: Ich glaube, ich sollte das tendenziell schon noch mal machen. Haben Kabarett-Kollegen reagiert? Schafroth: Noch am selben Abend erhielt ich eine Gratulationsmail von Gerhard Polt. Das hat mich unglaublich gefreut, weil er eines meiner größten Vorbilder ist.
Und wie sind Sie selbst mit dem Abstand von drei Tagen mit der Fastenpredigt zufrieden?
Schafroth: Ich würde die Rede wieder genau so halten. Ich war vollkommen zufrieden damit. Ich bin sehr glücklich mit den Reaktionen, es gab am Ende ja Standing Ovations.
Wissen Sie schon, was Sie nächstes Jahr anders machen möchten? Schafroth: Ich sehe durchaus Entwicklungspotenzial. So möchte ich mich noch tiefer in die politischen Themen hineinarbeiten und einzelne Fälle vorstellen, um zu zeigen, dass hinter der politischen Dimension immer Einzelschicksale stehen. Was meinen Sie damit?
Schafroth: Ich hätte zum Beispiel gerne auf den Fall eines afghanischen Asylbewerbers hingewiesen, der im Ostallgäu in einem Elektro-Betrieb in Ausbildung war. Ein arbeitender, integrierter junger Mensch, der eines Tages in der Früh abgeholt und abgeschoben wird, das ist verfehlte Politik. Solche Dinge muss man benennen.
Von der CSU verlangten Sie hinsichtlich der Flüchtlingspolitik mehr Mitgefühl und Nächstenliebe. Das hörte sich nicht nach satirischer Analyse an, sondern nach einem Appell, ja einem Herzenswunsch. Das wollten Sie also unbedingt loswerden?
Schafroth: Das haben mir Bauch und Herz befohlen, weil mich das persönlich sehr umtreibt und traurig macht. Es war klar, dass ich am Ende in aller Ehrlichkeit, Deutlichkeit und Natürlichkeit eine Botschaft loswer- de. Das sind für mich Momente, wo das Derblecken von der Unterhaltung in die Ernsthaftigkeit gehen darf und muss. Mich hätte eher verletzt, wenn man mir vorgeworfen hätte, die Rede hätte keine Tiefe, keine Herzensbotschaft, keine klare Haltung.
Über die AfD wollten Sie nichts sagen, weil Politiker dieser Partei nicht im Saal anwesend waren. Wussten Sie, dass die gar nicht eingeladen waren? Schafroth: Das wusste ich. Und ich habe der Paulaner-Brauerei gesagt, dass ich diese Entscheidung nicht gut finde. Für mich gehören alle demokratisch legitimierten Kräfte in den Saal. Ich halte den Rechtsruck und den Rechtspopulismus in Deutschland, ja in der ganzen Welt, für ein wichtiges Thema – und fand es schade, dass ich dies nicht aufgreifen konnte.
Kennen Sie die Begründung für die Nichteinladung?
Schafroth: Das war eine interne Entscheidung der Brauerei.
Warum haben Sie sich am Ende direkt an die AfD gewandt und ein Miteinander angemahnt?
Schafroth: Weil ich ohne diesen Gedanken nicht hätte aus der Rede herausgehen können. Da sind wir wieder bei der Herzensbotschaft: Ich finde es traurig, dass sich die politischen Lager aus der vernünftigen Debatte, aus dem vernünftigen Miteinander verabschieden. Man kann nur etwas erreichen, wenn man mit den Leuten spricht. Das war auch die Botschaft meiner Rede. Und das ist auch meine Botschaft als Mensch. Man muss im Kontakt bleiben, aber auch klar und scharf Dinge benennen. Deswegen wollte ich am Ende etwas sagen, was mich wirklich umtreibt – und das ist die Causa AfD.
Mehrmals lachten die Leute im Saal bei einer Pointe nicht. Verunsichert Sie das in diesen Momenten?
Schafroth: Es war nicht meine Absicht, mit jedem Satz einen Lacher zu landen. Aber ich hatte eine hohe Trefferquote – da darf auch mal was nicht zünden. Ich bin mit der Ausbeute voll zufrieden.
Interview: Klaus-Peter Mayr
Maximilian „Maxi“Schafroth wurde 1985 in Memmingen geboren. Beim Derblecken am Nockherberg hat der Kabarettist, Schauspieler und Liedermacher heuer zum ersten Mal Politikern die Leviten gelesen. Augsburg Elisabeth P. leidet unter einer Bewegungs- und Konzentrationsstörung. Auf unbekannte Menschen reagiert sie sehr zurückhaltend und stark verunsichert. Auch ihr Lebensgefährte, mit dem sie in einer Wohnung zusammenlebt, ist behindert. Beide arbeiten in einer Behindertenwerkstätte. Zu den Großeltern hat die 30-Jährige einen sehr guten Kontakt. Bei ihnen ist sie aufgewachsen.
Die Oma unterstützt sie auch finanziell. Aber ihre
Mittel sind begrenzt. Weil Elisabeth P. Tiere über alles liebt und ihr der Kontakt mit Tieren sehr hilft, erhält sie seit einem Jahr eine Hundetherapie. Eine ausgebildete Hundetrainerin und ihr Hund besuchen Elisabeth P. einmal im Monat zuhause. Mit Hilfe des Hundes wurde Elisabeth P. viel offener. Weil die Förderung auf ein Jahr befristet war, ist die Kartei der Not für ein weiteres Jahr eingesprungen.
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