„Wir wollen ein bisschen unbequem sein“
Wenn Luisa Neubauer und ihre Mitstreiter heute zum Schulstreik aufrufen, werden wohl tausende Schüler mitmachen. Uns hat Luisa erzählt, wie lange sie noch streiken will
Greta Thunberg aus dem Land Schweden hat angefangen. Mittlerweile machen Menschen auf der ganzen Welt mit, vor allem Schülerinnen und Schüler. Jeden Freitag demonstrieren sie, anstatt zur Schule zu gehen. In Deutschland gehört Luisa Neubauer zu den besonders bekannten Demonstrantinnen. Sie ist 22 Jahre alt und studiert eigentlich. Doch zurzeit organisiert sie den Protest mit. Sie und Tausende andere fordern: Politiker müssen mehr gegen den Klimawandel tun und zum Beispiel neue Regeln festlegen.
Euren Demo-Aufrufen folgen tausende Schülerinnen und Schüler. Warum klappt das so gut?
Luisa Neubauer: Weil alle mitmachen können. Das heißt: Alle, die wollen, können ihre eigenen Schilder mitbringen. Sie können was erzählen auf der Bühne und können auch mitorganisieren, wenn sie wollen. Und gleichzeitig ist bei uns immer gute Stimmung. Wir hören viel Musik und wir haben tolle Leute, die spannende Sachen erzählen. Das macht auch richtig Spaß, dabei zu sein. … dass an diesem Freitag die Schulstreiks besonders groß werden sollen? In ungefähr hundert Ländern sind Streiks angemeldet. Auch in vielen deutschen Städten gehen Schülerinnen und Schüler dann auf die Straße. Sie demonstrieren für mehr Klimaschutz. Doch was passiert bei den Streiks eigentlich? Vielleicht hast du schon mal die vielen Schilder gesehen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hochhalten. Dort stehen Forderungen drauf, etwa: „Stoppt den Klimawandel“. Aber die Schilder sind längst nicht alles, weiß
Wer kommt alles zu euren Demos? Luisa Neubauer: Es kommen ganz, ganz viele Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur zwölften oder 13. Klasse. Es kommen aber auch Eltern und Lehrerinnen und Lehrer. Manchmal laden wir junge Politiker und Politikerinnen ein. Und oft kommt auch eine Schüler-Band, um zu spielen.
Warum sind die Demos freitags und nicht am Wochenende? die Streik-Mitorganisatorin Luisa Neubauer. „Wenn man zu unseren Demos kommt, gibt es ganz viele Möglichkeiten, mit Leuten zu sprechen“, sagt sie. Außerdem wird gemeinsam gesungen. „Oft teilen wir auch umsonst Essen aus, also zum Beispiel vegane Suppe. Auch da gibt es die Möglichkeit, mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen“, erzählt die 22-Jährige. Sie will, dass sich alle bei den Demonstrationen wohlfühlen. „Wir achten darauf, dass alle nett und lieb miteinander umgehen.“(dpa)
Luisa Neubauer: Wir wollen ein bisschen unbequem sein. Indem wir freitags nicht zur Schule gehen, sondern auf die Straße, übertreten wir ein bisschen die Spielregeln, die da sind. Und das hat den Effekt, dass auf einmal ganz, ganz viele Menschen darüber sprechen, dass wir diese Regeln brechen – und im Idealfall dann auch anfangen, über das Klima zu sprechen.
Haben Schüler schon Probleme bekommen wegen des Unterrichtsausfalls? Luisa Neubauer: Auch ich bin schon durch einen Test gefallen und habe den nicht bestanden. Immer wieder bekommen junge Menschen Schuleinträge oder manchmal auch einen Tadel oder eine Sechs. Wir haben aber ein Team bei uns in der Bewegung, das sich um so was kümmert.
Wie lange wollt ihr weitermachen? Luisa Neubauer: Wir streiken so lange, bis die Regierung einen Plan hat für unsere Zukunft und unseren Planeten.
Was würdest du Angela Merkel bei einem Treffen sagen?
Luisa Neubauer: Dass sie im Begriff ist, als die Kanzlerin in die Geschichte einzugehen, die noch hätte was machen können für den Planeten – und es dann nicht gemacht hat. Wohlwissend, dass es für uns eine Katastrophe ist. Und aber auch, dass sie jetzt noch die Chance hat, ganz viel zu ändern und dass sie es jetzt noch rumreißen kann.