Folgenschwerer Seitensprung
Ein Rieser erwischt seine Ehefrau mit einem anderen Mann im Bett, als er durch das Schlafzimmerfenster in die Wohnung kommt. Seine Faustschläge haben Konsequenzen
Nördlingen Dieser Vergeltungsschlag saß. Ein Rieser hat im Sommer 2018 seine Ehefrau dabei erwischt, wie sie sich mit einem anderen Mann vergnügte. Der Fall landete jüngst vor Gericht, weil sie ihren Mann wegen Körperverletzung angezeigt hatte. Er hatte nicht nur dem Nebenbuhler ins Gesicht geschlagen, sondern ist einige Zeit davor ihr gegenüber gewalttätig geworden. Er soll sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft so geohrfeigt haben, dass sie vom Sofa fiel und Hämatome sowie ein blaues Auge davontrug.
Für den Angeklagten stand an diesem Gerichtstag viel auf dem Spiel. Im zarten Alter von 19 Jahren hat sich der Rieser bereits einiges zuschulden kommen lassen. Im Bundeszentralregister gibt es fünf Eintragungen. Unter anderem war er an dem Überfall auf eine Oettinger Weinhandlung im Jahr 2014 beteiligt. Er wurde wegen schwerer räuberischer Erpressung angeklagt. Im September 2015 warf ihm die Staatsanwaltschaft dann Diebstahl mit Waffen vor und er wurde unter Einbeziehung der vorherigen Urteile zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Im Mai 2017 ist der junge Mann vorzeitig entlassen worden, lebte zunächst bei seinen Eltern und zog dann mit seiner Frau zusammen. Der Vorsitzende Richter Gerhard Schamann musste mit den beiden Schöffen entscheiden, ob der Mann wieder ins Gefängnis gehen muss, oder ob er mit einer Geldstrafe davonkommt.
An jenem folgenschweren Tag lag die Frau mit dem anderen Mann im Bett. Das Paar war zu dieser Zeit getrennt lebend. Aus nicht näher genannten Gründen wollte der Rieser ihr aber einen Besuch abstatten. Weil an der Haustür niemand reagierte, versuchte er sein Glück am Schlafzimmerfenster. Der Vermieter hatte das Schloss ausgetauscht, sodass der 19-Jährige keinen Schlüssel mehr für die Wohnung besaß, da er bereits mehrfach für Ärger gesorgt hatte. Er rief den Namen seiner Frau, die im Bett aufschreckte. Ihre Affäre aus dem Stuttgarter Raum aber blieb nackt im Bett liegen, als der Mann das Fenster aufdrückte und ins Zimmer stieg. „Er ist auf mich gesprungen und hat mir ins Gesicht geschlagen. Mir ist schwarz vor Augen geworden“, sagt der Nebenbuhler vor Gericht. Er habe die Frau erst eine Woche zuvor kennengelernt. Dass sie vergeben war, will er nicht gewusst haben. Der Angeklagte soll in einem anderen Zimmer noch etwas geholt haben und dann durch das Fenster wieder verschwunden sein.
Der Stuttgarter wollte keine Anzeige erstatten. Er war der Ansicht, dass er mit der Ohrfeige noch glimpflich davongekommen sei. Die Ehefrau, eine 28-jährige Rieserin, wollte sehr wohl, dass ihr damals getrenntlebender Mann zur Rechenschaft gezogen wird. Anderer Ansicht war sie allerdings vergangene Woche vor Gericht. Sie verweigerte die Aussage und war nicht mehr an einer Strafverfolgung interessiert. Deshalb wurde die sie betreffende Körperverletzung vor Gericht nicht mehr berücksichtigt. Inzwischen lebten die beiden wieder zusammen in einer Wohnung im Raum Augsburg. Bezüglich des Nebenbuhlers sagte Schamann, dass am Stammtisch die Ohrfeige wohl nicht tragisch angesehen würde und provoziert wurde. Vor Gericht sei das freilich anders. „Es ist und bleibt eine vorsätzliche Körperverletzung“, sagte Schamann. „Aber eine, für die hohes Verständnis herrscht.“
Das Schöffengericht verhängte nach dem Geständnis des 19-Jährigen eine Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro (75 Tagessätze à 20 Euro). Die Staatsanwaltschaft forderte 150 Tagessätze in Höhe von 30 Euro.
Das Urteil wegen vorsätzlicher Körperverletzung ist bereits im Nördlinger Gerichtssaal rechtskräftig geworden.