Der Krieg bekam ein Gesicht
In Minderoffingen werden Feldpostbriefe aus dem Zweiten Weltkrieg vorgelesen
Minderoffingen Bei einer Gedenkveranstaltung des Soldaten- und Veteranenvereins Minderoffingen im örtlichen Sportheim wurden für die Anwesenden die schicksalhaften Geschehnisse und persönlichen Tragödien des Zweiten Weltkriegs spürbar, als Angehörige dreier Familien von Weltkriegsteilnehmern aus deren Feldpostbriefen vorlasen.
Das Vorbereitungsteam mit Vitus Mattmann, Theresa Wizinger und Karl Müller freute sich über einen unerwartet großen Zuspruch aus Rieser BSB-Vereinen und der Bevölkerung. Dazu gehörten Bürgermeister Helmut Bauer, seine Stellvertreterin Irmgard Mayer, Kreisvorsitzender Josef Ruhland und dessen Stellvertreter Wolfgang Jaumann sowie Reinhold Bosch und weitere Ortsvereinsvorsitzende.
Der Kreisvorsitzende fragte: Sind Soldatenvereine noch zeitgemäß? Mit Blick auf die schrecklichen Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges mit zahllosen Toten und Millionen jüdischer Holocaust-Opfer sowie Flüchtlingen und Heimatvertriebenen, gelte es für die Vereine, die Erinnerung wachzuhalten, zudem die Zeitzeugen immer weniger werden, so dazu Ruhland.
Dann schilderte Theresa Wizinger den Verlauf des Weltkrieges und spannte den Bogen zu den Feldpostbriefen. Diese seien von unschätzbarem Wert für die Erinnerungskultur und Mahnung an die nachfolgenden Generationen. In den Briefen des gefallenen Johann Müller, der Brüder August und Lorenz Mayer sowie Hans und Otto Götz und des einzigen Heimkehrers Sebastian Müller spiegelte sich dann das ganze traumatische Erleben der schrecklichen Geschehnisse auf den Kriegsschauplätzen wider. Sie handeln vom Alltag an der Front und in der Heimat, Zukunftsplänen, sowie dem Sehnen nach Zuhause, dem Wunsch nach einem baldigen Kriegsende und einem Wiedersehen.
Bei fünf der sechs Briefschreiber lautete die letzte amtliche Mitteilung „in soldatischer Pflichterfüllung gefallen, bzw. vermisst“. Einzig Sebastian Müller kehrte 1947 aus der Gefangenschaft zurück.
Die Erinnerungen trugen die Angehörigen Lorenz Michl, Irmgard Deißler, Elfriede Helmschrott, Karl Müller und Günther Thürheimer vor und zeigten dazu entsprechende Bilder.
Vitus Mattmann brachte nach einem Friedensgedicht zum Ausdruck, dass die menschliche Botschaft der Briefe bei den Anwesenden angekommen sei. Er bedankte sich bei den Vortragenden, sowie den Personen, die das Vorbereitungsteam unterstützten.