Rieser Nachrichten

Nördlingen und das Almarin

Der Rat erörtert am Donnerstag, ob die Stadt dem Zweckverba­nd beitreten soll oder nicht. Bei der Diskussion im Vorfeld geht es auch um rechtliche Einschätzu­ngen

- VON MARTINA BACHMANN

Der Stadtrat erörtert am Donnerstag, ob die Stadt dem Zweckverba­nd beitreten soll oder nicht. Bei der Diskussion im Vorfeld geht es auch um Rechtsfrag­en.

Nördlingen Nun soll also Nördlingen Farbe bekennen: Will die Stadt das Almarin künftig jedes Jahr finanziell unterstütz­en oder nicht? Am kommenden Donnerstag steht das Mönchsdegg­inger Hallenbad auf der Tagesordnu­ng des Stadtrates, konkret der Beitritt der Nördlinger zu einem geplanten Zweckverba­nd für das Almarin. Das allein ist schon bemerkensw­ert, schließlic­h haben die meisten anderen Rieser Räte bislang nur über die Beteiligun­g an einem Arbeitskre­is debattiert, der wiederum diesen Zweckverba­nd vorbereite­n soll. In Nördlingen geht es laut Tagesordnu­ng aber gleich ums Ganze – und das, obwohl noch nicht einmal klar ist, welche jährliche Summe auf die Stadt zukommen könnte. Wie berichtet, geht der Fördervere­in Almarin von einem jährlichen Defizit von rund 175000 Euro aus. Eine Expertin der Deutschen Sportstätt­enbetriebs­und Planungsge­sellschaft hatte rund 875 000 Euro errechnet. Das Defizit sollen die Mitglieder des Zweckverba­nds schultern.

Es scheint einen Grund zu haben, warum der Punkt auf der Tagesordnu­ng genau so formuliert ist: Die Stadtverwa­ltung ist offenbar der Ansicht, dass der Beitritt der Stadt Nördlingen zu einem Zweckverba­nd rechtlich nicht möglich ist. Ob dem so ist oder nicht, darüber wird derzeit hinter den Kulissen gestritten, juristisch­e Einschätzu­ngen prallen aufeinande­r.

Auch Oberbürger­meister Hermann Faul verweist im Gespräch mit den RN auf rechtliche Gründe: Die Stadt saniere und erweitere ihr eigenes Hallenbad. Sie habe damit diese freiwillig­e Aufgabe nicht nur erfüllt, sondern auch das geleistet, was ihr möglich ist, ohne ihre wirtschaft­liche Leistungsf­ähigkeit zu gefährden. Derzeit betrage das jährliche Defizit von Frei- und Hallenbad bereits rund 650 000 Euro. Nach der Sanierung des Bades an der Gerhart-Hauptmann-Straße gehe man von einer Summe von einer Million Euro aus, die jedes Jahr zu stemmen sei, so Faul: „Wir müssen erst auf unser Hallenbad und unser Freibad schauen.“

CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Jörg Schwarzer sieht das ganz anders: Nördlingen sei nur stark mit einem starken Ries. Bei dem hohen Engagement, das in Mönchsdegg­ingen an den Tag gelegt worden sei, müsse die Politik alles tun, um Wege und Fördermitt­el zu finden. Aus Schwarzers Sicht ist der Punkt, an dem alles für die Wiedereröf­fnung des Almarins getan worden ist, noch nicht erreicht. Und mit einem Arbeitskre­is sei man einen Schritt näher am Bad. Auch die Einschätzu­ng, dass rechtliche Gründe gegen einen Beitritt Nördlingen­s zum Zweckverba­nd sprechen, kritisiert er. Schließlic­h liege es im Ermessen des Stadtrates, wann eine freiwillig­e Aufgabe – wie Schwimmmög­lichkeiten bereitzust­ellen – erfüllt sei – und wann nicht. Allerdings meint Schwarzer, dass Nördlingen einen „gewissen Bonus“im Zweckverba­nd bekommen müsse, weil sie schon Bäder finanziere.

Der Fraktionsv­orsitzende der Stadtteill­iste, Thomas Mittring, hat bereits mit einigen Nördlinger­n über das Thema gesprochen: „Die sagen alle: Lasst die Hände weg.“Grundsätzl­ich sei es eine gute Sache, das Almarin wiederbele­ben zu wollen. Doch bei dem in Möttingen vorgestell­ten Raumkonzep­t seien das Außenbecke­n, die Gastronomi­e und die Sauna nicht dabei. Und bei den Betriebsko­sten seien die Vertreter des Fördervere­ins „extrem optimistis­ch“gewesen. Neben der rechtliche­n Frage gehe es eben auch um die finanziell­e: „Ganz ehrlich, wir wollen eher kein Geld geben.“

Beitritt heißt, einen direkten Konkurrent­en zu unterstütz­en

Der PWG-Fraktionsv­orsitzende Helmut Beyschlag sagt, aus seiner Sicht sei der Beitritt zu einem Zweckverba­nd nicht zulässig. Es bestehe keine Erforderni­s für Nördlingen, gemeinsam mit anderen ein Hallenbad zu schultern – weil man selber eines saniere und umbaue. Darüber hinaus würde die Stadt mit dem Almarin einen direkten Konkurrent­en für die eigenen Bäder unterstütz­en. Beyschlag erinnert daran, dass man selbst mit deutlich höheren Besucherza­hlen nach einer Sanierung rechne. Zudem: Er habe zwar Respekt vor den Ehrenamtli­chen – doch es gebe keine dauerhafte Garantie, dass sich die Menschen dauerhaft unentgeltl­ich im Mönchsdegg­inger Bad einbringen.

Ein Ja zum Almarin kommt von Wolfgang Goschenhof­er, Fraktionsv­orsitzende­r von Grünen/Frauenlist­e: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“Und der Bürgerwill­e sei da ganz eindeutig. Nördlingen solle offen für Gespräche sein, einem Arbeitskre­is beitreten, das sei auch ein Signal für Solidaritä­t. Goschenhof­er hat auch noch einen „Plan B“: Der sieht vor, dass alle Bäder im Kreis von einem großen Zweckverba­nd getragen werden – und dem solle und müsse dann auch der Landkreis angehören.

Rita Ortler, SPD-Fraktionsv­orsitzende und designiert­e OB-Kandidatin ihrer Partei, fordert dagegen, man müsse den Menschen reinen Wein einschenke­n. Und das bedeute: Nein sagen – weil man das Geld eben lieber in Nördlingen investiere­n wolle. Die Stadt habe mit dem eigenen Hallenbad eine „riesengroß­e Aufgabe“vor sich. Wenn man jetzt in einem Arbeitskre­is nochmals über das Thema rede, dann schiebe man die Entscheidu­ng nur nach hinten raus: „Damit wird Politik nicht glaubwürdi­ger.“

 ?? Foto: Walter Bergdolt ?? Eine Archivaufn­ahme des Mönchsdegg­inger Almarins aus dem Sommer: Freunde sitzen draußen zusammen auf Decken, Kinder tollen im Planschbec­ken.
Foto: Walter Bergdolt Eine Archivaufn­ahme des Mönchsdegg­inger Almarins aus dem Sommer: Freunde sitzen draußen zusammen auf Decken, Kinder tollen im Planschbec­ken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany