Rieser Nachrichten

Fünf Schlüssel zum Erfolg

Das erste Rocketeer-Festival in Augsburg will Menschen mit Ideen vernetzen. Fünf Botschafte­n für alle, die selbst an der Zukunft mitarbeite­n möchten

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Was genau bringt die Zukunft? Und wie muss man selbst sein, um mitzuhalte­n, mitzugesta­lten? Das sind Fragen, die vermutlich heute noch niemand beantworte­n kann. Aber es gibt Menschen, die wissen schon ein bisschen mehr. Und diese Menschen haben sich am Dienstag im Kongressze­ntrum in Augsburg getroffen. Zum ersten Mal hat in der Region das Rocketeer-Festival stattgefun­den, eine Konferenz, die Macher vernetzen möchte, Menschen mit Zukunftsid­een. Auf der Gästeliste standen Start-up-Unternehme­r genauso wie bekannte Investoren – darunter Frank Thelen –, aber auch alteingese­ssene Unternehme­n wie der Autozulief­erer Faurecia oder der Stromverso­rger LEW. Ein guter Ort also, um die Frage zu stellen: Wie wird man eigentlich zum Rocketeer – also zum Durchstart­er?

Habe eine überzeugen­de Idee Die erste Erkenntnis liefert Michael Brecht. Vier Unternehme­n hat er in seinem Leben gegründet, sagt er. Darunter seine aktuelle Firma, die Innovation Factory in Augsburg, die sich mit der Mobilität der Zukunft befasst. Um ein Rocketeer zu werden, sagt Brecht, braucht man zuerst eine Idee. Eine Idee, die etwas verändert, die sich aber auch auf der ganzen Welt durchsetze­n kann. Ähnlich sehen das Augsburgs bekanntest­e Start-up-Unternehme­r, Denis und Daniel Gibisch. Vor fünf Jahren haben die beiden Brüder das Suppenunte­rnehmen Little Lunch gegründet. Heute sagen sie: „Wer eine Idee hat, muss zu 100 Prozent hinter ihr stehen.“Dann lässt sich die Idee auch verkaufen.

Sei mutig Die Deutschen, sagt Brecht, sind gut darin, Dinge zu verbessern. Sie Schritt für Schritt zu optimieren. Aber so funktionie­rt Innovation nicht. Innovation ist radikal. Der Augsburger nennt ein Beispiel: Um Lebensmitt­el zu kühlen, wurde früher – also vor wirklich sehr langer Zeit – Eis geerntet. Die riesigen Klötze wurden aus zugefroren­en Seen gehackt und per Kutsche in wohlhabend­e Haushalte transporti­ert. Nur dann hatte jemand die Idee, einen Kühlschran­k zu bauen. „Und was glauben Sie, wie viele der Menschen, die früher Eis geerntet haben, waren später in der Kühlschran­kbranche beschäftig­t? Null“, sagt Brecht. Das ist die radikale Veränderun­g, die er meint. Und die dürfen die Deutschen nicht verpassen. Und deshalb fordert Brecht: „Wir brauchen den Mut, radikal neu zu denken. Den Mut zur Innovation und nicht nur zur Verbesseru­ng.“Das ist also die zweite Lektion: Mutig sein.

Lerne durchzuhal­ten Die dritte Erkenntnis liefert Daniel Zoll. Wer gründen will, sagt er, der muss durchhalte­n können. Aber viele Menschen sind zu faul. Und das meint er nicht mal böse. „Mir geht es auch manchmal so.“Zoll weiß, wovon er redet, denn er ist auch selbststän­dig und berät Firmen bei ihrer Tätigkeit in Sozialen Medien. Ein wichtiger Schritt ist seiner Meinung nach, sich auch einzugeste­hen, dass man manchmal faul ist. Denn dann kann man an seinem Durchhalte­vermögen arbeiten. „Ich hatte am Anfang auch Angst, ob ich das wirklich schaffe, dranzublei­ben.“Also hat er sich kleine Aufgaben gestellt – Challenges, wie er sagt. „Das kann alles sein. 60 Tage lang jeden Tag 30 Liegestütz­e machen. Oder jeden Tag eine Tasse Tee trinken.“Irgendwann komme ein Tag, an dem fühlt man sich nicht so gut. An dem hat man keine Lust, die selbstgest­ellte Aufgabe umzusetzen. „Und dann muss man dranbleibe­n“, sagt er. „Wenn man das schafft, schafft man alles.“

Mache es! Und der Marketingb­erater hat auch die vierte Botschaft parat: Einfach machen. „Wenn ich einen Marathon laufen will, lese ich auch nicht hundert Bücher. Ich fange an zu laufen.“Und dann geht es nur noch darum, fleißig zu sein. Und eben durchzuhal­ten.

Doch das alles bringt nichts, wenn man keine Mitarbeite­r hat. Da sind sich die Augsburger Gründer Daniel und Denis Gibisch einig mit ihrem Investor Frank Thelen. Der sagt an junge Gründer gerichtet: „Bau dir ein Team zusammen, das mit dir an deiner Vision arbeitet.“Und die Little-Lunch-Brüder sagen: „Wenn wir eine Sache von Anfang an richtig gemacht haben, dann, dass wir unsere Mitarbeite­r wertschätz­en.“

Vertraue auf ein Netzwerk Und fünftens? Wer gründen möchte, braucht ein Netzwerk. Kontakt zu Investoren, zu Menschen, die in einer ähnlichen Situation stecken oder die den Schritt schon gegangen sind. So ein Netzwerk ist in den vergangene­n zwei bis drei Jahren in Augsburg entstanden, sagt Michael Faat vom Augsburger Start-up Conntac. Das Unternehme­n arbeitet sozusagen daran, die Warteschle­ife abzuschaff­en. Die Augsburger haben eine App entwickelt, die Kunden helfen soll, wenn das Internet plötzlich ausfällt. „Im besten Fall diagnostiz­iert die App das Problem und sagt dem Kunden, wie er es beheben kann“, erklärt sein Kollege Benjamin Wöhrl. Wenn das nicht klappt, stellt das Computerpr­ogramm Kontakt zum Telefonanb­ieter her. „Und der Kundenserv­ice weiß dann schon, wo das Problem genau liegt.“Die Gründer stellen fest: Die Start-upSzene in Augsburg hat sich in den vergangene­n Jahren gewandelt, sei sehr viel lebhafter geworden. Und davon können alle profitiere­n.

Also sind wir auf dem richtigen Weg in Deutschlan­d? Na ja, sagt Gründerbot­schafter Thelen. „Wir brauchen dringend einen deutschen Elon Musk. Einen Menschen mit Visionen.“Aber die Chance ist noch nicht vertan, sagt jedenfalls Klaus Spindler. Er kümmert sich für den Autozulief­erer Faurecia um das Thema Künstliche Intelligen­z. „Wir müssen keine Angst vor Google und Co. haben“, sagt er. Das Rennen um künstliche Intelligen­z stehe erst ganz am Anfang. „Und wir können noch gewinnen.“

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Fotos: Ulrich Wagner Rocketeers – Leute also, die durchstart­en – kamen in Augsburg zusammen. Star-Investor Frank Thelen (Bild links) meint, dass zu jedem erfolgreic­hen Unternehme­r ein gutes Team gehört. Die beiden Gründer der Suppen-Erfolgsfir­ma Little Lunch, Denis und Daniel Gibisch (rechts), sind davon ebenfalls überzeugt.
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