Rieser Nachrichten

Ein Kreuz für Europa

In weniger als zwei Wochen wird das Europäisch­e Parlament gewählt. Das Interesse im Landkreis an Briefwahl steigt. Doch wie profitiert der Landkreis eigentlich von der EU?

- VON BARBARA WILD

Landkreis Europa wählt. Im Landkreis Donau-Ries sind etwa 100 000 Frauen und Männer aufgerufen, über die Zusammense­tzung des europäisch­en Parlaments abzustimme­n. Die Europawahl findet am Sonntag, 26. Mai, statt.

Zwischen 8 und 18 Uhr können die Bürger in einem der 241 Wahlbezirk­e ihr Kreuz machen – und es ist wirklich nur ein einziges Kreuz, das die Wähler auf dem überdimens­ionalen Zettel mit 41 zur Wahl stehenden Parteien hinterlass­en dürfen. Es wird also schnell gewählt und vermutlich auch schnell ausgezählt. Im Landkreis übernehmen das etwa 1750 Wahlhelfer, die am 26. Mai ehrenamtli­ch in den Wahlbüros arbeiten.

Eine Besonderhe­it der Europawahl ist, dass auch ausländisc­he EUBürger, die im Landkreis leben, hier wählen dürfen. Unionsbürg­er aus anderen Mitgliedss­taaten können entweder in ihrem Herkunftsl­and oder an ihrem Wohnsitz im Landkreis teilnehmen. Wer von ihnen sein Kreuz in der Region machen will, muss sich in das Wählerverz­eichnis seiner Kommune eintragen lassen.

Bereits ausgegeben sind die Unterlagen für den Antrag auf Briefwahl. Und das Interesse auf diese Art sein Kreuz abzugeben steigt. So haben in Nördlingen bereits jetzt – knapp eineinhalb Wochen vor der Wahl – 2500 Bürger ihre Unterlagen beantragt. 2014 waren es insgesamt 2100. In Donauwörth haben knapp 3000 Bürger Unterlagen für die Briefwahl angeforder­t, 2014 waren es 2207. Die Tendenz setzt sich fort in Mertingen, wo 421 Frauen und Männer lieber ihr Kreuz zuhause machen wollen. 2014 ware es dort 378. Und auch in der VG Oettingen zeichnet sich ein Plus ab.

Damit diese Stimmen zählen, müssen die Briefe dann ausgefüllt in den Postkasten. Nur dann kann die 2014 magere Wahlbeteil­igung von knapp 41 Prozent überboten werden. Damals wählten die Landkreisb­ürger vor allem die CSU (51 Proviele zent), was einen Verlust von über zehn Prozent bedeutet hatte. Über sechs Prozent legten 2014 die Sozialdemo­kraten zu und holten 16,3 Prozent der Stimmen. Aus dem Stand holte die AfD 7,7 Prozent. Nur knapp darüber kamen die Grünen mit 8,4 Prozent.

Auch bei der der Wahl am 26. Mai werden sich die Blicke auf die Wahlergebn­isse der Populisten in Deutschlan­d und den anderen EULändern richten. „Wir dürfen unseren Kontinent nicht den Nationalis­ten, Populisten, Neinsagern und Extremiste­n überlassen“, sagt Landrat Stefan Rößle (CSU), der ein Verfechter der Europäisch­en Union ist und die Landkreisb­ürger zum Gang an die Wahlurne aufruft. Er ist überzeugt, dass die Region, Bayern und Deutschlan­d ein Europa braucht, das Heimat und Identität stiftet sowie Menschen die nötige Sicherheit spendet. Doch abseits der hehren Worte kämpft der CSU-Politiker für seinen Parteikoll­egen und Spitzenkan­didaten der Konservati­ven auf europäisch­er Ebene, Manfred Weber, den er persönlich schon viele Jahre durch seine Tätigkeit in der kommunalpo­litischen Vereinigun­g kennt.

Wie also die Menschen zur Wahl bewegen? „Es geht bei den Europawahl­en auch explizit um die kommunale Ebene“, so Rößle. Tatsächlic­h sind in den vergangene­n Jahren Fördergeld­er in die Region überwiesen worden. Seit 2014 flossen alleine über das Programm mit dem Namen Leader, das die Entwicklun­g im ländlichen Raum fördert, über 650000 Euro in den Landkreis. Am meisten profitiert­e die LAG Monheimer Alb mit 260000 Euro. Dort haben sich 17 Kommunen zwischen Mönchsdegg­ingen bis ins benachbart­e Pappenheim zusammenge­schlossen um Projekte umzusetzen. Aktuell geht es beispielsw­eise um die touristisc­he Aufwertung des Lohweihers in Wemding – hierfür gab es für die Stadt Wemding nochmals über 150000 Euro. Auch die Erfassung von Streuobsts­orten in Nordschwab­en oder ein Wegenetz für Mountainbi­ker wird hier umgesetzt. In naher Zukunft soll auch der Obstlehrga­rten bei Wemding, ein Projekt des Landkreise­s, mit knapp 140000 Euro gefördert werden.

Im Bereich Umweltschu­tz erhielt der Landkreis für die Heide-Allianz und die Gebietsbet­reuung im Ries fast 1,2 Millionen Euro. Das Jobcenter Donau-Ries erhielt eine Viertel Million Euro zum Abbau von Langzeitar­beitslosig­keit und über 360 000 Euro flossen in das Technologi­ezentrum Westbayern in Nördlingen, wodurch eine Zusammenar­beit mit der Hochschule Augsburg verwirklic­ht werden konnte.

Was die EU für jeden einzelnen Bürger tut und wo sie spürbar ist, kann man selbst mit ein paar Klicks herausfind­en. Auf einer Internetse­ite wurden Förderproj­ekte aber vor allem die Rechte und Freiheiten gelistet und politische Errungensc­haften dargelegt. Das alles gibt es unter https://what-europe-does-forme.eu/de/portal.

„Es geht bei den Europawahl­en auch explizit um die kommunale Ebene.“

Landrat Stefan Rößle

 ?? Foto: Barbara Wild ?? Es ist wieder Wahlkampf, auch wenn sich die Wahlplakat­e in Grenzen halten: Unter der Schellenbe­rgbrücke in Donauwörth stehen zwei der wenigen Großplakat­e, auf denen Parteien um die Stimmen der Bürger werben. Hier sind es die CSU und die Linke.
Foto: Barbara Wild Es ist wieder Wahlkampf, auch wenn sich die Wahlplakat­e in Grenzen halten: Unter der Schellenbe­rgbrücke in Donauwörth stehen zwei der wenigen Großplakat­e, auf denen Parteien um die Stimmen der Bürger werben. Hier sind es die CSU und die Linke.

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