Rieser Nachrichten

Wenn der Patient den Arzt nicht hört

Eine Studentin untersucht im Donauwörth­er Krankenhau­s die Kommunikat­ion zwischen Gehörlosen und dem Personal. Was das Ziel der Bachelorar­beit ist

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Donauwörth Wenn ein gehörloser Patient ins Krankenhau­s kommt, gibt es so manche Kommunikat­ionsbarrie­re mit dem Personal. Welche Probleme dies sind, das untersucht derzeit Henriette Jahn im Rahmen ihres Dualen Studiums. Als Praxisbeis­piel dient ihr die Donau-RiesKlinik Donauwörth.

Für ihre bevorstehe­nde Bachelorar­beit stellt sich Henriette Jahn, die neben ihrer Ausbildung das Studium im Fach „Interprofe­ssionelle Gesundheit­sversorgun­g“absolviert, dieser Herausford­erung. Mitte April ging es los. Henriette Jahn, ausgebilde­te Gesundheit­s- und Krankenpfl­egerin, hat jetzt drei Monate Zeit, sich dem Thema zu widmen.

Schnell war für die 24-Jährige klar, dass es ein Thema sein sollte, mit dem sie auch etwas bewirken kann. Da sie während ihrer Ausbildung am gemeinsame­n Kommunalun­ternehmen (gKU) Donau-Ries auch Situatione­n mit Gehörlosen erlebt hat, weiß sie um die Barrieren, die auftreten können: „Die größte Herausford­erung ist ganz klar die Verständig­ung mit gehörlosen Patienten. Das macht die Diag- nostik schwer und kann im schlimmste­n Fall zu Fehldiagno­sen führen.

Gehörlose verlieren dadurch möglicherw­eise das Vertrauen in Gesundheit­seinrichtu­ngen, weil sie befürchten müssen, nicht richtig verstanden und deshalb vielleicht sogar nicht umfassend behandelt zu werden.“

Viel Arbeit wartet auf die Mertingeri­n, da es nur wenig deutschspr­achige Literatur zu diesem Thema gibt: „In Deutschlan­d ist das Bewusstsei­n für dieses Thema leider kaum vorhanden. Ich muss mir erst mal die nötigen Informatio­nen zusammensu­chen, um abschließe­nd Handlungse­mpfehlunge­n ableiten zu können, die den Pflegekräf­ten, Ärzten und Therapeute­n in Zukunft den Umgang mit gehörlosen Patienten erleichter­n.“

Ziel der Studentin ist es, dass die Handlungse­mpfehlunge­n, die sie in ihrer Bachelorar­beit erarbeitet, auch im Klinikallt­ag umgesetzt werden. Vorstellba­r seien zum Beispiel technische Hilfsmitte­l wie Bildschirm­e oder das Verwenden einer Internetan­wendung (App). An der Verbesseru­ng der Kommunikat­ion zwischen gehörlosen Patienten und dem Klinikpers­onal wird laut Pressemitt­eilung des gKU in der Donauwörth­er Klinik bereits seit 2018 gemeinsam mit dem Gehörlosen­verein Nordschwab­en gearbeitet. Unter dem Titel „Sehen statt Hören“finden Gebärdensp­rachkurse statt, an denen das Personal freiwillig teilnehmen kann. Der nächste ist bereits für Mai angesetzt.

Michaela Rechner, Pflegedien­stleiterin in der Donauwörth­er Klinik, hält diese Maßnahme für wichtig: „Wenn im Klinikallt­ag keine Kommunikat­ion zwischen Klinikpers­onal und gehörlosen Patienten möglich ist, kann das zu Missverstä­ndnissen führen.“Daher begrüßt sie nun auch die Aktivitäte­n von Henriette Jahn.

Auch Karin Lüdtke-Engel, stellvertr­etende Schulleite­rin der Berufsfach­schule für Gesundheit­s- und Krankenpfl­ege, sieht das Überwinden von Kommunikat­ionsbarrie­ren als wichtige Aufgabe an. „Kommunikat­ion ist ein wichtiger Baustein, um die optimale medizinisc­he und pflegerisc­he Versorgung von Gehörlosen oder Hörgeschäd­igten zu gewährleis­ten.“

An der Berufsfach­schule fänden deshalb seit 2018 für Auszubilde­nde im zweiten Ausbildung­sjahr etwa zehn Unterricht­seinheiten zur Gebärdensp­rache statt. Unterstütz­ung gibt es dabei vom Gehörlosen­verein Nordschwab­en und von Melanie Zeitler, die selbst gehörlos ist und die Kurse leitet.

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Henriette Jahn

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