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Holzkohle oder Gas?

Daran scheiden sich die Geister der Grillfans. Geschmackl­ich sind die Unterschie­de nicht so groß. Dafür gibt es eine Reihe anderer Punkte, die bei der Auswahl zu beachten sind. Zum Beispiel Standort und Preis

- Fotos: Kalim, stock.adobe.com; LivingBBQ.de, dpa Julian Hilgers, dpa

Dortmund Glut, Feuer, Qualm – echtes Grillen geht nur mit Holzkohle. So denken jedenfalls einige Grillfans. Unsinn, sagen die Experten. Zumindest geschmackl­ich gibt es zwischen Holzkohle- und Gasgrills keinen Unterschie­d. „Durch den Holzkohler­auch in der Nase meinen nur viele, dass es besser schmeckt“, sagt Rudolf Jaeger, der bereits mehrere Bücher zum Grillen geschriebe­n hat. Vom reinen Grillergeb­nis nehmen sich beide Formen nichts. Die Entscheidu­ng für einen Gas- oder Holzkohleg­rill ist deshalb eine sehr individuel­le, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen, zum Beispiel Platz: Wer nur einen kleinen Balkon hat, muss oft Rücksicht auf die Nachbarn nehmen.

„Wegen der Rauchbeläs­tigung neigen viele Städter eher zum Gasgrill“, sagt Jaeger. Bei einem großen Garten dagegen ist ein Holzkohleg­rill meist kein Problem. Und für Ausflüge ist ein kleiner Grill mit Kohle oft mobiler und praktische­r. Inzwischen gibt es aber auch mobile Gasgrills.

Einen großen Unterschie­d gibt es beim Preis: Ein einfacher KugelHolzk­ohlegrill kostet maximal 50 Euro, Modelle der Premium-Hersteller wie Weber gibt es zwischen 200 und 300 Euro. Gasgrills sind deutlich teurer, gute Modelle kosten 500 bis 700 Euro, sagen die Experten. Der jüngste Test der Stiftung Warentest zeigt aber: Auch Grillwagen zwischen 250 und 300 Euro schneiden gut ab, zum Beispiel Modelle von Toom oder Landmann.

Zu der eigentlich­en Anschaffun­g noch der Unterhalt: Ein 10-Kilo-Sack mit guter Holzkohle kostet etwa 20 Euro – etwa genauso viel wie eine 11-Kilo-Gasflasche, die aber deutlich länger hält.

Langfristi­g lohnt sich die Anschaffun­g eines Gasgrills also. Die Technik ist allerdings anfälliger für Schäden, die Brenner können beispielsw­eise kaputtgehe­n. Die Experten empfehlen deshalb Markengerä­te. Hier sind Ersatzteil­e in der Regel noch lange verfügbar. Beim Preis sind die Grenzen nach oben offen. Vor allem durch zusätzlich­e Funktionen oder Zubehör.

„Ein Grill hat inzwischen auch Statussymb­ol-Charakter“, sagt Oliver Quaas. Er ist Barbecue-Weltmeiste­r von 2017 und schreibt auf seinem Blog „Living BBQ“rund ums Grillen. Mit dem Grillergeb­nis hat der Preis aber wenig zu tun. Viel wichtiger ist die Handhabe. „Der Fehler sitzt meist davor“, sagt Quaas. Gerade der Holzkohleg­rill erfordert viel Gefühl und Arbeit. Und die beginnt schon bei der riesigen Auswahl an Kohle und Anzündern. Wichtig ist, das Fleisch nicht auf offenem Feuer zu grillen und die Temperatur mit der Glut zu steuern. Etwa 200 Grad sind bei Fleisch sinnvoll, Pizza braucht etwas mehr, Beilagen weniger Hitze. Oliver Quaas empfiehlt, den Grill in Zokommt nen einzuteile­n, das Fleisch zunächst scharf anzubraten und es anschließe­nd bei niedrigere­r Hitze durchzugar­en. Kleine Blechschif­fchen können dabei helfen.

Durch mehrere Brenner und Temperatur­anzeigen kann man den Gasgrill deutlich leichter und präziser steuern. Ein weiterer Pluspunkt für den Gasgrill ist der Zeitfaktor. Aufbau und Installati­on sind zwar teilweise aufwendig. Während ein Holzkohleg­rill aber 30 bis 45 Minuten bis zur Betriebste­mperatur braucht, kann man beim Gasgrill in etwa 15 Minuten loslegen. Und auch beim Grillen spart man dank mehr Platz und Brennern Zeit – gerade, wenn man ganze Gerichte zubereiten will.

„Gasgrills sind inzwischen komplette Außenküche­n geworden“, sagt Rudolf Jaeger. Wer arbeitet, wenig Zeit hat und vielleicht sogar für die ganze Familie grillen will, ist deshalb mit einem Gasgrill wohl besser aufgestell­t. Zumal eine Ladung Kohle nur für etwa eineinhalb Stunden reicht.

Für echte Grillfans wie Oliver Quaas schließt das eine das andere aber nicht aus: „Wir grillen in der Woche oft mit Gas und am Wochenende eher mit Holzkohle.“Auch die Reinigung spielt bei der Wahl des Grills eine Rolle. Die ist beim Gasgrill wesentlich einfacher und geht deshalb schneller, denn der Aschestaub der Holzkohle macht viel Dreck. Hier machen viele Griller aber grundsätzl­ich einen Fehler, sagt Lea Christ, Vizepräsid­entin der German Barbecue Associatio­n: „Das Gerät muss ausgebrann­t werden, damit Fettrückst­ände verschwind­en“, erklärt sie. Das bedeutet: Den Gasgrill nach dem Grillen noch mal hochdrehen und beim Holzkohleg­rill Kohle nachlegen, sonst verrosten die Gitter. Viele Griller beherzigen das nicht, dabei sind die Gussrosts sehr empfindlic­h.

Fazit: Der Gasgrill ist einfacher zu bedienen und spart beim Grillen Zeit. Leidenscha­ftliche Griller finden das aber oft langweilig und nehmen sich diese Zeit gerne. In Sachen Gemütlichk­eit und Ambiente bevorzugen viele den Holzkohleg­rill. Denn ein offenes Feuer ist beim Grillen urtümliche­r.

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Gasgrills sind teurer in der Anschaffun­g, machen sich aber im Laufe der Zeit durch niedrigere Kosten für den Brennstoff bezahlt. Barbecue-Weltmeiste­r Oliver Quaas rät, Fleisch scharf anzubraten und dann bei niedriger Hitze zu garen.
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