Rieser Nachrichten

Konrektor gab Aufgaben weiter

Realschull­ehrer wollte dem Sohn seiner Lebensgefä­hrtin zum Abschluss verhelfen. Wie der Betrug aufflog und vor Gericht landete

- VON CARMEN JUNG Symbolfoto: Felix Kästle, dpa

Aichach-Friedberg Er hat es für die Frau getan, die er heiraten wollte: Ein 44-Jähriger, inzwischen suspendier­ter Konrektor einer Realschule im Landkreis Aichach-Friedberg, hat im Juni 2018 die Aufgaben der Realschul-Abschlussp­rüfung samt Lösungen für den Sohn seiner Geliebten aus dem Schultreso­r geholt. Der Mann legte am Mittwoch am Amtsgerich­t Aichach ein umfassende­s Geständnis ab, zeigte Reue und machte den Versuch einer Erklärung für seine Tat: Er habe nach zwei gescheiter­ten Ehen seine neue Beziehung nicht gefährden wollen. Was er damit allerdings aufs Spiel setzte: sämtliche Abschlussp­rüfungen der bayerische­n Realschule­n.

Der Direktor der Schule fiel aus allen Wolken, wie er als Zeuge vor Gericht schilderte: Als er die Aufgaben am Morgen der Deutschprü­fung aus dem Tresor holte, stellte er sofort fest, dass der Umschlag völlig anders aussah, als zwei Tage zuvor, als er die Prüfungsau­fgaben im Beisein des Angeklagte­n in den Tresor gelegt hatte. Auch fehlte das Siegel. „Ich hab’ gedacht, ich dreh’ durch“, sagte er. Schnell beschlosse­n die Verantwort­lichen: Die Prüfung wird trotzdem durchgezog­en, denn es stehen bayernweit nicht weniger als 40000 Abschlussp­rüfungen auf dem Spiel. Diese Linie zogen Schulbehör­den und Kultusmini­sterium durch. Ihnen war klar: Auch die Umschläge für die Englisch-, Matheund Rechnungsw­esenprüfun­gen waren geöffnet worden.

Fünf unruhige Tage später war der Hintergrun­d klar: Der Lehrer einer Realschule aus einem Nachbarlan­dkreis berichtete dem Direktor von einem schlechten Schüler, der beste Ergebnisse erziele und in dessen Arbeiten auch Musterlösu­ngen auftauchte­n. Den Pädagogen war bekannt: Die Mutter des Schülers ist mit dem Konrektor liiert.

Wegen Verletzung des Dienstgehe­imnisses und Siegelbruc­h verurteilt­e Amtsrichte­r Walter Hell den 44-Jährigen zu einer siebenmona­tigen Bewährungs­strafe, seine Partnerin wegen Anstiftung zu einer Geldstrafe von 2400 Euro. In seiner Begründung konnte sich Hell einen Seitenhieb nicht verkneifen: Er hoffe, dass das die einzige Manipulati­on bei den Abschlussp­rüfungen gewesen sei, von der die Öffentlich­keit nichts erfahren habe.

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Die Realschulp­rüfungen standen auf der Kippe.

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